Die anhaltend niedrigen Milchpreise entwickeln sich nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz zunehmend zur Existenzkrise für rund 2.000 Milchviehbetriebe im Land.

Kammerpräsident Ökonomierat Norbert Schindler MdB weist darauf hin, dass es sich bei diesen Betrieben überwiegend um gesunde Unternehmen handelt, die den strukturellen Wandel in der Branche mit Investitionen und Innovationen offensiv gestalteten und aufgrund optimierter Betriebsabläufe und hoher Leistungsfähigkeit keinen Wettbewerb zu scheuen brauchen. Diese gut aufgestellten Betriebe, so Schindler, leiden infolge der andauernden Preiskrise unter substanzieller Auszehrung.

Schindler: „In Krisenzeiten haben Provokateure und Propagandisten immer Hochkonjunktur. Eine Krise gelöst haben sie aber noch nie.“ Eine Lösung müsse an den Ursachen ansetzen, also an dem globalen Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Weltweit sei das Angebot allein in den vergangenen zwei Jahren um 4,7 Prozent gewachsen. Dagegen seien die Prognosen einer rasant steigenden Nachfrage vor allem infolge der Wachstumskrise in China und des Russlandembargos nicht eingetreten.

Angesichts der globalen Dimension des Problems zu glauben, eine regional begrenzte Produktionssenkung sei der Königsweg, der aus dem Preistief heraus führe, bezeichnet Schindler als Illusion. Die Lösung könne nur in der Erschließung des weltweit bestehenden Nachfragepotenzials bestehen. Wenn die Wirtschaft in China wieder Fahrt aufnehme, werde die Nachfrage auf diesem Markt mit 1,357 Milliarden Menschen  massiv ansteigen. Die Normalisierung der Beziehungen zu Russland betrachtet Schindler ohnehin als überfällig. Boykotte und Embargos seien eine schlechte Alternative zur Diplomatie.

Auf dem deutschen Binnenmarkt verlangt Schindler mehr volkswirtschaftliche Verantwortung von den Konzernen des Lebensmitteleinzelhandels, die mit Dumpingpreisen für hochwertige Nahrungsmittel versuchten, sich gegenseitig Marktanteile streitig zu machen. Den Milchviehbetrieben bliebe derweil nur, jede Maßnahme zur Senkung der Betriebskosten konsequent zu nutzen und damit die Produktionsverluste so gering wie möglich zu halten.