Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann hat seinen Tierschutzplan gegen die immer lauter werdende Kritik aus der Schweinebranche verteidigt. „Wirtschaftlicher Erfolg in der Nutztierhaltung wird sich künftig nur einstellen, wenn moderne Produktionsverfahren auch gesellschaftspolitische Akzeptanz finden“, sagte Lindemann bei einer Podiumsdiskussion, die vergangene Woche in Göttingen stand.
Das Ziel der Akzeptanzsteigerung verfolge der Tierschutzplan ebenso wie Überlegungen zur Änderung baurechtlicher Voraussetzungen, beispielsweise für neue Ställe. Geplante Änderungen richteten sich keinesfalls gegen die bäuerliche Nutztierhaltung, sondern sollten helfen, den Zubau großgewerblicher Anlagen in schon heute viehdichten Regionen besser zu regulieren, erklärte Lindemann. Es sei nichts gewonnen, wenn sich Verbraucher „mit Grausen abwenden und die moderne Tierhaltung ablehnen“, zumal die Medien schnell mit Schlagwörtern wie „Massentierhaltung“ bei der Hand seien.
In Teilbereichen gebe es aber tatsächlich Handlungsbedarf. Praktiken wie das Kupieren von Schwänzen oder die betäubungslose Kastration seien auf Dauer gesellschaftlich nicht vermittelbar. Mit dem Tierschutzplan schaffe Niedersachsen die notwendige gesellschaftliche Akzeptanz, ohne den wirtschaftlichen Erfolg der Schweinehalter „wesentlich zu schmälern“, so Lindemann.
ISN: Wettlauf um immer strengere Auflagen
Auch die ISN wirbt für gesellschaftliche Akzeptanz. „Ohne Wertschätzung keine Wertschöpfung“ erklärte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Moderne und zukunftsfähige Schweinehaltung brauche aber Planungssicherheit. Angesichts ohnehin schon hoher Futtermittelpreise stünden Investitionen auf den Prüfstand, wenn Zusatzkosten durch neue Auflagen drohten.
Die ISN werde sich konstruktiv in die Diskussion um den Tierschutzplan einbringen, kündigte Staack an. Derzeit gebe es aber in den Bundesländern einen regelrechten Wettlauf um immer strengere Auflagen und immer kürzere Fristen, kritisierte der ISN-Geschäftsführer. Bei Maßnahmen wie dem Kupieren oder der Kastration müsse den Betrieben - wissenschaftlich begleitet - Zeit zur Umstellung gegeben werden, warb Staack für lange Übergangsfristen bei zusätzlichen Auflagen.
Angesichts eines scharfen Wettbewerbs am Fleischmarkt sei es kaum möglich, zusätzliche Erlöse für erhöhte Tierschutzaufwendungen durchzusetzen: „Wir haben ein Problem, wenn ohne Mehrerlös an der Fleischtheke immer weiter an der Kostenschraube gedreht wird.“ (AgE)