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Grüne Woche 2014: Eine Bühne für die Bauern?

Verbände und Aktionsbündnisse machen in Berlin auf der GW wieder Stimmung gegen die konventionelle Landwirtschaft. Viele Leitartikelschreiber werden für die gezielte Veröffentlichung jeder noch so fragwürdigen Studie dankbar sein, um „Skandal“ zu schreien. Und vor dem Kanzleramt fordern Demostranten eine Agrarwende.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von Matthias Schulze Steinmann, stellv. Chefredakteur des Wochenblatts Westfalen-Lippe:


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Nur noch wenige Tage, dann beginnt in Berlin die Internationale Grüne Woche. Auch in diesem Jahr werden die Landwirte wieder die Bühne „IGW“ nutzen, um zu zeigen, was sie alles für die Gesellschaft leisten.



Die Landfrauen werden an gleich zwei Messeständen den Besuchern aus der ganzen Welt Rede und Antwort stehen. Der Erlebnisbauernhof wird auf mehr als 6.000 m2 wieder den Verbrauchern eine moderne Landwirtschaft zum Anfassen bieten (Fotoschnappschüsse von Berliner Schülern, die zum ersten Mal in ihrem Leben einer Kuh begegnen, inbegriffen). Und das Präsidium des Bauernverbandes wird unzählige Hände schütteln und Reden halten.



Das ist zumindest die eine Seite: Auf der anderen werden Verbände und Aktionsbündnisse wieder Stimmung gegen die konventionelle Landwirtschaft machen. Viele Leitartikelschreiber der großen Zeitungen werden für die gezielte Veröffentlichung jeder noch so fragwürdigen Studie dankbar sein, um „Skandal“ zu schreien. Und vor dem Kanzleramt werden überzeugte Veganer und Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) Seit an Seit die „Agrarwende“ fordern. Motto: „Wir haben Agrarindustrie satt! Gutes Essen. Gute Landwirtschaft. Für alle!“ – Agrarpolitik kann so einfach sein.



Keine Frage: Die Grüne Woche 2014 wird nicht nur die erste große Bewährungsprobe für den nicht ganz freiwillig zum neuen Bundeslandwirtschaftsminister ernannten Hans-Peter Friedrich (CSU). Sie rückt das gesamte Themenfeld Landwirtschaft in das öffentliche Scheinwerferlicht.

Auch unangenehme Diskussionen sind da vorprogrammiert. So entschlossen wie die Demonstranten vor dem Kanzleramt fordern wohl nur die wenigsten Bürger einen Systemwechsel in der Landwirtschaft. Und doch beschleicht auch breite Teile der Bevölkerung zunehmend das Gefühl, dass da etwas falsch läuft hinter den Zäunen der immer größeren Agrarbetriebe.



Die Landwirte sind gut beraten, die Bedenken ernst zu nehmen, manchen Status quo der heutigen Landwirtschaft sogar kritisch zu hinterfragen. Sie sollten die ewigen Nörgler aber auch mit den Widersprüchen ihrer Argumentation konfrontieren und ihnen die wissenschaftlichen Realitäten unter die Nase reiben: Schon jetzt ist es eine gewaltige Herausforderung, weltweit mehr als 7 Mrd. Menschen mit Nahrung und Energie zu versorgen. Hilft es da, wenn man Jahrzehnte wissenschaftlicher Forschung einem Bauchgefühl opfert? Vorgetragen von Menschen, die häufig noch nie einen Stall von innen gesehen haben.



Zugegeben, ideologisch getriebene Zeitgenossen wird man mit Sachargumenten nicht überzeugen können. Aber ist das ein Grund, sich aus den Debatten herauszuhalten? Wohl kaum, diese Tatsache zeigt nur, dass es mit guter Facharbeit allein nicht getan ist. Schließlich geht es um Vertrauen. Das gewinnt man über Köpfe und positive Emotionen. Hier ist niemand authentischer als die Bäuerinnen und Bauern selbst – und davon leben die zahlreichen Aktionen von Landjugend bis Landfrauen, die der Branche ein sympathisches und vor allem glaubwürdiges Gesicht geben.



Beim Thema „Glaubwürdigkeit“ wird auch die Spitze des Deutschen Bauernverbandes Farbe bekennen müssen. Wie ernst ist es dem Haupt- und Ehrenamt mit dem selbstkritischen Kurs, der sich in immer mehr Landesverbänden durchsetzt? Und vor allem: Was bedeutet Selbstkritik? Dass der Verband kritische Themenbereiche in der Landwirtschaft angeht? Oder, dass der Verband sagt, dass er kritische Themenbereiche in der Landwirtschaft angeht?


Eines ist sicher. Die Grüne Woche  2014 hat das Zeug zur großen Bühne – für die Bauern, aber auch für deren Kritiker. Das bedeutet für beide Seiten jede Menge Aufmerksamkeit, aber auch eine große Fallhöhe.

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