Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt sagt der Einführung eines Sachkundenachweises für Tierhalter seine Unterstützung zu. Landwirte sollen damit angehalten werden, sich lebenslang in Tierhaltungsfragen fort zu bilden. Die Umsetzung soll noch in diesem Jahr stattfinden.
Die Einführung eines Sachkundenachweis für Tierhalter rückt näher. Schmidt sagte dem Konzept am Donnerstag auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin seine Unterstützung zu. Er werde diesen Punkt aufgreifen und nach der IGW die Gespräche dafür mit den Ländern und Verbänden aufnehmen, kündigte er bei der Übergabe des vierten Zwischenberichtes des Kompetenzkreises Tierwohl auf der IGW an. „Die Qualität von Tierhaltern ist ein Schlüsselfaktor für das Tierwohl in den Ställen“; sagte Schmidt. Er wolle sich nun zügig daran machen.
Aufforderung zum lebenslangen Lernen
In seinem aktuellen Zwischenbericht empfiehlt der Kompetenzkreis Tierwohl explizit den Sachkundenachweis. Er soll zunächst vor allem für Betriebsleiter und Mitarbeiter in der Tierhaltung gelten, die ohne eine Berufsausbildung zum Landwirt arbeiten. Landwirte sollen ihn über ihre abgeschlossene Berufsausbildung automatisch bekommen. Alle Tierhalter sollen jedoch auch danach regelmäßige Weiterbildungen zum Thema Tierhaltung und Tierwohl nachweisen. „Wir sind der Auffassung, dass lebenslanges Lernen auch in der Tierhaltung wichtig ist“, sagte der Vorsitzende des Kompetenzkreises Tierwohl, Gert Lindemann, bei der Übergabe des Zwischenberichtes an Schmidt.
Punktesystem mit anerkannten Lehrgängen
Dem Gremium schwebt ein Punktesystem vor, in dem die Landwirte selbst ihre Fortbildungen auswählen und anrechnen lassen. „Geprüft werden sollte die Einrichtung einer zentralen Stelle in Selbstverwaltung der Verbände/Organisationen der Tierhalter, die Lehrgänge anerkennt, Punkte vergibt und an Hand der gesammelten Punkte die Sachkunde bestätigt“, heißt es in dem Bericht wörtlich. Lindemann betonte, dass der Sachkundenachweis vor allem ein „sanfter Anschub“ für die Landwirte sein soll, Fortbildlungen zu besuchen, er sei für „möglichst wenig Zwang“. Auch die Tierhaltung unterliege einem Veränderungsprozess, der es nötig mache, dass sich die dort tätigen Personen fortbildeten, so Lindemann weiter.
Aufforderung von mehreren Seiten
Mit seiner Unterstützung des Sachkundenachweises kommt Schmidt auch einer Forderung des Wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik des BMEL nach. In seinem Gutachten „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“ aus dem März 2015 hatte dieser den Sachkundenachweis als Empfehlung für eine Sofortmaßnahme, die der Bund erlassen könne, aufgeführt. Zu Beginn hatte sich Schmidt dieser Forderung gegenüber eher verhalten geäußert. Im top agrar Interview im September 2015 hatte er noch gesagt: „Ich sehe die Notwendigkeit für einen solchen Sachkundenachweis derzeit nicht“. Das scheint sich nun geändert zu haben.
Den Kompetenzkreis Tierwohl hatte Schmidt im Herbst 2014 eingesetzt. Das Gremium besteht aus 16 Personen, die als Experten für Tierschutz in der Nutztierhaltung gelten. Darunter sind Mitarbeiter von Landwirtschaftskammern genauso wie vom Deutschen Bauernverband und vom Deutschen Tierschutzbund. Auch das Bundeseigene Thünen-Institut sowie die Verbraucherzentrale sind darunter. Das Gremium hat bereits vier Berichte zu verschiedenen Tierwohl Themen verfasst. Im Herbst 2016 will es seinen Abschlussbericht vorlegen.
Hintergrund:
CDU nimmt sich Sachkundenachweis vor (23.10.15)
top agrar-Serie: Streitgespräche Nutztierhaltung - Tierwohl nicht mit der Brechstange (10/15)
