Um eine Versachlichung der Diskussion über den Tierschutz in der Nutztierhaltung hat sich der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Werner Schwarz, auf der traditionellen Veranstaltung „Dorf und Kirche“ am vergangenen Mittwoch in Reinbek bemüht.
Die Landwirtschaft befinde sich seit jeher zwischen den Polen der ökonomischen Notwendigkeiten und der gesellschaftlichen Anforderungen. Leider werde es immer schwerer, diese Pole zu überbrücken, weil sie immer weiter auseinander getrieben würden, monierte Schwarz. Auch wies er darauf hin, dass die Landwirtschaft dem Druck zur Spezialisierung unterliege. Unter diesem Druck habe ein anhaltender Strukturwandel Einzug gehalten.
Zwar hielten noch 70 % der Betriebe Tiere, aber 68 % der Rinder stünden in Betrieben mit mehr als 100 Tieren, und 64 % aller Schweine würden in Betrieben mit 1 000 und mehr Tieren gemästet sowie 72 % aller Masthähnchen in Beständen über 50 000 Tieren gehalten. Zudem seien die regionalen Unterschiede in der Tierdichte erheblich. Aufgrund des Strukturwandels sei mit einer weiteren Konzentration der Tierhaltung zu rechnen. Schwarz betonte, wer viele Tiere zu versorgen habe und dieses wirtschaftlich tun solle, komme um moderne Stallhaltungssysteme nicht herum. Investitionen in eine bessere Tiergerechtheit lohnten sich oft nur, wenn eine entsprechende Menge erzeugt werde.
Der Verbandspräsident hob in dem Zusammenhang hervor, dass Tiere keine Sachen seien. Diese Begriffsklärung im deutschen Grundgesetz sei eine wichtige und notwendige Änderung gewesen. „Tiere sind aber auch keine Menschen“, stellte Schwarz klar. Sie hätten keine unveräußerlichen Menschenrechte, sondern seien Mitgeschöpfe, denen der Mensch durch die Domestizierung seinen Stempel aufgedrückt habe. (AgE)