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Kommentar zur ARD-Reportage: Das altbekannte Muster

Die ARD-Reportage „Verheizt für billige Milch – Das Leiden der deutschen Turbo-Kühe“ vom vergangenen Montag hat ein großes Echo ausgelöst und zu umfangreicher Kritik geführt. Anselm Richard, Chefredakteur des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe, kommentiert.

Lesezeit: 3 Minuten

Die ARD-Reportage „Verheizt für billige Milch – Das Leiden der deutschen Turbo-Kühe“ vom vergangenen Montag hat ein großes Echo ausgelöst und zu umfangreicher Kritik geführt. Anselm Richard, Chefredakteur des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe, ärgert sich in seinem Kommentar u.a. über die Arbeitsweise der Fernsehjournalisten:


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Jetzt sind die Milchbauern dran. Am Montagabend sendete die ARD unter dem Titel „Verheizt für billige Milch – Das Leiden der deutschen Turbo-Kühe“ 30 Minuten lang vorwiegend Unappetitliches aus Kuhställen, einem Schlachthof und einer Tierkörperbeseitigungsanstalt. Gesamtfazit: Unsere Kühe leiden unsäglich in den Ställen, werden von den Landwirten falsch gehalten und gefüttert und sind nach wenigen Jahren so kaputt, dass sie mehr tot als lebendig zum Schlachter gehen. Möglicher Ausweg: Weniger Kraftfutter geben, am besten keine überzüchteten Holstein-Kühe mehr halten, Ökologischen Landbau betreiben und die Milch direkt vermarkten.

Die meisten Milchbauern werden sich beim Zuschauen kräftig geärgert haben. Wieder einmal wurden Filmaufnahmen verwendet, die aus dubiosen Quellen stammen. Wieder einmal wurden Tierrechtler – wenn auch nicht ausschließlich – als sogenannte Experten befragt. Wieder einmal fanden sich Landwirte, die offenbar mit ihrer eigenen Tierhaltung nicht klarkommen und vor der Kamera mehr als unglücklich agierten. Dazu ein in Fachkreisen höchst umstrittener und gerichtsbekannter Tierarzt, der seine eigenwilligen Thesen zur Tiergesundheit gerne publikumswirksam ausbreitet.


Über eins muss man nicht diskutieren: Einige der gezeigten, heimlich gedrehten Filmchen hätten niemals entstehen dürfen. Weil das, was da gezeigt wurde, einfach nicht geschehen darf. Der Transport einer offensichtlich schwerkranken Kuh, das Anketten von Kälbern, Tiere mit schwersten chronischen Gelenkschäden. Das alles darf es in einer ordentlichen Tierhaltung nicht geben, und das 
müssen Bauern im Zweifelsfall unmissverständlich klarstellen. Keine Solidarität mit Berufskollegen, die so arbeiten! Aber diese Missstände sind auch nicht der Standard der deutschen Milchviehhaltung. Den zeigten die Reporter nicht. Woher genau die schlimmen Aufnahmen stammen und wie alt sie sind, blieb ebenfalls unklar.


Die Botschaft an die Zuschauer muss wohl simpel sein, etwa so: Unsere Bauern haben Turbo-Kühe gezüchtet, um möglichst viel Profit zu machen, die Tiere leiden, weil sie so viel Milch geben und werden kurz vor dem Verrecken geschlachtet – selbst wenn sie hochtragend sind. Das „System Hochleistung“ ist schuld.

Die meisten Milchviehhalter wünschen sich langlebige Kühe und sind nicht glücklich, wenn ein Tier schon nach ein oder zwei Laktationen abgeht. Aber es ist auch nicht so, dass jedes geschlachtete Tier vorher ein Martyrium durchleben musste. Nicht tragend werden reicht. Die Anstrengungen der Züchter, Langlebigkeit, Gesundheit, Fruchtbarkeit und Robustheit zu verbessern, waren für das Fernsehteam kaum der Rede wert.

Kreisveterinär Prof. Dr. Hopp aus Soest, der sich in der Sendung ebenfalls kritisch zu bestimmten Entwicklungen in der Tierhaltung geäußert hat, kennt die Praxis und wird dort ernst genommen.


Er will auch Veränderung, aber gemeinsam mit den Bauern. Mehr Fachleute seines Formats hätten der Reportage gutgetan. Die Stellungnahmen der ehrenamtlichen Spitzen im Bauernverband und im Deutschen Holstein-Verband waren so kurz oder verkürzt wiedergegeben, dass ihre Argumentation zwangsläufig schief wirkte.


So bleibt nur dieses Fazit: Der Anti-Nutztierhaltungskampagne im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist ein weiteres Element hinzugefügt worden. Sachliche Auseinandersetzung sieht anders aus.

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