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Rukwied nach kämpferischer Rede wiedergewählt

Mit einer frei gehaltenen und kämpferischen Rede hat DBV-Präsident Joachim Rukwied den Deutschen Bauerntag in Hannover eröffnet. Vor 572 anwesenden Delegierten sprach Rukwied die drängendsten Probleme an und stellte klar, was er davon hält.

Lesezeit: 6 Minuten

Mit einer frei gehaltenen und kämpferischen Rede hat DBV-Präsident Joachim Rukwied den Deutschen Bauerntag in Hannover eröffnet. Vor 572 anwesenden Delegierten sprach Rukwied die drängendsten Probleme an und stellte klar, was er davon hält.


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Der Ton werde härter, deswegen wolle er den Bauernfamilien vom Bauerntag ein starkes Signal senden, dass die Landwirtschaft trotz der aktuellen Krise Zukunft in Deutschland hat. Die Delegierten wählten ihn mit 89 % für weitere vier Jahre zum Präsidenten. Bei seiner ersten Amtszeit erhielt er damals 95 %.


Zu Vize-Präsidenten des DBV wurden Walter Heidl (93 %) aus Bayern, Werner Hilse (84 %) aus Niedersachsen und Werner Schwarz (96 %) aus Schleswig-Holstein wiedergewählt. Neuer Vize-Präsident ist Wolfgang Vogel (76 %) aus Sachsen. Er ersetzt Udo Folgart, der nicht wieder kandidierte.


"Es gibt größere Risiken als den Markt!"


Natürlich berge der Markt Risiken, aber auch Chancen. Daher müsse man sich fragen, ob es nicht größere Risiken in anderen Bereichen gibt, die gefährlicher sind. Hier sieht Rukwied zuvorderst die neuen Risiken aus der Gesellschaft heraus. „Das macht mir Sorge. Wir können noch so gut sein, noch so gut ausgebildet und motiviert, wenn die Gesellschaft und die Politiker uns nicht wohlgesonnen sind, dann wird es schwierig“, so Rukwied.


Eine Lösung für die aktuelle Agrarkrise habe niemand. „Aber wir Bauern wissen, was Markt bedeutet, wir sind Teil des Weltmarktes. Daher ist der DBV der Meinung, dass regionale Mengensteuerungen nicht zielführend sind. Der Bauernverband kann nur beratend wirken, gefragt sind dagegen jetzt die Marktpartner und Genossenschaften“, so der Präsident. Er macht sich in diesem Zuge für eine neue Branchenorganisation stark, damit die Branche endlich wieder miteinander Gespräche führen darf. Zudem könnte so eine Organisation Forschungs- und Marketinggelder aus Brüssel abrufen. Agrarminister Christian Schmidt wisse das. Zudem solle er mit dem Kartellamt verhandeln und zu gegebenen Zeitpunkt eine Anschubfinanzierung leisten.


Rukwied kontert Kritik: Brauchen keine Agrarwende!


Im weiteren Verlauf der Rede nahm sich Rukwied die verschiedenen Kritiken an der Landwirtschaft und dem Bauernverband vor. „Es stimmt nicht, dass die deutschen Bauern die Milchmengen nach dem Quotenende massiv erhöht haben“, stellte der Landwirt klar und nannte konkrete Zahlen aus europäischen Ländern.  Verantwortlich für die Krise seien vielmehr wegbrechende Absatzmärkte wie Russland, China oder Nordafrika gewesen. „Gerade im Fall Russland war das eine politische Entscheidung, deswegen steht jetzt die Politik in der Pflicht. Die bisherigen staatlichen Hilfen begrüßte Rukwied, sie seien aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. „Wir erwarten von Bundesagrarminister Schmidt, dass er am Donnerstag auf dem Bauerntag  eine konkrete Zahl bei seinem Programm 100 Mio. Euro + X nennt sowie weitere Maßnahmen ankündigt.

 

Verärgert zeigte sich der Präsident über den feindlichen Ton von Nichtregierungsorganisationen. „Wir möchten die Diskussion sachlich führen und werden zunehmend polemisch angefeindet. Es gehört sich, anständig mit hart arbeitenden Bauernfamilien umzugehen!“ Er bedauert, dass die Landwirtschaft bereits jetzt Vorboten des Wahlkampfes auf ihren Rücken zu spüren bekommt. Zudem hätten es sich viele NGOs inzwischen zum Geschäftsmodell gemacht, die Landwirtschaft zu kritisieren. "Nennen möchte ich hier den BUND, der vor dem Bauerntag wieder eine Agrarwende fordert. Wir brauchen aber keine Agrarwende! Die Bauern wirtschaften nachhaltig mit der Natur und wir halten unsere Tiere tiergerecht!“, rief Rukwied den Kritikern zu.


