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Misereor in der Kritik wegen Teilnahme an "Wir haben es satt"-Demo

Die katholische Hilfsorganisation Misereor unterstützt die Kritik von Gegnern der modernen Tierhaltung. Landwirte haben zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen.

Lesezeit: 4 Minuten

Weil die katholische Hilfsorganisation MISEREOR die Kritik von Gegnern der modernen Tierhaltung wie etwa Umwelt- und Tierschutzvereine unterstützt, hatten Landwirte aus dem Emsland kürzlich Vertreter zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen.


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Wie der NDR berichtet, war der Versammlungsort in Niederlangen unter dem Motto "Wir haben es satt - Wir machen Euch satt" bis auf den letzten Platz belegt. Die Bauern fühlen sich von der Kirche kriminalisiert und in der Rolle des Sündenbocks an den Pranger gestellt. Grund dafür ist eine Demonstration, an der sich das Hilfswerk am Rande der Grünen Woche in Berlin beteiligt hatte. Unter dem Motto "Wir haben es satt" wurde dabei gegen Massentierhaltung, Gentechnik und das geplante Freihandelsabkommen mit den USA protestiert.


Die Landwirte aus dem Emsland wollen diese pauschale Kritik an ihrer Arbeit nicht länger hinnehmen. Die katholische Landjugend aus den Ortschaften Niederlangen-Siedlung und Oberlangen- Moor hat nach NDR-Informationen sogar beschlossen, in diesem Jahr den Fastenmarsch zu boykottieren, bei dem traditionell für ein Hilfsprojekt von MISEREOR gesammelt wird. Stattdessen werde man für die Philippinen sammeln.


Die Kirche bedauerte den angekündigten Boykott durch die Landjugend. Theo Paul, der Generalvikar des Bistums Osnabrück, stellte aber klar, dass Landwirte sich kritischen Fragen zur intensiven Nutztierhaltung stellen müssten. Michael Engbers, der Vorsitzende der katholischen Landjugendbewegung im Bistum Osnabrück, stellte den Ortsgruppen die Teilnahme am Fastenmarsch frei, empfahl sie aber. Die Leidtragenden seien am Ende sonst die Menschen auf den Philippinen.


Dabei sollen die Mitglieder der Landjugend gleichzeitig ihre Position klarmachen. Denn ohne Massentierhaltung sei es als Landwirt kaum möglich, zu überleben. Der Fehler sei also im System zu suchen, an dem die Verbraucher maßgeblich beteiligt seien. Die Ortsgruppe Neulangen bleibt trotzdem bei ihrem Boykott des Fastenmarsches.


Misereor: Export-Landwirtschaft bekämpft nicht weltweiten Hunger


MISEREOR selbst spricht sich in einer Presseinformation für einen grundlegenden Wandel der globalen Agrarpolitik zur Bekämpfung des Hungers weltweit und eine nachhaltige bäuerliche Landwirtschaft im Interesse zukünftiger Generationen aus.



"Bekommen Landwirte nur noch so viel Geld für ihr Produkt, dass sie die Versorgung ihrer Familien allein durch immer größere Ställe, immer mehr Fläche und mit immer stärkerer Übernutzung natürlicher Ressourcen gewährleisten können, dann ist unser Agrarsystem nicht zukunftsfähig. Sowohl im Norden als auch im Süden dieser Welt", sagte Felix zu Löwenstein, Landwirt und Mitglied des MISEREOR-Beirats.



Löwenstein war gemeinsam mit Theo Paul, Generalvikar im Bistum Osnabrück und Vorsitzender des MISEREOR-Verwaltungsrates, und Bernd Bornhorst, Leiter der Abteilung "Politik und globale Zukunftsfragen" bei MISEREOR, nach Niederlangen gereist.


Die Vertreter MISEREORS bekundeten, dass es nicht um individuelles Fehlverhalten einzelner Bauern gehe, sondern um ein politisches System, welches den Bauern kaum noch Alternativen zwischen Wachsen oder Weichen lasse. "Wir müssen die Probleme unserer Agrarpolitik anerkennen und tabulos darüber diskutieren. Andernfalls gibt es keine Zukunft für die bäuerliche Landwirtschaft", betonte Theo Paul. Aufgabe MISEREORS sei es, im Kampf gegen den Hunger in der Welt die Zusammenhänge zwischen der Wirtschaftsweise exportorientierter Nationen und der Not in vielen armen Ländern erkennbar zu machen. "Dazu gehört auch, unbequeme Fragen zu stellen."



Bernd Bornhorst schilderte nachdrücklich die Probleme, die sich aus der gegenwärtigen Landwirtschaftspolitik für arme Menschen in Afrika oder Lateinamerika ergäben. Dort würden u.a. bäuerliche Betriebe durch billige Importe aus der EU zerstört oder Kleinbauern vertrieben, weil ihr Land für Sojaanbau genutzt werden solle. "Die Behauptung, dass die deutsche Exportlandwirtschaft den Hunger in der Welt bekämpft, ist falsch", erklärte Bornhorst. "Allerdings reicht es nicht aus, nur die Landwirtschaft in die Pflicht zu nehmen. Wir müssen auch das Verhalten der Konsumenten und den großen Einfluss der Lebensmittelindustrie in den Blick nehmen".



Alle drei MISEREOR-Vertreter betonten in der Diskussion mit den Landwirten, dass es mit Blick auf die Weltmarktabhängigkeit der Landwirtschaft, den Kampf um Preishoheit und dem Aussterben kleinbäuerlicher Betriebe in allen Ländern der Erde nur das gemeinsame Bestreben von Bauern und Verbrauchern sein könne, Lösungswege zu finden. Dazu sei es unabdingbar, den gemeinsamen Dialog weiterzuführen. Bernd Bornhorst: "Im Kern wollen Bauern in Nord und Süd das Gleiche: Für gute Nahrungsmittel gute Preise zu bekommen".

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