Nach zwei Jahrzehnten der Milchknappheit will die russische Ostsee-Enklave Kaliningrad jetzt die bäuerliche Milchproduktion fördern. Ein Programm der Regionalregierung sieht unter anderem vor, dass in dem Gebiet elf neue Familienbetriebe mit dem Schwerpunkt Milchproduktion gegründet werden. Sie sollen mit einem Bestand von 20 bis 100 Milchkühen starten, drei Betriebe noch im laufenden Jahr.
Geld dafür sei genug da, so der regionale Landwirtschaftsminister Vladimir Zarudnyj kürzlich gegenüber der Moskauer Zeitung „Landleben“. Der Minister erhofft sich durch das Programm auch eine Abschwächung der Landflucht.
Hart ins Gericht ging Zarudnyj mit den großen Tierzuchtkomplexen, die in den vergangenen Jahren in der Region errichtet wurden. „Agrarproduktion gibt es, aber keine Milch“, kritisierte der Minister. Man brauche „keine Giganten der Agrarproduktion“, sondern „gewöhnliche Bauern“, die gemeinsam mit ihren Familien wirtschafteten. Auf ihren Schultern liege die Zukunft des Milchprogramms, so Zarudnyj.
Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von Milch und Milcherzeugnissen ist in der Enklave zwischen 1990 und 2010 um 103 kg auf 245 kg gesunken. Der Selbstversorgungsgrad der Region mit Milch belief sich zuletzt auf etwas mehr als 60 %; die Lücke wird durch Lieferungen aus Russland, bei akuten Engpässen durch Bezüge aus Weißrussland ausgeglichen. (AgE)