Ob das Ende der Milchquotenregelung zum 1. April jetzt positive oder negative Folgen mit sich bringt, diskutieren die deutschen Milchbauern bekanntlich sehr kontrovers. Eine große Erleichterung bedeutet dies zumindest für Landwirt Carsten Rodewald aus Eilte. Zusammen mit seiner Frau Fenja Hemme melkt er bis zu 150 Kühe. Warum die beiden der Milchquote keine Träne hinterher weinen, erfuhr die Walsroder Zeitung bei einem Betriebsbesuch.
Wie die Zeitung in ihrer Ausgabe vom Dienstag berichtet, gehörte Rodewald vor 16 Jahren zu den wenigen Bauern im südlichen Heidekreis, die frühzeitig den Mut hatten zu erweitern. Rund 1,5 Mio. D-Mark hat er damals in einen Stallneubau und Milchquote investiert. „Rein rechnerisch war das Blödsinn. Es waren extrem schwierige Zeiten, aber jetzt schlafe ich besser“, zeigt sich Rodewald erleichtert. Allein mit dem Grünland habe es keine andere Expansionsmöglichkeit gegeben. Nun endlich kann er frei produzieren.
Eine weitere, mit hohen Investitionen verbundene Expansion kommt aber erstmal nicht in Frage – was nicht bedeutet, dass er nicht auch noch zukauft, so die Zeitung weiter. Laut Faustformel muss ein Betrieb alle 15 Jahre seine Produktion verdoppeln, wenn er im Rennen bleiben will. „Aber der Einsatz ist sehr hoch, da muss schon alles perfekt laufen“, warnt der Eilter Landwirt. Er weiß, dass die Milchviehhaltung ab jetzt noch viel stärker den Marktgesetzen unterworfen ist. Preisschwankungen werden zunehmen und globale Ereignisse oder Entwicklungen sind direkt auf dem heimischen Milchmarkt spürbar.
Erleichtert über die Abschaffung der Milchquote zeigt sich auch Klaus Grünhagen vom Landvolk. Seinen Beobachtungen zufolge habe die Regelung selten den gewünschten Erfolg gebracht. „Mengen- und Preisgarantie auf einem stabilen Niveau – das funktioniert allenfalls am Anfang mal. Aber die Mengenbegrenzung hat weder den Strukturwandel verhindert noch für einkömmliche Preise gesorgt“, erklärt Grünhagen gegenüber der Walsroder Zeitung.
Die Zahl der Milchbauern sei trotz Quote in Niedersachsen in 35 Jahren von 65.000 auf unter 10.000 gesunken. Die verbliebenen Höfe wurden deutlich größer, wobei die Hälfte noch im „familienbäuerlichen" Bereich mit bis zu 100 Kühen liegt.
Für Klaus Grünhagen hat der Milchmarkt jedenfalls eine gute Perspektive. Hervorragende Finanzierungsmöglichkeiten und ein interessanter Weltmarkt böten den Milcherzeugern gute Chancen. Für Landwirte gelte immer mehr: „Sich auf die eigenen unternehmerischen Fähigkeiten zu verlassen, ist langfristig sicherer, als in Marktordnungen unterwegs zu sein, die vom politischen Mainstream abhängen.“ Grünhagens Motto: Viel Markt, wenig Regulierung, noch weniger Politik.
Der Betrieb von Carsten Rodewald ist nach eigener Aussage auf jeden Fall zukunftsfest. Die Arbeit im Stall mache großen Spaß.