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Jung: „Wölfe auf der Weide sofort schießen“

Hassbriefe, Morddrohungen und eine Anzeige wegen Aufrufs zu einer Straftat haben im Sommer Aussagen von Reinhard Jung, Geschäftsführer des Bauernbundes Brandenburg, zum Thema Wolf ausgelöst. Im Interview mit der taz sagte er auf die Frage, wie man mit den Wölfen in Brandenburg umgehen sollte: Schießen, sofort schießen.

Lesezeit: 4 Minuten

Hassbriefe, Morddrohungen und eine Anzeige wegen Aufrufs zu einer Straftat haben im Sommer Aussagen von Reinhard Jung, Geschäftsführer des Bauernbundes Brandenburg, zum Thema Wolf ausgelöst. Im Interview mit der taz sagte er auf die Frage, wie man mit den Wölfen in Brandenburg umgehen sollte: „Schießen, sofort schießen.“

 

Denn laut Jung gibt es in Brandenburg 60.000 ha Totalreservate, Truppenübungsplätze und Bergbau-Sperrgebiete. Da sei genug Platz für den Wolf. „Bei uns auf dem Land wollen wir ihn jedenfalls nicht haben.“ Jung hat dabei vor allem Sorge um die Schafe und Rinder.

 

„Wir können lange über unser Verhältnis zur Wildnis philosophieren, am Ende bleiben die ganz banalen ökonomischen Fakten: Dass der Wolf sich ausbreitet belastet die Weidewirtschaft, die artgerechteste Form der Tierhaltung, gesellschaftlich hoch angesehen, mit erheblichen Zusatzkosten. Das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit der Weidewirtschaft und damit vieler Bio-Betriebe gegenüber der intensiven Stallmast“, so Jung gegenüber der taz.

 

Die von den Befürwortern vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen überzeugen den Landwirt auch nicht. „Wir können uns Hunde anschaffen, die ungefähr soviel Fleisch fressen, wie der Wolf reißt. Oder wir können Zäune bauen, zwei Meter hoch und einen halben Meter in der Erde, mit Elektronetzen und Stacheldrahtkrone. Abgesehen davon, dass Sie unsere jetzt noch lieblichen Landschaften dann nicht wiedererkennen würden, wird diesen gigantischen Aufwand niemand bezahlen.

 

Wenn sich der Wolf genauso schnell ausbreitet wie der ebenfalls geschützte Biber, der gerade vielerorts die Grünlandniederungen unter Wasser setzt, dann sieht Jung schwarz (Mehr dazu hier in der FAZ). Die derzeitigen Zuwachsraten hochgerechnet gebe es in 10 Jahren in jedem brandenburgischen Dorf einen Wolf. Die ganzen Schafe und Kälber, die gerissen werden, müssten die Bauern bezahlen. Zwar gebe es vom Land Ausgleichszahlungen, kritisiert der Geschäftsführer weiter. Das sei jedoch schwierig, man müsse Anträge stellen und Beweise liefern. „wenn es immer mehr wird, wird der Staat eh nicht mehr zahlen“, glaubt Jung.

 

Auf die Frage, ob denn nicht nach dem Abschuss eines Wolfes der nächste aus dem Naturschutzgebiet rüber kommt, antwortet der Landwirt unmissverständlich: „Dann wird der eben auch geschossen.“ Dass dies einer neuen Ausrottung gleichkäme glaubt er dabei nicht. In den Schutzgebieten würden sie überleben.

Auch an die Argumente der Wolfsschützer, dass die Tierdichte sehr gering bleibe, weil eine Wolfsfamilie angeblich auf 20.000 bis 27.000 ha keine anderen Rudel dulde, glaubt Jung nicht. „Alles schöne Theorie. Wir wollen dafür nicht die Versuchskaninchen sein. Der Wolf war früher allen Überlieferungen zufolge ein Feind des Menschen, ein schlimmer Schädling, der viel Unheil angerichtet hat. Er wurde nicht aus Spaß ausgerottet. Die Menschen wollten einfach ohne Angst leben.“

 

Den Naturschützern bescheinigt Jung, keine Ahnung zu haben. „Die sitzen entspannt im Berliner Fabrikloft und schauen sich auf dem Bildschirm an, wie niedlich Wolfswelpen sind. Denen würde ich gerne mal meinen Mutterkuhbetrieb erklären, wie knapp man kalkulieren muss, wenn man mit Weidetieren Geld verdienen will.“


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Die Empörung auf diese Aussagen war gewaltig, erinnert der Bauernbund in seinem Rundbrief und versteht die Welt nicht mehr. In der ländlichen Lokalzeitung Prignitzer etwa kommentierte der Redakteur Lars Reinhold: „Von Ignoranz scheint der Geschäftsführer des Bauernbundes geblendet. Ob seine Forderung, den Wolf abzuschießen politisch oder wortwörtlich gemeint war, ist irrelevant. Der Wolf war vor dem Menschen da, und wenn letzterer so dämlich ist, Isegrimm die Leckerchen auf dem Präsentierteller – der Weide – anzubieten, muss er auch damit leben, wenn das wilder Tier zuschlägt.“

 

Ganz anders der Redakteur des Berliner Boulevardblattes BZ Gunnar Schupelius: „Platz für den Wolf gibt es genug. Wenn er sich auf die Kühe stürzt und den Bauern Schaden zufügt, dann ist die Forderung berechtigt, ihn aus den landwirtschaftlichen Gebieten zu vertreiben. Das muss ein Bauer sagen dürfen, ohne angezeigt zu werden. Die Tierschützer (Peta) haben jedes Maß verloren. Sie vergessen, dass man auch Kühe und Schafe schützen muss. In einer Kulturlandschaft achtet der Mensch auf den Bestand der Tiere. Wir leben hier nicht in der Wildnis.“ Die BZ fragte darauf in einer Onlineumfrage „Hat der Bauer recht, der Wölfe in Brandenburg schießen will? 2.046 Leser stimmten mit Ja, 430 mit Nein.


Aktueller Stand des Verfahrens


Auf Nachfrage erklärte Reinhard Jung, die Staatsanwaltschaft Neuruppin habe bisher keine Ermittlungen aufgenommen. Im Dezember würde aber das Plenum Wolfsmanagement Brandenburg tagen und der Bauernbund wolle sich vorher entsprechend positionieren, gerne auch in Zusammenarbeit mit dem Bauernverband.

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