Für ein verantwortungsvolles Vorgehen beim Thema Tierwohl hat sich der Veredlungspräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Johannes  Röring, ausgesprochen. Statt mit immer neuen Tierwohllabels, die meist nur einen Marktanteil von unter 1 % erreichten, eine Marktdifferenzierung zu betreiben, müsse ein breit angelegter Ansatz verfolgt werden, fordert Röring im „Aktuellen Interview“ der Augustausgabe der Deutschen Bauern Korrespondenz (dbk). Nur wenn die Landwirte einen Kostenausgleich für mehr Tierwohl bekämen, könne es einen echten Durchbruch geben. Hier müsse man stets auch die Wettbewerbsfähigkeit im Blick behalten. Ein eindeutiges Signal dafür, dass sich der DBV und seine Tierhalter der Diskussion über Tierhaltungsfragen offen stellten, sei nicht nur das jüngst beim Deutschen Bauerntag in Berlin verabschiedete Leitbild Nutztierhaltung, sondern vor allem die Initiative Tierwohl der gesamten Wertschöpfungskette, so der Bauernpräsident. Das Besondere an dieser Tierwohlinitiative ist laut Röring der sektorale Ansatz für die gesamte Schweine- und Geflügelhaltung in Deutschland. Im Mittelpunkt stehe dabei ein Katalog mit klar definierten Kriterien, die vom Landwirt frei ausgewählt werden könnten und automatisch mit einem „Preisschild“ versehen seien. Diese zusätzlichen Leistungen für mehr Tierwohl, die für alle Tierhalter freiwillig seien, würden gesondert bezahlt und seien nicht Bestandteil der normalen Preisfindung. Vielmehr sei dies ein von der Wirtschaft getragener Entwicklungsprozess mit dem Ziel der Tierwohlverbesserung durch eine Finanzierung über den Lebensmitteleinzelhandel. 

Start Anfang 2014 möglich

Röring zeigt sich im Gespräch mit der dbk zuversichtlich, dass diese Tierwohlinitiative mit einem Marktanteil von 10 % gestartet werden könnte und eine rasche Steigerung im Markt möglich sei. Dies wäre eine deutliche Verbesserung des gesamten Tierwohls in Deutschland, bei der alle Verbraucher mit einem kleinen Beitrag Verantwortung für eine noch bessere Tierhaltung übernehmen würden. Ziel sei es, bis zum Spätsommer eine abschließende Vereinbarung der beteiligten Initiatoren zu erlangen, „so dass wir Anfang 2014 starten könnten“. Nach Rörings Worten sollten die Menschen, die innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette arbeiten, noch viel stärker in den Vordergrund rücken. Dies gelte für die Beschäftigten der Lebensmittelverarbeitung, die tagein, tagaus für gute Lebensmittel sorgten, genauso wie für die verantwortungsvollen Bauernfamilien, die sich tagtäglich um ihre Tiere kümmerten. Dass diese Verantwortung für die Tiere gemeinsam und übergreifend sehr ernst genommen werde, müsse von der Branche gemeinsam kommuniziert werden. 

Kommunikation verstärken

Um Kommunikation geht es nach Ansicht von Röring auch bei Stallneubauten. Hier empfiehlt der DBV‑Veredlungspräsident seinen Berufskollegen, frühzeitig vor Ort das Gespräch zu suchen. Ziel müsse es sein, miteinander zu reden und nicht übereinander. Konkret bedeute dies, offen und transparent das Umfeld, die Nachbarn und die Gemeinde darüber zu informieren, was man vorhabe. Ein neu gebauter Stall bedeute schließlich fast immer einen Fortschritt für das Tierwohl und schaffe überdies Wertschöpfung. „Äußerst problematisch“ und „nicht akzeptabel“ sind für Röring indes „institutionalisierte Dagegeninitiativen“, die durch das Thema Verbandsklagerecht unterstützt würden. AgE