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Mein Sommer auf der Alp Pradamee

Anska Brötje hat ein Praktikum auf der Alp Pradamee/Alpgenossenschaft Vaduz absolviert. Hier ihr zusammenfassender Bericht: Juli 2015, 03:45Uhr Der Wecker klingelt. Noch etwas müde ziehe ich meine Arbeitskleider an und gehe zum Kuhstall. Mein persönliches Alp-Abenteuer beginnt.

Lesezeit: 5 Minuten

Anska Brötje hat ein Praktikum auf der Alp Pradamee/Alpgenossenschaft Vaduz absolviert. Hier ihr zusammenfassender Bericht:


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Juli 2015, 03:45Uhr

Der Wecker klingelt. Noch etwas müde ziehe ich meine Arbeitskleider an und gehe zum Kuhstall. Mein persönliches Alp-Abenteuer beginnt. Für dreieinhalb Wochen werde ich nun auf der Alp Pradamee/Alpgenossenschaft Vaduz oberhalb von Malbun (Liechtenstein) auf 1710 m üNN mitarbeiten.


Es ist noch stockduster draussen- lediglich die beiden Taschenlampen von Christel und Bruno, die bereits bestens gelaunt sind und mir ein freundliches „Guete Morge Anska“ entgegenrufen, spenden so früh am Morgen etwas Licht. Die beiden sind schon auf dem Weg zur Nachtweide um die 95 Kühe, überwiegend Braunvieh, in den Stall zu treiben. Das klingt für norddeutsche Verhältnisse noch relativ einfach, ist aber in dem steilen Gelände ein regelrechtes Fitnessprogramm. In dieser Alpsaison, die am 16.Juni begonnen hat und ihren Abschluss am 05. September mit der Alpabfahrt findet, haben 15 Landwirte ihre Tiere auf die Alp gegeben und diese heißt es nun sicher zum Melken zu bringen. Die Rufe von Christel und Bruno um die Kühe zum Laufen zu bewegen, sind bis ins Dorf zu hören („Hüüü“).


Währenddessen bereiten Theo und ich den Stall und die 10 Melkaggregate für das Melken vor. Den Filter wechseln, alle Hebel in die entsprechende Richtung drehen und die Desinfektionsmittel bereitstellen. Und dann kommen auch schon die Kühe- die Glocken sind bereits zu hören. Langsam und nach einander – zunächst „Havanna“, dann „Rehli“ und dann „Enzian“. Ihnen folgen weitere 92 Kühe, die (meist) ihren Platz im Stall kennen und darauf warten zur Melkung mit Nackenriemen angebunden zu werden. Die Kühe stehen während des Melkens auf Hochboxen. Jeweils zu zweit nutzen sie eine Beckentränke.


05:00Uhr

Jede Kuh hat ihren Platz im Stall gefunden und das Melken kann beginnen. Aufgeteilt ist der Stall in sechs kleinere Abteile, von denen jeweils zwei von einem Melker gemolken werden. Ich darf in meiner Zeit auf der Alp Theo unterstützen, so dass wir uns mit Melkschemel, Vormelkbecher, Desinfektionstüchern und Dippmittel an die Arbeit machen. Um die Übertragung von Keimen während des Melkens so gering wie möglich zu halten, wird jeweils eine Zwischendesinfektion der Melkaggregate durchgeführt.


Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 14,8 kg/ Kuh und Tag, so dass wir nach etwa einer Stunde mit allen Kühen fertig sind- wäre da nicht die Kuh „Waldburga“, die die Milch nicht einschießen lässt. Theo lächelt nur kurz und erklärt mir, dass die Tiere auf der Alp Pradamee überwiegend mit alternativer Medizin behandelt werden. Ich bin gespannt was jetzt passiert. Über einen handelsüblichen Gummischlauch wird der Kuh so lange Luft in die Scheide gepustet, bis sie einen sogenannten Karpfenrücken macht- und siehe da- „Waldburga“ gibt die Milch her. Unglaublich!


