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Schleswig-Holstein will besseren Schutz von Böden

Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck will den Schutz der Böden in Schleswig-Holstein stärken. In Kiel warnte der Grünen-Politiker davor, dass eine nicht standortangepasste Bewirtschaftung Gefahren birgt, die zu Bodenerosion, Verdichtung und Humusabbau führen können.

Lesezeit: 6 Minuten

Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck will den Schutz der Böden in Schleswig-Holstein stärken.

In Kiel warnte der Grünen-Politiker davor, dass eine nicht standortangepasste Bewirtschaftung Gefahren birgt, die zu Bodenerosion, Verdichtung und Humusabbau führen können. Auch der Eintrag von Schadstoffen sowie der starke Flächenverbrauch sind Gefahren für die Böden.



"Der Bodenschutz hat in unserer politischen und täglichen Arbeit einen hohen Stellenwert. Wir werden ihn aber auch den neuen Herausforderungen anpassen", sagte Habeck. So legt das Land neue Untersuchungsprogramme für Schadstoffbelastungen in den Böden auf. Unter anderem werde man den Boden auf Rückstände von Tierarzneimitteln und Antibiotika sowie die als krebserregend verdächtigten Per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) untersuchen.


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Gründland- und Moorschutz wird intensiviert


Zu den Hauptproblemen für die landwirtschaftlich genutzten Böden gehört der Verlust von organischer Substanz (Humus) auf Moor- und Anmoorstandorten in Folge der oft intensiven Bodenbearbeitung, mehr aber noch durch die starke Entwässerung. Wird Dauergrünland auf solchen Standorten umgebrochen, verstärken sich die Effekte noch.


"Durch Torfschwund sind in den letzten 70 bis 80 Jahren die Humusgehalte von tausenden Hektar Moorflächen abgebaut worden. Das schädigt unser Klima in besonderer Weise – so stammen rund 9,3 % der gesamten Treibhausgasemissionen Schleswig-Holsteins aus der landwirtschaftlichen Moornutzung. Dies kann außerdem zu kaum kalkulierbaren Nährstoffausträgen in das Grundwasser führen", sagte Habeck.


Neben einem intensiven Moorschutzprogramm hat die Landesregierung deshalb die Umwandlung von Dauergrünland in Ackerland auf Moor- und Anmoorstandorten über das Dauergrünlanderhaltungsgesetz verboten. "Wir werden das Gesetz wie vorgesehen evaluieren, aber im Grundsatz hat sich dieses Instrument sehr bewährt. Es ist ein echter Gewinn für den Bodenschutz. Auf der Umweltministerkonferenz werde ich mich dafür einsetzen, dass es auf Bundesebene eine einheitliche Rechtsgrundlage gibt: Es wäre angeraten, einen dauerhaften Grünlandschutz besonders wichtiger Böden bundesweit zu etablieren, da Bodenschutz und Klimaschutz nicht an Landesgrenzen Halt machen. Zudem soll der Erhalt von Humus als Ziel in das geplante Klimaschutzgesetz des Landes mit aufgenommen werden."


Flächenverbrauch: Jeden Tag 3,2 ha


Ein großes Problem ist nach wie vor die Inanspruchnahme neuer Flächen. "Täglich gehen 3,2 Hektar Fläche für Landwirtschaft und Natur in Schleswig-Holstein verloren, durch den Bau von Gewerbegebieten, neuen Wohngebieten, Straßen, Autobahnen und den Bau von Windrädern oder Stromleitungen verloren", sagte Habeck. Sollte das Ziel der bundesweiten Nachhaltigkeitsstrategie erreicht werden, müsste der tägliche Verbrauch in Schleswig-Holstein auf 1,3 Hektar gesenkt werden – bundesweit wären es 30. "Davon sind wir weit entfernt. Hier gilt es, eine breite Debatte zu führen", so der Minister weiter.


Um die Flächeninanspruchnahme bei Infrastrukturmaßnahmen besser zu steuern, hilft unter anderem die noch bis 2019 laufende landesweite Biotopkartierung. Bei Infrastrukturvorhaben in der freien Landschaft, etwa bei Straßen oder Schienentrassen werden solche als wertvoll erkannten Biotope, allemal wenn sie einem gesetzlichem Schutz unterliegen, nach Möglichkeit umgangen. "Darüber hinaus wollen wir die Entsiegelung im Land mit Hilfe der Kompensationspolitik und dem Einsatz von Kompensationsgeldern vorantreiben, zunächst in Form eines Pilotprojekts", sagte Habeck.


Hintergrund


Der Verlust fruchtbarer Böden steht weltweit im Fokus. Böden sind die Grundlage für mehr als 90 % der weltweit produzierten Nahrung. Die für die Bodendegradierung ursächlichen Bodengefahren wie Erosion, Humusverlust, Wüstenbildung (auch in Europa), Verdichtung, Kontamination, Flächenverbrauch, Versalzung und Versauerung sind global weit verbreitet und können zum endgültigen Verlust von Bodenfunktionen führen.


