Wie ein Raubtier den Reporter-Alltag bestimmt, beschreibt Matthias Niehues von der Oldenburgischen Volkszeitung:
Das neue Jahr fing so an wie das alte aufgehört hatte – mit dem Wolf. Kaum hatte mein Neujahrsdienst für die Tageszeitung begonnen, alarmiert mich ein Schafhalter. „Der Wolf war da“, sagt er.
Erst sieht es nur nach einem gerissenen Schaf aus. Tatsächlich wurden durch die tiefen Wolfsbisse so viele Tiere schwer verletzt, dass allein am Neujahrstag acht tote Schafe auf das Konto des Raubtieres gehen. Im Frühjahr machte sich der offensichtlich junge Wolf noch rar. Jetzt wird er öfter gesichtet.
Seit dem 2. November gibt es nahezu wöchentlich Risse zu verzeichnen. Allein rund 40 Schafe dürften insgesamt zu seinen Opfern zählen. Meistens sind die Tiere nur leicht angefressen. „Der tötet nur des Tötens wegen“, lautet oft die Vermutung der verzweifelten Schäfer.
Der im Großen Moor ansässige Wolf hat sich offensichtlich anders entwickelt, als sich das jene versprochen haben, die auf die friedvolle Wiederansiedlung setzen. In Hogenbögen (Gemeinde Visbek, Landkreis Vechta) war zu spüren, wie verunsichert Anwohner sind. Alleingelassen fühlen sich vor allem die Schafhalter. Noch immer gibt es keine Unterstützung für den Schutz. Von Rissen betroffene Tierhalter erhalten nicht einmal Rückmeldungen, geschweige denn Ergebnisse.
Wirkliches „Wolfsmanagement“, wie es das Land verspricht, sieht jedenfalls anders aus. Stattdessen sorgt Bürokratie für Verdruss. „Unser Problem-Wolf wird in Hannover ausgesessen“, hört man inzwischen Betroffene sagen. Der Raubtier-Reporter bleibt dran.
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