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Prof. Grethe: Weniger Tierhaltung, weniger Fleisch und Milliarden für Umbau

Keinen leichten Gang hatte Prof. Dr. Harald Grethe von der Humboldt-Universität Berlin am Mittwoch bei seiner Rede im Forum Tierhaltung 2030 auf dem Bauerntag in Hannover. Grethe ist Mitautor des umstrittenen Gutachtens zur Tierhaltung des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung.

Lesezeit: 3 Minuten

Keinen leichten Gang hatte Prof. Dr. Harald Grethe von der Humboldt-Universität Berlin am Mittwoch bei seiner Rede im Forum Tierhaltung 2030 auf dem Bauerntag in Hannover. Grethe ist Mitautor des umstrittenen Gutachtens zur Tierhaltung des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung.


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In seinem Vortrag verteidigte er die Ansichten der Wissenschaftler, ganz zum Missfallen der anwesenden Landwirte: „Wenn Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen will, dann müssen die Tierzahlen runter“, war so eine provokante Aussage. Dabei sei es keine Lösung, wenn nur Deutschland die Tierhaltung reduziere, die Verbraucher aber die gleiche Menge Fleisch verzehren. Das würde dann nämlich aus anderen Ländern mit geringeren Tierschutzanforderungen importiert, was dem Klimaschutz unter dem Strich nichts bringe. Daraus folgt sein Rat an die Bürger, auch den Fleischkonsum zu reduzieren. „Da kommen wir nicht drum rum“, so seine Überzeugung.

 

Mit Kritik sparte der Professor auch nicht an den Tierwohlbemühungen der Bauern. „Wir reden viel über Tierwohl, aber da ist zu wenig Substanz hinter, es muss vielmehr um den Umbau der Tierhaltung gehen, und da fehlt eine langfristige Strategie. Der Bauernverband sollte mitgestalten, statt immer nur zu bremsen!“, so Grethe. Ihm sei außerdem aufgefallen, dass sich das Bundesagrarministerium zu sehr zurückhält. Beim Googlen sei das Umweltministerium deutlich präsenter als das BMEL.

 

Seinen Schätzungen nach sind drei bis fünf Milliarden Euro nötig, um die Tierhaltung tierwohlgerecht umzubauen. Dagegen seien die 100 bis 150 Mio. Euro der Initiative Tierwohl nur ein Tropfen. Immerhin hätten sich die Beteiligten der Initiative Tierwohl auf eine Anhebung der Vergütung auf 6,25 Ct im Zeitraum 2018 bis 2020 verständigt. Es seien aber grundsätzlich weitere Finanzierungsmöglichkeiten für den Umbau notwendig. „Freiwillig geht so etwas nicht“, sagt Grethe.

 

Dass das Bundesagrarministerium derzeit über ein bundesweites Label nachdenkt, findet der Wissenschaftler gut. Da bislang lediglich 1 % des Fleisches aus dem Tierwohl-Programm stamme, müsse etwas geschehen. 20 % wären bei offensivem Marketing möglich, glaubt Grethe. Wann das erreicht werden kann, weiß aber auch er nicht. 

 

Für Unmut unter den Bauern sorgte schließlich die Aussage Grethes, dass die heutigen Direktzahlungen in Zukunft so nicht mehr zu verteidigen seien. „Die staatlichen Zahlungen müssen für den Umbau der Landwirtschaft genutzt werden. Der größte Teil der Prämien befindet sich in der nicht-maßnahmenbezogenen 1. Säule.“

 

Konkret fordert der Wissenschaftler langfristige Strategien für mehr Platz pro Tier, Klimazonen im Stall, Strukturierungen von Bucht und Böden, ein Verbot der Amputationen, betriebliche Eigenkontrollen und generell mehr Tierwohl. Ihm sei aber klar, dass auch in hervorragenden Haltungssystemen nicht automatisch alles besser ist. Es komme auch auf das Management des Landwirts an. „Es gibt laufend neue Erkenntnisse zum Tierwohl. In 10 bis 15 Jahren könnte es ganz neue Technologien und Stallsysteme geben“, so Grethe.


Für Aufruhe im Saal sorgte schließlich folgende Aussage: "Es geht uns nicht ums Schwänzekupieren, sondern um einen Indikator für den Zustand des Tieres und ob es ihm gut gegangen ist während der Mast. Tiere mit gesundem Schwanz bedeuten gute Haltung und viel Tierwohl", so Grethe. Das brachte viele Tierhalter gegen ihn auf. Mehrere Bauern riefen ihm zu, dass es keine hunderprozentig funktionierende Schweinemast mit Schwänzen gebe.


Röring spricht Klartext


Der Westfälisch-Lippische Bauernpräsident Johannes Röring kommentierte die Aussagen so: „Sie haben heute Sachen empfohlen, bei denen der Hälfte der anwesenden Bauern der Stuhl vor die Tür gestellt wird. Wo sind die Perspektiven für die Tierhaltung 2030? Wir können doch nicht allen Ernstes mitziehen, uns selbst abzuschaffen." 

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