Mit Blick auf die Auswirkungen des Russlandembargos und die Preismisere an den Märkten für agrarische Rohstoffe hat Österreichs Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter die Europäische Union aufgefordert, Marktentlastungsmaßnahmen zu ergreifen.
„Wir wollen, dass die Kommission ein gesamthaftes Paket schnürt, das Antworten auf die Marktkrise gibt, und zwar längerfristige“, erklärte Rupprechter vergangene Woche in einem Interview mit der österreichischen BauernZeitung.
Der Minister erwartet von Brüssel insbesondere eine Unterstützung des Exports in Drittländer, beispielsweise über eine massive Marktpromotion. Außerdem sollten die rund 45 Mio Euro, die von österreichischen Milchbauern über die Superabgabe erbracht worden seien, zur Entlastung des Milchmarktes eingesetzt werden.
„Wir erwarten uns von der Europäischen Kommission Antworten, gerade auch mit der Argumentation, dass die Russlandkrise nicht von der Landwirtschaft ausgelöst wurde“, sagte Rupprechter. Die Landwirte seien die Hauptbetroffenen eines Embargos, das die Reaktion auf eine Entscheidung des Europäischen Rates gewesen sei. Daher sei es eine europäische Aufgabe, Antworten auf diese Marktkrise zu finden, und hier sei Agrarkommissar Phil Hogan gefragt.
Der Minister wies daraufhin, dass auf dem europäischen und dem österreichischen Milchmarkt die Marktdiversifizierung als Strategie greife. So sei beispielsweise in Salzburg mit einem Bioanteil von 50 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche und der Betriebe bei Bio- und Heumilch eine Aufwärtstendenz bei den Preisen zu erkennen. Es sei aber unbestritten, dass auf dem österreichischen Milchmarkt ein starker Druck herrsche. Der starke Preisrückgang im ersten Halbjahr 2015 sei für die Milchbauern problematisch.
Umstiegshilfe zahlen
Für den Landwirtschaftssprecher der Grünen, Dr. Wolfgang Pirklhuber, sind die massiven Preiseinbrüche an den Agrarmärkten indes Ausdruck einer verfehlten Politik. Die einseitige Ausrichtung auf den Export führe in wirtschaftlichen Krisenzeiten zu massiven Preiseinbrüchen, so Pirklhuber.
„Der Milchpreisverfall war absehbar und ist hausgemacht. Die ständige Ausweitung der Quote bis zum endgültigen Wegfall am 1. April 2015 hat auf eine steigende Weltmarktnachfrage gesetzt; diese Spekulation ist nicht aufgegangen“, erklärte der Grünen-Politiker. Die Ausrichtung der EU-Agrarpolitik sollte sich daher primär auf den Binnenmarkt konzentrieren, denn die europäischen Landwirte wollten vorrangig den EU-Markt mit Lebensmitteln versorgen und nicht Milchpulver nach Afrika und Schweinsohren nach China exportieren.
Statt Geld ins Marketing und in die Öffentlichkeitsarbeit zu stecken, sollten nach Ansicht des Agrarsprechers in Österreich beispielsweise eine zusätzliche Umstiegshilfe für Biomilch gezahlt und die gentechnikfreie Fütterung für alle Betriebe durch Qualitätszuschläge honoriert werden.
„Mittelfristig muss sich die Landwirtschaft wieder vorrangig den regionalen Märkten widmen“, betonte Pirklhuber. Die EU sollte gentechnikfreie Futtermittel selbst erzeugen und damit wieder in eine Kreislaufwirtschaft einsteigen, anstatt 40 Mio t gentechnisch veränderte Sojafuttermittel zu importieren und damit strukturell Überschüsse zu produzieren.