Ist der Wirkstoff Glyphosat, der z.B. Hauptbestandteil von Roundup ist, nun für Tier und Mensch gefährlich oder nicht? Über diese Frage können Behörden, Verbände und Parteien derzeit vortrefflich streiten. Während grüne Organisationen und Abgeordnete vehement einen Zulassungsstopp fordern, verweisen offizielle Stellen sowie die Regierung auf strenge Zulassungsprüfungen, die keine Gefahren identifiziert hätten.
Um weitere Argumente gegen Glyphosat vorzubringen, hatte der BUND diese Woche den argentinischen Mediziner Prof. Dr. Andrés Carrasco zu einem Berichterstattergespräch eingeladen. Das Treffen wurde dann aber offenbar aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über den Teilnehmerkreis kurzfristig abgesagt.
Prof. Carrasco hatte bei Tierversuchen mit Fröschen den Wirkstoff Glyphosat gespritzt und dann hohe Todesraten und Fehlbildungen bei Embryonen festgestellt.
Ebner: "Das ist der Beweis, das Mittel ist gefährlich!"
Zuvor hatte bereits am Montag ein öffentliches Fachgespräch der Grünen mit Prof. Carrasco stattgefunden. Agrarsprecher Harald Ebner zeigte sich anschließend erfreut, dass Prof. Carrasco seiner Meinung nach auch kritische Stellungnahmen deutscher Behörden eindrucksvoll hätte entkräften können. „Anders als etwa vom BVL behauptet, treten schwere Missbildungen bereits bei niedrigsten Glyphosat-Konzentrationen auf“, so der Abgeordnete. Der Anstieg der Rate von Fehlgeburten, Missbildungen und Krebs bei Kindern in Argentinien um ein Vielfaches in den letzten zehn Jahren bestätige das auf traurige Weise.
Claire Robinson von der Organisation Earth Open Source bemängelte das unwissenschaftliche Vorgehen von BVL und BfR bei der Interpretation von Studienergebnissen zu Glyphosat, die Grundlage der Erstzulassung waren: Missbildungen und Störungen im Rahmen der embryonalen Entwicklung würden als solche nicht erkannt oder als "Entwicklungsvariationen" verharmlost.
„Glyphosat-Verbot nur gefordert, um GVO-Anbau zu bremsen!“
Unbeeindruckt zeigt sich dagegen die Agrarsprecherin der FDP, Christel Happach-Kasan. „Der Erkenntnisgewinn solcher Tierversuche ist gering, denn Pflanzenschutzmittel werden auf dem Feld zur Unkrautvernichtung angewandt“, sagte sie anschließend. Solche Versuche seien für die Praxis nicht relevant und daher aus Tierschutzgründen höchst bedenklich. Sie kritisierte damit das direkte Spritzen des Mittels in die Blutbahn der Versuchstiere.
Die Prüfung von Pflanzenschutzmitteln ist ihrer Meinung nach in Deutschland umfassend und berücksichtigt mögliche Auswirkungen auf die menschliche und tierische Gesundheit wie auch die Natur. „Eine Gefährdung von Mensch oder Tier ist bisher nicht beobachtet worden.“ Die FDP-Politikerin ist davon überzeugt, dass die Grünen Roundup nur verbieten lassen wollen, weil die heute angebauten gentechnisch veränderten Sojapflanzen speziell auf Glyphosatresistenz ausgerichtet sind. Ohne Glyphosat kein GVO-Sojaanbau, laute der Plan, vermutet Happach-Kasan. (ad)
Mehr zu dem Thema:
Stellungnahme von Monsanto zu den Vorwürfen
Zulassungsstopp für Glyphosat gefordert (23.9.2011)
NGO fordert Glyphosat-Verbot (21.9.2011)
Grüne fordern Risikobewertung des Herbizids Glyphosat (7.9.2011)