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Milchpreiskrise: Nicht mehr als warme Worte

Der Milchmarkt brennt. Jeder Milcherzeuger verliert Geld, sobald er ein Melkgeschirr anhängt. Doch es kommt Hilfe, versprechen EU-Kommission und deutscher Handel. Was ist davon zu halten? Die EU-Kommission hält am marktwirschaftlichen Kurs fest.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von Patrick Liste:


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Der Milchmarkt brennt. Jeder Milcherzeuger verliert Geld, sobald er ein Melkgeschirr anhängt. Doch es kommt Hilfe, versprechen EU-Kommission und deutscher Handel: Agrarkommissar Phil Hogan hat ein 500 Mio. €-Hilfspaket geschnürt, Lidl will die Trinkmilch-Preise zum 1. Oktober um 5 Cent pro Liter anheben. Was ist davon zu halten?


Brüssel gibt 30 Mio. € für die Absatzförderung, 30 Mio. € für Milchprodukte an Flüchtlinge, einige Millionen für die private Lagerhaltung und 420 Mio. € für die Mitgliedsstaaten. In der aktuellen Lage wird das so gut wie nichts bringen. Deutschland dürfte seine 69,2 Mio. € in Liquiditätskredite und Bürgschaftsprogramme stecken. Klar ist: Die EU-Kommission hält am marktwirschaftlichen Kurs fest. Aktuell diskutiert sie sogar über ein Freihandelsabkommen mit Neuseeland.


Und was tut sich am Markt? Die angekündigte Preiserhöhung von Lidl ist ein positives Zeichen – aber nur ein ganz kleines. Denn selbst wenn Aldi und Co. nachziehen und sämtliche Trinkmilch in Deutschland 5 Cent pro Liter mehr kostet, erhöht sich der durchschnittliche Milchpreis gerade einmal um schlappe 0,53 ct/kg.


Zudem hat Lidl erst kurz vor der Ankündigung den Preis für Käse in den Keller geprügelt. Das schlägt viel stärker auf den Milchpreis durch. Schlimmer noch: Die niedrigeren Einkaufspreise gibt der Discounter nicht an die Verbraucher weiter und finanziert so die Trinkmilch-Erhöhung. Viele Marktkenner wundern sich, warum ausgerechnet der Bauernverband diese billige PR-Aktion von Lidl in den Himmel lobt.


Die Botschaft von Politik und Handel an die Milcherzeuger ist klar: Ihr seid im Markt angekommen, es gibt keine Hilfe mehr, nur warme Worte.


Doch was ist die Lösung für Milcherzeuger? Das European Milk Board pocht weiter auf ihr Marktverantwortungsprogramm mit flexibler Mengensteuerung. Doch dafür gibt es keine politischen Mehrheiten. Das Papier hat es nicht auf den Tisch der Agrarminister geschafft. Zur Demokratie gehört, das zu akzeptieren – und nicht aus Frust gewaltsam gegen Polizeibeamte vorzugehen, wie Anfang September in Brüssel. Das Fehlverhalten einiger Chaoten schadet allen europäischen Landwirten.


Und jetzt? Aktuell muss jeder Milch-erzeuger selbst alles Mögliche tun, um zahlungsfähig zu bleiben (top agrar 10/2015, Seite 38). Doch das wird nicht reichen. Wir brauchen neue Instrumente, um künftige Milchpreis-Abstürze besser abfedern zu können. Erste Ansätze gibt es:

  • Marge versichern: Jeder zweite Milcherzeuger in den USA hat seine Milchmarge (Milchpreis abzüglich Futterkosten) versichert. Dieses System lässt sich auch auf Deutschland übertragen (mehr dazu auf Seite 120 der aktuellen Ausgabe).
  • Feste Milchpreise: Auch in Deutschland bietet ein Dienstleister die Milchpreis-Absicherung an. Erste Pioniere haben sich einen Festpreis von 30,25 ct/kg bis Jahresende gesichert.
Sicher gibt es noch mehr Ideen. Diese sollten jetzt schnellstens auf den Tisch – egal aus welchem Lager sie kommen. Denn Krisen können Milcherzeuger nur gemeinsam überstehen.

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