06:00Uhr

Während Christel, Theo und ich die Melkaggregate und den Milchraum waschen, verabschiedet sich Bruno zu den 60 Mastschweinen, die zur Molkeverwertung auf der Alp gehalten werden. Bereits seit 6 Jahren mästet die Alp Pradamee für das Label „Pro Montagna“ der Firma Coop, die damit die Vermarktung der Produkte der Alpbetriebe unterstützt. Kontrolliert wird die Mast regelmäßig durch den Schweizer Tierschutz.


06:30Uhr

Nun muss noch die Kuh „Blüemli“ behandelt werden. Gegen das beginnende Fieber wird ihr 1 Liter Apfelessig ins Maul gegeben- bereits bei der Nachmittagsmelkung geht es ihr weitaus besser. Nachdem die Kühe wieder auf die Weide getrieben wurden, bekommen auch wir unser „Zmorge“ (Frühstück). Selbst hergestellten Käse und Joghurt, Brot und Konfitüre- herrlich! Alle sitzen zusammen am Tisch und erzählen- das Alppersonal besteht ausschließlich aus Schweizern, so dass ich verschiedenste Mundart-Dialekte kennenlernen darf.


07:00Uhr

Nun trennen sich die Wege des Stallpersonals.


Christel hilft als „Zusennin“ jeweils nach dem Frühstück in der Sennerei. Während einer Alpsaison werden etwa 110 000 Liter Milch zu diversen Joghurts, verschiedensten Käsesorten, Butter und Rahm verarbeitet. Die Vermarktung der Produkte erfolgt nicht wie auf anderen Alpen üblich, über die Landwirte sondern direkt über die Alp Pradamee. Während der Alpsaison müssen die Landwirte 5,60 CHF /Kuh und Tag zahlen und erhalten je Liter Milch 92 Rappen Milchgeld. Zur Ermittlung der durchschnittlichen Milchleistung wird alle 14 Tage eine Milchkontrolle durchgeführt.  Der überwiegende Teil der Produkte wird in der Direktvermarktung an Wanderer, Landwirte und Hotels verkauft, wobei verschiedene Alpkäse und Butter noch über den Milchhof Schaan vermarktet werden.


Ich habe heute die Aufgabe den Stall zu reinigen, die Gülle aufzurühren und die Abendmelkung vorzubereiten. An anderen Tagen helfe ich beim Zäunen, bei der Klauenpflege oder beim Ausmähen der Weiden. Nach jeder Melkzeit wird der Kot aus den Boxen abgeschoben und der komplette Stall mit Wasser abgespült.  Da dafür umfangreiche Wassermengen notwendig sind, müssen alle 14 Tage 180 m³ Gülle per Gülleverschlauchung und Traktorenzapfwelle auf den Weiden ausgebracht werden. Die Alp verfügt über eine Gesamtfläche von 360ha, wobei 240ha ausschließlich Weideflächen sind und sich auf einer Höhe von 1500m bis 1970m ü NN befinden.


12:30Uhr

Zur Mittagspause finden wir uns alle wieder am Tisch in der Küche ein- anschließend ist bis 14:30Uhr Pause. Nach einem gemeinsamen Kaffee am Nachmittag holen Christel und Bruno wieder die Kühe und das Melken und die Reinigung beginnen erneut. Jeweils am Abend bekommen die Kühe noch Maispellets und der Muni „Wisi“ (Deckbulle) wird mit den Kühen im Stall angebunden, so dass er den Kontakt zu dem Stallpersonal hat.


18:30 Uhr

Zum gemeinsamen Znacht (Abendbrot) sitzen wir wieder zusammen und diskutieren über die Eigenarten der einzelnen Kühe: „Nelly“, die beim Melken einfach alles gibt; „Drossel“, die in jedem Trog noch etwas Maispellets sucht und „Anni“, die langsam Vertrauen fasst. Später am Abend wird oftmals noch der Alpsegen, ein Schutzgebet für die Alp, gesprochen und der gemeinsame Kafi Lutz getrunken.


Nach dreieinhalb Wochen auf der Alp möchte ich sagen: Herzlichen Dank für die wirklich schöne Zeit im Stall!




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