Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

News

Österreich: TV-Anfrage an Bauernbund sorgt für Kopfschütteln

Der österreichische Fernsehjournalist Armin Wolf (ORF) hat auf seiner Facebookseite eine Mailanfrage eines deutschen Privatsenders an eine österreichische landwirtschaftliche Organisation gepostet: Man suche in Österreich einen alten Bauernhof ohne Wasser und Strom.

Lesezeit: 4 Minuten

Der österreichische Fernsehjournalist Armin Wolf (ORF) hat auf seiner Facebookseite eine Mailanfrage eines deutschen Privatsenders an eine österreichische landwirtschaftliche Organisation gepostet:



Man suche in Österreich einen alten Bauernhof ohne Wasser und Strom, auf dem eine Reporterin im Selbstversuch den bäuerlichen Alltag testen kann. Noch abgefahrener ist die Antwort der Pressesprecherin:


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Anfrage (gekürzt):


Sehr geehrte Damen und Herren,




Wir suchen im Zuge von Dreharbeiten für die Sendung einen Bauernhof für einen sogenannten Reporter-Selbstversuch. Die Reporterin soll für zwei Tage den Alltag eines Landwirtes nachvollziehen.

Wichtig: Es sollte sich um einen möglichst altertümlichen Hof handeln, der auch im 19. Jahrhundert schon so hätte bestehen können. Ziel des Beitrages ist es, die Reporterin in möglichst vielen typischen Situationen zu zeigen, die zum bäuerlichen Alltag gehören, für den modernen Stadtmenschen aber inzwischen vollkommen ungeläufig sind. Es soll nicht nett und beschaulich sein, sondern es darf durchaus hart und unbequem für die Kollegin werden.

So soll nach Möglichkeit:

-Kühe melken, Ziegen melken

-Schafe scheren

- Holz hacken

-Eier holen

- Ställe ausmisten

-Hühner rupfen

-Evtl. Tiere schlachten

-Im Heu schlafen

 -Zäune aufstellen etc.



Wenn der Hof zusätzlich noch so abgeschieden ist, dass es keine Strom- und Wasserversorgung gibt, wäre das ein zusätzlicher Pluspunkt. Die Reporterin soll wie oben beschrieben im Heu/Stroh schlafen - das Team, wenn möglich, in „normalen Betten" bzw. in einem benachbarten Hotel.




Vielen herzlichen Dank im Voraus für ihr Bemühen.



Die Antwort:


Auf diese weltfremde Anfrage antwortet diePressesprecherin der landwirtschaftlichen Organisation :




Hallo Herr K.!

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich habe Ihr Ansinnen und Ihren Anforderungskatalog sorgfältig durchdacht. Es gibt für eine solche Art der Produktion genau genommen 2 Möglichkeiten:


1) einen Hof wie diesen finden Sie heutzutage noch in Moldawien oder den rumänischen Karpaten. Kein Strom, kein Wasser!? Was denken Sie, wie Bauern im 21. Jahrhundert in Mitteleuropa leben und arbeiten, wenn sie eine moderne Lebensmittelproduktion betreiben?

Dort könnten Sie auch gleichzeitig den sozialen Aspekt porträtieren, dass elternlose Kinder unter Umständen die Hofstelle eigenhändig bewirtschaften, um ihr Überleben zu sichern. Gerne kann ich Ihnen den Kontakt zu derartigen Sozialprojekten herstellen.



2 Irgendeine hoch- oder abgelegene Alm in den Alpen. Dort gibt es trotz der weit fortgeschrittenen Technisierung, ohne die die Arbeit nicht bewältigt werden könnte, mitunter noch sehr vereinzelt Standorte, die "altertümlich" sind. Die Almen sind momentan - zumindest in Österreich - eingeschneit und werden, eben weil es Almen sind, nur im Sommer bestossen - ab ca. Mitte Mai.


Also bleibt nur Moldawien.


Die von Ihnen geschilderten "Härtefälle" gehören eben NICHT (mehr) - die meisten Bauern werden sagen "Gott sei dank!" - zum Alltag eines Bauernhofes. Die Arbeit am Bauernhof ist nichtsdestotrotz nach wie vor hart genug. Man muss nicht zwangsläufig ins 19. Jh. zurückblenden, um den sog. "Stadtmenschen" ein Hofleben vor Augen zu führen. Wir haben in Österreich gut funktionierende Familienbetriebe - viele davon sehr klein (so um die 10 ha groß).

Umso mehr bemühen wir uns seitens Bauernbund, aber auch aller anderen Interessenträger, ein zeitgemäßes Bild von Landwirtschaft zu vermitteln. Bei einem pro Kopf Verbrauch von knapp 70 Kilogramm Fleisch pro Jahr, wird das einzelne Huhn nicht mehr von Hand geschlachtet und gerupft. Das wäre ein die Realität wirklich grob verzerrendes Bild.

Genauso wenig wie man man im Winter Schafe scheren wird. Das leuchtet bestimmt ein. Dasselbe gilt übrigens auch für Zäune oder sonstige Instandhaltungsarbeiten. Wie gesagt, in weiten Teilen Österreichs liegt derzeit Schnee.

 





Herr K. von der TV-Produktionsfirma hat auf diese Antwort bislag nicht geantwortet.

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.