Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer will in seinem Bundesland die Agrarwende vorantreiben und die Landwirte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Qualitätserzeugung mitnehmen. „Ziel ist es, die Vielfalt der bäuerlichen Betriebe in Niedersachsen zu stärken“, sagte der Minister vergangene Woche vor rund 1 200 Besuchern beim Unternehmertag in Oldenburg.
Mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen zur nationalen Umsetzung der EU-Agrarreform kritisierte Meyer die Pläne des Bundeslandwirtschaftsministeriums, die für Niedersachsens Bauern besonders große Einschnitte bedeuten würden. „Niedersachsen darf am Ende nicht als der große Verlierer dastehen“, so der Minister. Vielmehr brauche man eine Umverteilung der Subventionen von den ganz großen zu kleinen und mittleren Betrieben.
„Wir müssen weg von der Einheitsprämie“, forderte der Ressortchef. Maßgeblich sei für ihn die kürzlich in Kraft getretene Novelle des Baugesetzbuchs, die einen Rahmen von 30 000 Masthähnchen, 1 500 Schweinemastplätzen und 600 Kühen vorsehe. Größere Einheiten will der Minister nicht mehr fördern, wobei er sogar den Wert von 600 Milchkühen als zu hoch ansieht und sich für 200 bis 300 Tiere aussprach.
Meyer hob hervor, dass er die nachhaltige Qualitätserzeugung in der Land- und Ernährungswirtschaft fördern wolle. Gleichzeitig werde er vorhandene Schwächen in der Branche angehen. Dazu gehörten vor allen Dingen die Nährstoffüberschüsse in Veredlungshochburgen, die negative Klimabilanz und der zu hohe Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung.
Falsches Bild von der Landwirtschaft
Der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Arendt Meyer zu Wehdel, wies darauf hin, dass derzeit viele junge Betriebsleiter vor der Entscheidung stünden, den Familienbetrieb weiterzuführen oder der Landwirtschaft den Rücken zuzukehren. Der Kammerpräsident sieht zwischen den Verbrauchern mit ihren steigenden Anforderungen an die Bauern und der Akzeptanz der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit „ein großes Loch“.
In den Köpfen der Menschen herrsche heutzutage allzu häufig ein falsches Bild von der Landwirtschaft vor. „Unsere landwirtschaftlichen Betriebe sind nicht nur Produzenten qualitativ hochwertiger Lebensmittel; für sie stehen auch Nachhaltigkeit, Energieerzeugung, Erhalt von Kulturlandschaften und Umweltschutz im Fokus“, betonte Meyer zu Wehdel.
Forderungen nach vermehrter Transparenz, Rückverfolgbarkeit und steigendem Tierwohl seien zwar nachvollziehbar, doch die Kosten für immer höhere Auflagen müssten auch wieder reinkommen. Das stetige Wachstum im Agrarbereich ist für Meyer zu Wehdel kein Selbstzweck, sondern eine Notwendigkeit, um die Betriebe zukunftsfähig zu halten. (AgE)