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Landwirtschaft hat sich ergeben: Meinung machen andere

Wie konnte es nur soweit kommen, dass die Meinung über die Landwirtschaft in den Medien so schlecht ist und Kritiker wie selbstverständlich als Fachleute angehört werden? Mit dieser Frage hat sich der Unternehmensberater Armin Huttenlocher lange beschäftigt und seine Beobachtungen jetzt auf dem Bauerntag vorgestellt.

Lesezeit: 4 Minuten

Wie konnte es nur soweit kommen, dass die Meinung über die Landwirtschaft in den Medien so schlecht ist und Kritiker wie selbstverständlich als Fachleute angehört werden? Mit dieser Frage hat sich Armin Huttenlocher von der Kommunikationsagentur Fleishman-Hillard lange beschäftigt und seine interessanten Beobachtungen jetzt auf dem Bauerntag in Bad Dürkheim vorgestellt.



So ist in den Publikumsmedien ein schiefes Bild von der Landwirtschaft entstanden. Vor allem die Zeitungen häten sich heute ausschließlich auf Skandale fokussiert. Diese sind laut dem Experten leicht recherchiert und treffen auf jeden Fall das Interesse der Leserschaft. Fachleute würden kaum noch angehört.



Die Agrarbranche habe unterdessen nicht offensiv und vertrauenschaffend auf die Krisen reagiert. „Der Eindruck, man wiegele ab, ist fatal, dann übernehmen andere die Meinungsführerschaft. Das ist in den letzten Jahren geschehen“, so Huttenloher. Der Verbraucher wünsche sich aber Offenheit, Direktheit und Transparenz.


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Initiative Tierwohl verschenkt Potenzial


Großes Potenzial sieht der Fachmann bei der Initiative Tierwohl, allerdings nur, wenn alle mitmachen und das Programm allgemein anerkannt wird und in die öffentliche Debatte eingreift. „Im Moment ist die Kommunikation hier nicht gut, weil der endgültige Beschluss fehlt“, mahnt Huttenlocher. Er könne zwar nachvollziehen, dass der Bauernverband nicht darüber sprechen möchte, solange die Details unklar sind, aber dieses Denken aus Angst vor dem Scheitern funktioniere heute so nicht mehr.


Stattdessen müsse man den Verbraucher von Anfang an mit ins Boot holen, ihm erklären, dass gerade über Details verhandelt wird. „Auch der Weg ist manchmal das Ziel. Die Bürger erwarten Entschlossenheit und Fortschritte. Dann kann man auch mögliche Hindernisse sachlich kommunizieren“, so der Berater weiter.


NGOs haben Klischees geläufig gemacht


Seiner Meinung nach muss die Landwirtschaft endlich aktiv werden, um die selbstverschuldete Lücke zu den Medien zu schließen. Huttenlocher blickt dazu in die Vergangenheit: Früher fand die landwirtschaftliche Produktion nicht in den Medien statt. Stattdessen berichteten die Zeitungen über Prominente mit Hobby-Tierhaltung, Urlaub auf dem Bauernhof oder Rezepte. Da von der Branche keine Öffentlichkeitsarbeit kam, auch zu Krisenzeiten nicht, übernahmen andere das Vakuum. Klischeebegriffe wie Massentierhaltung, Tierfabriken, Turbokühe oder Qualzucht wurden geläufig.Gegendarstellungen gab es nicht.



Laut Huttenlocher waren es dann die Tierschutzvereine und NGOs, die die Tierhaltung wieder in die Medien geholt haben. Heute findet man agrarwirtschaftliche Hintergrundberichte in den Zeitungen, die Verbraucher sind interessiert, Sendeplätze werden reserviert. „Das zeigt, wie sensibel die Deutschen geworden sind. Leider nur sind die Bauern heute nicht mehr die Fachleute sondern die NGOs.“



So entstehe durch die Medien der Eindruck, dass die Landwirtschaft skandalös ist und das Fleisch ungesund. Besonders seit BSE klebe ein Makel an der Landwirtschaft. Und so sei es nicht verwunderlich, dass 80 % nach dem aktuellen Neuland-Skandal glauben, der Fall sei symptomatisch für die Branche. Dass es sich hierbei aber nur um einen Verein handelt, der für einen kleinen Teil des Marktes steht, wird laut dem Berater nicht gesehen. Huttenlocher stört dabei, dass sich dieser „selbsternannte Vorreiter überhaupt das Recht herausnimmt, Maßstäbe für den Gesamtmarkt vorzugeben“. Diese Einzelfälle würden nichts über den Gesamtmarkt aussagen, jedoch das ganze System erschüttern, weil der Verbraucher nicht mehr unterscheiden kann bei der großen Verantwortung und Siegelvielfalt.


Kritiker einfach an die Wand argumentieren


Bei der anschließenden Fragerunde beklagte ein Landwirt, man habe doch mit den NGOs gesprochen, vergeblich. Hier hatte Huttenlocher direkt einen Tipp aus eigener Erfahrung parat: So dürfe man nicht im Zweiergespräch mit den Kritikern diskutieren, sondern müsse eine dritte oder vierte Instanz hinzuziehen. Dieses Gespräch müsse man dann offensiv mit Argumenten angehen. „Die NGOs werden dann ruhiger und treten nach kurzer Zeit zurück, weil sie nicht fachlich kontern können und sich erst beraten müssen. Der Sachargumentegeber gewinnt so die Oberhand. Denken Sie daran, wir haben nichts zu verbergen!“, so der Experte.



Sein abschließender Rat: Die Landwirtschaft muss mehr Themen aufgreifen und Kritiker mitnehmen. Der Druck der Klischees ist zu groß, um sich jetzt zurückzuhalten. „Wenn wir uns der veränderten Zeit nicht anpassen und nicht darauf einlassen, können wir auch gleich auswandern; dann haben wir aufgegeben“, machte der Redner deutlich.



Das Internet sollte man dabei nicht überbewerten. „Diskussionen im Netz sind oberflächlich und kurzfristig“, so Huttenlocher zum Ende. Nur der echte Diskurs wie zuletzt beim Tag des offenen Hofes bringe dauerhaftes Vertrauen. „Wir müssen diese echte Diskussion vom Land in die Städte tragen und oberflächliche Statements im Internet mit Inhalten füllen.































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