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Reportage entzaubert Bio-Mythos

Die Biobranche ist in der Realität der Lebensmittelerzeugung für einen konzentrierten Markt angekommen. Rationalisierung und Gewinn statt Bauernhofidylle und kleine Strukturen. Unterschiede zur konventionellen Landwirtschaft sind kaum mehr auszumachen. Das sind die zentralen Aussagen der Sendung „ARD-Exclusiv: Wie billig kann Bio sein?“ , die gestern Abend ausgestrahlt wurde.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Biobranche ist in der Realität der Lebensmittelerzeugung für einen konzentrierten Markt angekommen. Rationalisierung und Gewinn statt Bauernhofidylle und kleine Strukturen. Unterschiede zur konventionellen Landwirtschaft sind kaum mehr auszumachen. Das sind die zentralen Aussagen der Sendung „ARD-Exclusiv: Wie billig kann Bio sein?“, die gestern Abend ausgestrahlt wurde.

 

Den Verbrauchern sollte hier vor Augen geführt werden, dass die ökologische Landwirtschaft auch nur ein Wirtschaftsbereich ist wie jeder andere. Als ein Negativbeispiel wurde Sauenhalter Reinhard Senckpiel von der Agrar GmbH Pampow gezeigt. Er hat erst vor einigen Jahren von konventionell auf Bio umgestellt und nutzt daher neben den alten LPG-Ställen auch die früheren Einrichtungen. Aus Kostengründen habe er noch nicht umbauen können. Dazu bedienen sich die Autoren wie so oft heimlich aufgenommener Videoszenen von Tierschützern, die illegal in die Ställe eingedrungen waren. Unbestritten: Die Bedingungen in den alten Ställen sind deutlich verbesserungswürdig.

 

Weiter geht es in Hühnerställe, u.a. von der Erzeugergemeinschaft Fürstenhof, bei der auch Heinrich Graf von Bassewitz Mitglied ist. Der Landwirt ist beim Deutschen Bauernverband für die Ökolandwirtschaft zuständig. Dass die Bio-Hühner im Stall teilweise unbefiedert und einige verendet sind, bedauert der Vorsitzender des Fachausschusses Ökologischer Landbau. Man arbeite an Verbesserungen. Der Betrieb ist Mitglied beim Verein Biopark. Laut ARD-Exclusiv wird so heute billig Bio produziert, konform mit den EU-Regeln.

 

Auch bei der Pflanzenproduktion sieht es demnach nicht besser aus. Zu sehen ist ein Landwirt, der seine Biokartoffeln verfüttern oder in einer Biogasanlage entsorgen muss, weil die Discounter seine Ware ausgelistet hätten. Jedes Jahr im Frühjahr würden die Bauern vom Handel mit der Drohung, ausländische Ware zu nehmen, unter Druck gesetzt. Kurze Zeit später würden viele dann tatsächlich auf ihren Kartoffeln sitzen bleiben, berichtet der Landwirt. Stattdessen kämen die Biokartoffeln von Aldi, Lidl und Co. aus Ägypten. Hier werde aufwändig mit der endlichen Ressource Grundwasser bewässert, was jeglichen ökologischen Anspruch zunichte mache, heißt es.

 

Schließlich bringen die ARD-Autoren Bio-Fleisch und –Gemüse ins Labor. Im Ergebnis zeigt sich, dass z.B. 50 % des Biogeflügels mit Keimen belastet sei, ebenso das Gemüse. Im Resultat dürfte der Verbraucher nun vor der Erkenntnis stehen, dass man nichts mehr essen kann. Angesichts der romantischen Vorstellungen der Kunden in Bezug auf Biolandwirtschaft hat ARD-Exclusiv den Mythos Bio - wie offenbar vorgesehen - entzaubert. Wie so oft dienten dazu aber lediglich einzelne Negativfälle als Beispiel, die nun eine ganze Branche verunglimpfen.

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DBV: Pauschalkritik verunglimpft alle Bio-Bauern


Der Bauernverband spricht unterdessen von einer Skandalierung der Bio-Produktion und Verunglimpfung der Bio-Bauern. Es treffe zu, dass die Bio-Bauern mittlerweile dem gleichen Marktdruck durch den Lebensmitteleinzelhandel besonders der Discounter ausgesetzt seien wie ihre Kollegen mit konventioneller Landwirtschaft. Deshalb seien sie aber keineswegs Tierquäler oder Umweltfrevler.



Als inakzeptabel und unredlich für einen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender wie die ARD bewertete der DBV aber, dass ein ohne Zweifel zu kritisierender Einzelfall hochstilisiert wurde zu einem Statusbericht der Verhältnisse in der Tierhaltung von Biolandwirten. Konventionelle wie Bio-Landwirte seien gesetzlich und vom Berufsethos her verpflichtet, ihre Tiere tiergerecht zu halten und die Gesetze des Tierschutzes einzuhalten.


Haltungsbedingungen - wie sie im ARD-Film gezeigt wurden - seien untragbar und nicht zu tolerieren, befand der DBV. Ein solcher Einzelfall, der offenbar dem Fernsehsender vom Verein Tierfreunde zugespielt wurde, hätte – falls er zutreffend sei - sofort zur Anzeige wegen Tierquälerei kommen müssen. Warum der Verein und der MDR diese Unterlassung begangen haben, müsste der Fernsehrat des MDR prüfen, forderte der DBV.


„Bauernhof-Bio statt Agrarindustrie-Bio“


Bestätigt in ihren Anliegen sieht sich die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Die Forderung von Discountern und Lebensmittelhandel nach großen Mengen billiger Ware führten - wie schon im konventionellen Bereich - zu Strukturen im Ökobereich, die nichts mehr mit den bunten Werbebildern dieser Handelsketten gemein hätten, so der Verein in einer Reaktion auf die Sendung.

 

Ein Großteil der Bio-Eier wird nach Einschätzung der AbL schon jetzt von Agrarkonzernen geliefert, die hunderttausende Hennen in Riesenställen hielten. Als besonders bedenklich bewertet die AbL die Tatsache, dass der Ökolandbau-Beauftragte des Deutschen Bauernverbands, Heinrich Graf von Bassewitz, mit seinem Gut Dalwitz an solchen Strukturen beteiligt sei.


Die AbL fordert die Politik auf, die ihrer Meinung nach viel zu lockere EU-Bio-Richtlinie zu verbessern und mit Obergrenzen für Tierbestände sowie einem Verbot, lediglich Betriebsteile konventioneller Betriebe auf „Öko“ umzustellen, auszustatten. (ad)



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