Den langfristigen agrarstrukturellen Nutzen zusätzlicher Fördergelder für die ersten Hektare hat das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) in Frage gestellt. In einer Analyse verweisen die in Halle tätigen Wissenschaftler Prof. Alfons Balmann und Dr. Christoph Sahrbacher darauf, dass kleinere Agrarbetriebe und Hofnachfolger nach dem Beschluss der deutschen Agrarministerkonferenz im Rahmen der Umsetzung der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) durch besondere Zulagen begünstigt werden sollen.
Dies erhöht nach ihrer Einschätzung zwar die Überlebenswahrscheinlichkeit unrentabler Betriebe, verbessert aber nicht deren Entwicklungsperspektiven (Dokumentation). Zum einen verfügten selbst kleinere Neben- und Haupterwerbsbetriebe in den alten Bundesländern trotz ihrer geringen Rentabilität ohnehin zumeist über eine hohe Eigenkapitalausstattung. Zum anderen konkurrierten sie insbesondere in Süddeutschland mit anderen kleineren und mittleren Betrieben, die sich in einer ähnlichen Situation befänden, so dass die Zusatzzahlungen in Form höherer Pachtpreise und einer Strukturkonservierung verpufften. Reformen werden erschwert In den neuen Bundesländern führen kleinere Betriebe nach Angaben der Leipziger Agrarökonomen nur ein Nischendasein innerhalb eines von recht großen Haupterwerbsbetrieben und juristischen Personen dominierten Sektors.
Umgekehrt bereiteten die Zahlungseinbußen größerer Betriebe diesen auch kaum schwerwiegende langfristige Nachteile, da diese vor allem mit anderen größeren Unternehmen konkurrierten, die ebenfalls von Zahlungseinbußen betroffen seien, so Balmann und Sahrbacher. Nach ihrer Einschätzung sind die Beschlüsse dennoch politisch bedenklich, da hierdurch falsche Signale gesetzt und zukünftige und längst überfällige Reformen erschwert werden. Die Leistungsträger der heutigen und insbesondere der zukünftigen Landwirtschaft in den jeweiligen Regionen profitierten von den Beschlüsse nicht, monieren die IAMO-Wissenschaftler. Für die Weitergewährung der zukünftig leicht reduzierten Direktzahlungen müssten diese einerseits mit weiterhin überhöhten Bodenpreisen klarkommen. Andererseits erschwere die „subventionsgetriebene Strukturkonservierung“ die Entwicklungsmöglichkeiten solcher Unternehmen. AgE