Völlig überraschend verschiebt die KTG Agrar AG ihre Hauptversammlung um fast zwei Monate auf den 26. August. Laut einem Bericht der Tagesschau begründet das Unternehmen dies mit der Ernte. Nebulös spreche das Unternehmen in einer Mitteilung außerdem von "aktuellen herausfordernden Aufgaben", die einer termingerechten Zusammenkunft der Aktionäre ebenfalls entgegenstehen.
Wie es weiter geht, fragen sich nun nicht nur Aktionäre und Gläubiger, sondern auch die Öffentlichkeit. Denn das Tauziehen um KTG Agrar um eine bisher ausgefallene Zinszahlung auf eine Anleihe im Volumen von 200 Millionen Euro per 6. Juni dürfte wohl die herausfordernste Aufgabe sein, an der die Firmenlenker arbeiten. Diese Zahlung wollte das Management urspünglich in den ersten 14 Tagen, dann aber bis zum HV-Termin am 30.6. nachholen.
Neue Informationen hierzu gibt es keine. Gemäß den Anleihebedingungen müssen die Zinsen aber innerhalb von 30 Tagen nach Fälligkeit vollständig nachgezahlt werden, also bis spätestens 6. Juli. Ansonsten können die Inhaber der Anleihe über ein außerordentliches Kündigungsrecht ihre Forderungen unverzüglich fällig stellen. KTG hat noch eine zweite Anleihe im Volumen von 50 Millionen Euro ausstehen, die mit 7,25 Prozent verzinst wird. Der Zinstermin wäre der 28.9. , so die Tagesschau weiter
Immerhin, Aufsichtsratschef Henning von Reden entschuldigt sich bei den Aktionären und verspricht gleichzeitig viel: "Wir entschuldigen uns für die kurzfristige Verschiebung der Hauptversammlung. Doch wir sind der festen Überzeugung, dass die Veranstaltung erst zielführend ist, wenn wir unseren Aktionären ein aktuelles Zukunftskonzept vorstellen können. Dieses wird in den kommenden Wochen überarbeitet werden."
Die Tochtergesellschaft KTG Energie, an der KTG Agrar etwas über 52 Prozent hält, hat ihre Hauptversammlung übrigens am 22. Juni abgehalten. Beschlossen wurde neben einer Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln, dass die Dividende für das Geschäftsjahr 2014/15 in Aktien im Verhältnis 11:1 ausgezahlt wird. Spitzen werden in bar ausgeglichen.
Die Investoren trauen dem Unternehmen jedenfalls nicht mehr viel zu, heißt es bei der Tagesschau weiter. Der Anleihen- und Aktienkurs sei dramatisch abgeschmiert. Die Anleihe 2011/17 notiere derzeit noch bei 15,75 Prozent des Nennwertes, die KTG-Agrar-Aktie ist von gut 14 Euro zum Jahresanfang auf mittlerweile 3,02 Euro abgestürzt.
Da wird es nun wirklich allerhöchste Zeit für das seit dem Börsengang im Jahr 2007 im Entry Standard der Frankfurter Börse notierte Unternehmen, mit einem transparenten Zukunftskonzept wieder für neues Vertrauen zu sorgen. Auch wenn das alles dummerweise mitten in die Erntezeit fällt.