Zwischen der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und dem von Nahrungsmittel- und Gentechnik-Konzernen bezahlten International Life Science Institute (Ilsi) bestehen offenbar weit engere Beziehungen, als bisher bekannt war. Laut dem Gentechnik-kritischen Verein Testbiotech sind mehrere EFSA-Experten, die über Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen entscheiden, gleichzeitig für das Ilsi tätig.
Testbiotech will nun weitere Details herausgefunden haben. So soll auch der Leiter der Expertenrunde, die für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen zuständig ist, jahrelang für eine Arbeitsgruppe des Instituts gearbeitet haben. Diese Arbeitsgruppe werde von einem Mitarbeiter der Firma Monsanto geführt und sei ausschließlich mit Vertretern der Agrar-Konzerne besetzt, so der Verein. Ilsi selbst gebe an, dass diese Arbeitsgruppe die Prüfstandards der EFSA für die Risikoabschätzung von GVO-Pflanzen beeinflusste.
Belege für die Einflussnahme der Behörde durch ILSI gibt es laut Testbiotech in verschiedenen Dokumenten der Behörde. Beispielsweise verlange die EFSA keine Fütterungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen, um gesundheitliche Risiken zu untersuchen. Das Dokument, mit dem die EFSA diese Haltung begründet, sei zum Teil wortwörtlich aus einem Papier des ILSI übernommen. Außerdem sei das Verfahren bei der Beurteilung neuer GVO-Sorten völlig fehlerhaft. Statt Praxisversuchen vergleiche die EU-Behörde die genmanipulierten Pflanzen lediglich anhand einer Datenbank des Ilsi. Faktoren wie Stress durch Kälte oder Trockenheit würden nicht einzeln getestet. So hätten z.B. erst Schweizer Wissenschaftler herausgefunden, das ein genehmigter GVO-Weizen anfälliger für Mutterkorn war, so Testbiotech. Die Süddeutsche ergänzte in ihrer gestrigen Ausgabe: "Hier ist vertreten, was im Agro-Gentech-Geschäft und in der internationalen Lebensmittelindustrie Rang und Namen hat. BASF, Bayer und Monsanto gehören ebenso dazu wie Coca-Cola, Nestlé oder McDonald´s." Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichne das Ilsi als Lobby-Organisation. Das Institut mit Stammsitz in Washington stelle sich dagegen als unabhängige Einrichtung dar.
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