Als einen „problematischen Trend“ hat Bundesagrarminister Christian Schmidt den geplanten Verkauf der 450 traditionsreichen Kaiser's-Supermärkte von Tengelmann an Edeka sowie mehrere Preissenkungen beim Discounter Aldi in jüngster Vergangenheit bezeichnet.
„Die Konzentration im Lebensmittel-Einzelhandel ist ohnehin schon sehr groß und das Kartellamt wird das zu bewerten haben", sagte Schmidt der "Bild am Sonntag". "Wir haben einen intensiven Wettbewerb unter wenigen. Eine solche Entwicklung ist nicht im Interesse der Verbraucher, denn langfristig wächst die Gefahr, dass die marktmächtigen Unternehmen die Preise diktieren können."
Kartoffelprodukte 16 % billiger
Nach den Preissenkungen bei Milchprodukten hat der Discounter in der vergangenen Woche nun auch die Preise für Pommes und Zucker gesenkt. Die anderen Händler wie Netto oder Norma zogen daraufhin nach. Fritten, Kroketten und andere Kartoffelerzeugnisse sind jetzt teilweise 16 % billiger. Zucker wird beim Discounter sogar teilweise um mehr als 20 % günstiger angeboten. Zur Begründung heißt es, man gebe gesunkene Einkaufspreise an die Kunden weiter.
Rekorderträge bei der diesjährigen Kartoffelernte haben die Preise für die Erdäpfel auf Talfahrt geschickt. Die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) beschrieb die Lage am Freitag drastisch: "Die Ernte geht über den Bedarf hinaus, die Konkurrenz ist groß und das Exportventil ist weitgehend verstopft." Aktuell reichten vielerorts nicht einmal die Lagermöglichkeiten aus. Und selbst die Möglichkeiten zur Verfütterung der Kartoffeln in der Tierfütterung, in der Biogasproduktion und in der Stärkeindustrie seien oft schon ausgeschöpft. Trotz hoher Erträge und guter Qualitäten seien die Bauern die Verlierer, während sich die Verbraucher über günstige Preise freuen könnten.
Auch beim Zucker klagen die großen deutschen Hersteller wie Südzucker bereits seit Monaten über sinkende Preise. Hier sorgt aber nicht nur die gute Ernte für Probleme. Auch das für Ende September 2017 terminierte Auslaufen der Marktregulierung auf dem Zuckermarkt wirft seine Schatten voraus.
Kunden kaufen eher in Supermärkten
Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag von "RTL Aktuell" zieht über die Hälfte (55 %) der Bundesbürger beim Einkauf von Lebensmitteln die Supermärkte den Discountern (31 %) vor. Nur wenige Befragte geben an, dass sie den Großteil ihrer Lebensmittel im Bioladen (4 %), in kleinen Lebensmittelläden (3 %) oder auf dem Markt (3 %) kaufen.
Wichtigstes Kriterium beim Einkauf soll dabei die Qualität der Waren sein, sagten 98 %. 84 % gaben an, dass ihnen beim Lebensmittelkauf (auch) Umwelt- und Tierschutzgesichtspunkte wichtig seien. Der Preis ist für 69 % ein wichtiges Kriterium.
62 % der Deutschen essen täglich Gemüse, bei 21 % stehen täglich Fleisch oder Wurst auf dem Speiseplan. 51 % essen mehrmals in der Woche Fleisch, 13 % mehrmals im Monat. Dass sie seltener Fleisch oder Wurst konsumieren, sagen 12 % der Befragten. Lediglich 3 % essen nie Fleisch oder Wurst.
31 % der Befragten schätzen den Anteil ihres Einkommens, den sie pro Monat für Lebensmittel ausgeben, auf bis zu 20 %, weitere 21 % sogar auf bis zu 30 %. 11 % der Bundesbürger gehen mehrmals in der Woche auswärts in einem Restaurant oder in einer Gaststätte essen, 5 % tun dies nach eigenen Angaben nie.
