Die Vereinbarkeit von Naturschutz und einer zukunftsfähigen Landwirtschaft stand im Fokus des diesjährigen Landesbauerntages in Schleswig-Holstein. Dabei wurden die unterschiedlichen Sichtweisen der Landwirte, der Politik und der Verwaltungsbehörden deutlich.
Wie der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner Schwarz kritisierte, steckt die Politik die Landwirte in ein Korsett von Vorgaben und Auflagen, das jede Reaktion auf die natürlichen Gegebenheiten verhindert. „Uns geht es um die Zukunft und dazu gehören gesunde Tiere, lebendige Böden, frische Gewässer und saubere Luft - was denn sonst?“, wandte sich Schwarz an den Kieler Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck, der auf dem Bauerntag den Ministerpräsidenten des Bundeslandes, Torsten Albig, vertrat.
Während der Minister den Landwirten vorwerfe, sie würden die Umwelt durch immer höhere Viehdichte, die Zunahme von Biogasanlagen und schlechte fachliche Praxis verschmutzen, so arbeiteten diese in Wirklichkeit doch daran, ihren Nachfolgern ein gut bestelltes Feld zu hinterlassen, stellte Schwarz klar.
Keine Naturlandschaft
Schwarz wies darauf hin, dass Schleswig-Holstein keine Natur-, sondern eine Kulturlandschaft sei. Erst diese Kulturlandschaft ermögliche eine Artenvielfalt, wie sie ihresgleichen in einer Naturlandschaft suche, betonte der Landesbauernverbandspräsident. Die Bauern griffen als Kulturlandschaftspfleger dort ein, wo sich natürliche Verhältnisse widernatürlich verschöben. Sie bräuchten die Freiheit, neue Technik einzusetzen sowie Betriebsgröße und Wirtschaftsformen zu gestalten, was letztlich Tier und Natur zugutekomme und den Landwirten ermögliche, ihre Betriebe in die Zukunft zu führen.
Habeck verteidigte sich, dass er von Amts wegen sowohl betriebswirtschaftliche als auch Naturschutzaspekte berücksichtigen müsse. „Deshalb knallt es manchmal“, räumte er ein. Es sei aber ein hervorragendes Signal, dass auf dem Landesbauerntag über Naturschutz geredet werde.
Der Minister sprach sich dafür aus, dass bei den Landwirten mehr Geld ankommen müsse. Die Frage sei, was die Gesellschaft den Bauern für ihre Leistungen im Natur-, Tier- und Umweltschutz geben wolle.