Wieder abschreckende Bilder aus deutschen Ställen: Das ARD-Magazin „Fakt“ zeigte gestern illegal aufgenommene Szenen schwer kranker und von Artgenossen übel zugerichteter Bio-Puten.
Als Ursache der Zustände machen die Autoren dabei zwei Faktoren aus. Zum einen sei das System der Geflügelhaltung bei uns grundsätzlich nicht tiergerecht. Egal ob konventionell oder bio, die systembedingten Probleme seien die gleichen, heißt es. Zum anderen gebe es bislang genetisch keine Bio-Puten, sondern nur die von den wenigen Großkonzernen angebotenen Hybridtiere. Diese seien völlig überzüchtet und nur auf schnelles Wachstum und Größe getrimmt. Eine echte, tierschutzgerecht erzeugte Pute gebe es demnach nicht, auch wenn Bio-Pute auf den Produkten stehe, erklärt eine Mitarbeiterin vom BUND. Auch Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) darf seinen Unmut ausdrücken.
In die Kritik gerät schließlich der Babynahrunghersteller Hipp. Laut Fakt bezieht das Unternehmen möglicherweise Fleisch von gemästeten und kranken Bio-Puten. Die Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch (Ariwa) stieß bei ihren Einbrüchen in Öko-Ställe in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern auf eine Medikamentenliste mit Regeln von Hipp. Demnach fordert der Babynahrungs-Hersteller eine Wartezeit zwischen der letzten Medikamentengabe und der Schlachtung.
Die Ställe gehören einem Biogeflügel-Erzeugerverbund, der seinerseits zum weitverzweigten Firmengeflecht des größten deutschen Produzenten von Bio-Eiern gehört. Im Fall der Puten ist Fakt zudem ein Schreiben einer Rechtsanwaltskanzlei zugespielt worden, die für Hipp arbeitet. Darin nimmt Hipp den betreffenden Biohof in Schutz und spricht von guten Haltungsbedingungen. (ad)