„Hofreiter hat keinen blassen Schimmer von Landwirtschaft!“


Der Landwirt bezeichnete es als anmaßend, wenn Personen den Betriebsleitern sagen wollen, wie sie arbeiten sollen. Solch eine Person sei Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter, der laut Rukwied offenbar schon im Wahlkampf sei zusammen mit Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck. „Hofreiters Buch greift unsere Tierhalter massiv an. Bis 2030 soll die Massentierhaltung abgeschafft sein. Aber Hofreiter soll erst einmal den Begriff Massentierhaltung definieren! Der hat von Landwirtschaft keinen blassen Schimmer“, rief Rukwied den applaudierenden Mitgliedern zu. Den Beschwerdebrief Hofreiters von dieser Woche habe er übrigens noch nicht geöffnet.


Gelesen hat er dagegen den Beschwerdebrief von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Diese hatte bekanntlich behauptet, der viele Maisanbau in Deutschland sei für die schlimmen Folgen der Unwetter in einigen Regionen verantwortlich. Ungewöhnlich offen schilderte Rukwied, warum die Aussagen völlig haltlos seien und die eine Politikerin so auch nicht wissen könne. „Ministerin Hendricks nagelt mit ihren unqualifizierten Aussagen einen ganzen Berufsstand an die Wand!“, so der Präsident.

 

Das Gleiche gelte für Glyphosat. Wenn Fachleute und offizielle Stellen nach Untersuchungen feststellten, dass ein Pflanzenschutzmittel nicht krebserregend sei, dann sei das Mittel aus Sicht des Bauernverbandes auch sicher. Der DBV empfiehlt daher eine Zulassungsverlängerung. „ES geht allerdings gar nicht um Glyphosat. Es geht darum, den ersten Pfeiler einzureißen, um später alle weiteren Zulassungen zu verhindern. Uns Praktiker fragt man dabei nicht“, stellte der Landwirt fest.

 

„Liebe Berufskollegen, das wird ein harter Kampf für uns werden. Aktuell versuchen auch viele, Mittel von der ersten Säule in die zweite abzuziehen. Die 2. Säule ist zwar wichtig, aber diese Gelder dürfen nur den Bauern zu Gute kommen und nicht NGOs unterstützen“, so Rukwied weiter.


Weniger Ordnungsrecht und Bürokratie


„Wir müssen deutlich machen, dass wir unser Geschäft verstehen. Nur wir können nicht arbeiten, wenn die Rahmenbedingungen uns einengen.“ Rukwied fordert:

  • Weniger Ordnungsrecht und Bürokratie
  • Entschärfung der Düngeverordnung
  • Gerechter Umgang bei der Stickstoffdiskussion und keine einseitige Belastung und Schuldzuweisung an die Tierhalter
  • Begleitung bei der Weiterentwicklung der Tierhaltung; die Politik darf den Ausbau der Tierhaltung nicht durch staatliche Restriktionen verhindern; die Initiative Tierwohl ist ein gutes Vorbild; Mehr Tierwohl ja, aber dann auch mehr Ausgleich.
Laut Rukwied haben die Bauern immer den Tierschutz im Auge. Daher seien auch Kastration und Schwänzekupieren Tierschutz. „Wir machen das nicht aus Spaß, nur solange Wissenschaft und Industrie uns keine Alternativen nennen können, ist das der einzige Weg“, so Rukwied.


Ausblick


Für die Zukunft sieht der Bauernpräsident die deutsche Landwirtschaft als Teil des Weltmarktes. Man erwarte aber faire Handelsbeziehungen und keine Zulassung von Importen, die unter den Qualitätsanforderungen hierzulande liegen. Außerdem fordert Rukwied ein Ende der Ordnungspolitik und eine stärkere Berücksichtigung der Bauernfamilien beim Erbschaftsteuerrecht. Denn das Vermögen der Betriebe sei nicht mit dem Geldvermögen anderer Gruppen vergleichbar.  „Mit unserem Grund und Boden wirtschaften wir und machen uns damit kein schönes Leben!“, stellte der Bauernvertreter klar. Grundsätzlich erwarte er in Zukunft eine mittelstandsfreundlichere Politik, die die Weiterentwicklung der Betriebe fördert und diese bei der täglichen Arbeit begleitet.

 

„Ich glaube, wir dürfen schon Anerkennung und Respekt für unsere Arbeit erwarten. Wir im Bauernverband glauben an die Zukunft in diesem Land, denn ohne Landwirtschaft hätten das Land und der ländliche Raum keine Zukunft. Deshalb braucht Deutschland seine Bauern!“, so Rukwied.

 

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