Die EU-Kommission hat in einer Studie die Auswirkungen von zwölf künftigen Handelsabkommen auf den Agrar- und Lebensmittelsektor untersuchen lassen. Danach könnten insbesondere der Milch- und der Schweinefleischsektor in der EU von den Abkommen profitieren. Für den Rindfleischsektor überwiegen die Risiken.
Die von der EU geplanten Freihandelsabkommen treffen die verschiedenen Sektoren der Landwirtschaft in unterschiedlicher Weise. Das zeigt eine Studie, die die EU-Kommission in dieser Woche auf dem Agrarrat in Brüssel vorgestellt hat. Darin sind die Auswirkungen von 12 künftigen Freihandelsabkommen auf den Agrarsektor der EU berechnet. Dazu zählen die bestehenden Abkommen mit der Türkei und Mexiko, die abgeschlossenen aber noch nicht vollständig in Kraft getretenen Abkommen mit Kanada (Ceta) und Vietnam, die im Verhandlungsstand befindlichen Abkommen mit den USA (TTIP), mit den südamerikanischen Mercosurländern, mit Japan, Thailand, Indonesien und den Philippinen sowie die für die Zukunft angestrebten Abkommen mit Australien und Neuseeland.
Erhebliche Zuwächse prognostiziert die Studie vor allem für den Milch- und Schweinefleischsektor der EU. Risiken bestehen hingegen vor allem für die Sektoren Rindfleisch und Reis. Laut der Studie könnten die Handelsabkommen dort zu einem Rückgang der Erzeugerpreise führen. Die EU-Kommission fühlt sich durch die Ergebnisse der Studie darin bestätigt, dass der derzeitige Ansatz der EU richtig sei, die Liberalisierung der Einfuhren sensibler landwirtschaftlicher Erzeugnisse bei allen Handelsverhandlungen zu beschränken. Als Beispiel führt die Kommission das kürzlich mit Kanada geschlossenen Abkommen Ceta an. Dort vereinbarte die EU ein begrenztes Zollkontingent für Rindfleisch von 45.838 Tonnen. Es wird gestaffelt über einen Zeitraum von fünf Jahren eingeführt und entspricht etwa 0,6 % des gesamten Verbrauchs in der EU.
Der Vizepräsident der EU-Kommission, Jyrki Katainen, verwies bei der Vorstellung der Studie auf die Chancen, die Handelsabkommen für verarbeitete Lebensmittel bringen könnten. „Zuwächse insbesondere im Bereich der verarbeiteten Lebensmittel wirken sich auch positiv auf die Primärproduktion aus“, sagte er. Die EU-Ausfuhren landwirtschaftlicher Rohstoffe sicherten 1,4 Millionen Arbeitsplätze, weitere 650.000 Arbeitsplätze in der Lebensmittelverarbeitung hingen ebenfalls von der Exportfähigkeit der EU ab, so Katainen weiter. Laut EU-Agrarkommissar Phil Hogan zeigt die Studie, dass sich internationale Handelsabkommen im Allgemeinen positiv auf die Landwirtschaft und den Agrar- und Lebensmittelsektor auswirken.
Die Ergebnisse der Studie sollen beim Rat der EU-Agrarminister im Januar unter dem Vorsitz Maltas weiter diskutiert werden.