Etwa 24 % der globalen Landfläche und 18 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche sind von Degradationserscheinungen bedroht, und damit ist unmittelbar die Lebensgrundlage von 1,5 Mrd. Menschen gefährdet. Jährlich gehen weltweit allein mehr als 15 Mio. Hektar durch Erosion verloren, dies entspricht etwa der zehnfachen Größe Schleswig-Holsteins.


In Schleswig-Holstein gehören neben dem Humusverlust auch Erosion, Verdichtung und der starke Maisanbau zu den Problemen.

  • Erosion:

    Wie im gesamten norddeutschen Raum ist in Schleswig-Holstein vor allem die Winderosion von Bedeutung. Hiervon sind insbesondere unbedeckte leichte Sandböden auf strukturarmen und windoffenen Geeststandorten sowie entwässerte und ackerbaulich genutzte Niedermoorböden betroffen. Die Gefährdung durch Winderosion wird durch den Umbruch von Dauergrünland und den stark gestiegenen Anbau erosionsanfälliger Kulturen mit weiten Reihenabständen und später Jugendentwicklung wie Silomais sowie durch zunehmend ausgeprägte Frühsommertrockenheiten zusehends verstärkt. In Schleswig-Holstein sind rund 16 % der landwirtschaftlich genutzten Böden potenziell hoch oder sehr hoch durch Winderosion gefährdet (Dauergrünland ist abzuziehen, genauer Anteil kann nicht erhoben werden).
  • Verdichtung:

    Durch Bodenverdichtung und Strukturschädigung gefährdet sind vorwiegend moorige und lehmig-schluffige Böden mit hoher Verformbarkeit bei Befahrung mit schwerem Gerät bei nassem Zustand (Marschen und Niederungen sowie stauwasserbeeinflusste lehmige Böden im Östlichen Hügelland). Insbesondere bei ackerbaulicher Nutzung und dann, wenn diese nicht standortgerecht und gemäß guter fachlicher Praxis erfolgt, werden der Oberboden und insbesondere auch der Unterboden teilweise dauerhaft verdichtet mit der Folge, dass die Erträge sinken.



    Bei größeren Bauvorhaben wie der Verlegung von Erdkabeln für den Stromtransport und Gasleitungen über weite Strecken wird der Schutz vor irreversiblen mechanischen Bodenbelastungen bisher oftmals nur unzureichend berücksichtigt. Hier sind aber über Maßgaben in Planverfahren, Beratung und einen unterstützenden Leitfaden schon gute Fortschritte erzielt worden.



  • Maisanbau:

    Problematisch ist aus Sicht des Bodenschutzes weiterhin der hohe Anteil der Maisanbaufläche. Dieser ist, auch durch den dynamischen Zubau von Biogasanlagen, bis zum Jahr 2011 auf etwa 19 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche (ca. 194.000 Hektar) angestiegen. Erst in den Jahren 2012 bis 2014 konnte eine Stagnation bzw. ein leichter Rückgang der Maisanbaufläche verzeichnet werden. Die vorläufige Statistik geht für 2014 von 176.000 Hektar aus, dies entspricht knapp 18 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche.



    Durch die Umwandlung von Dauergrünland und den gestiegenen Maisanbau nimmt in Schleswig-Holstein insbesondere die Gefahr von Bodenerosion vor allem durch Wind, aber auch durch Wasser, Bodenverdichtung und Strukturschäden, Abbau der organischen Substanz auf kohlenstoffreichen Böden, Degeneration von Moorböden und Nitratverlagerung ins Grundwasser zu.



  • Schadstoffbelastung und Altlasten:

    Die Schadstoffbelastung der Böden in Schleswig-Holstein ist in der Fläche insgesamt gesehen gering, auch im Vergleich zu anderen Bundesländern. Höhere Belastungen der Böden durch Schwermetalle und organische Schadstoffe sind in den ehemaligen und aktuellen Überflutungsgebieten der Elbe und ihrer Zuflüsse (Dioxine, dl-PCB), im Bereich der städtischen Ballungsräume und in der Nähe größerer Emittenten vorhanden.



    Lokal gibt es aufgrund gewerblicher oder industrieller Vornutzung Altlasten und altlastverdächtige Flächen, bei denen Handlungsbedarf zur Abwehr von Gefahren insbesondere für die Menschen und das Grundwasser besteht. Derzeit ist davon auszugehen, dass in Schleswig-Holstein noch ca. 10.400 altlastverdächtige Flächen weiter untersucht und rund 360 festgestellte Altlasten saniert werden müssen. Die Gefahrenerforschung und -abwehr durch die zuständigen Behörden wird vom Land jährlich mit etwa1 Million Euro gefördert. Hinzu kommen EU-Mittel für das Flächenrecycling in Höhe von rund. 4,5 Millionen Euro für die Förderperiode 2014-2020.

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