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Shredlage: Erste Praxis-Erfahrungen

Eine neue Häckseltechnik für Maissilage schwappt nach Deutschland. Welche Erfahrungen machen Lohnunternehmer und Landwirte mit Shredlage? Wie sind Verdichtung und Temperatur im Silostock? Berater Johannes Thomsen berichtet in der aktuellen top agrar 5/2016.

Lesezeit: 7 Minuten

Eine neue Häckseltechnik für Maissilage schwappt nach Deutschland. Welche Erfahrungen machen Lohnunternehmer und Landwirte mit Shredlage? Wie sind Verdichtung und Temperatur im Silostock? Berater Johannes Thomsen berichtet in der aktuellen top agrar 5/2016.


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In den USA sorgt Shredlage für Furore: Neu entwickelte Crackerwalzen für den Maishäcksler sorgen für einen intensiven Aufschluss der Maiskörner und eine gute Verdaulichkeit der Restpflanze – selbst bei Häcksellängen von bis zu 30 mm. Bei hohen Milchleistungen und hohen Maisanteilen in der Ration sollen sich angeblich bis zu 2 kg pro Kuh und Tag mehr melken lassen (top agrar 8/2013). Das Verfahren breitet sich deshalb immer weiter aus.


Shredlage kontra Langschnitt


Zwar ist inzwischen durchgesickert, dass die herkömmlichen Crackerwalzen in den USA die Maiskörner – anders als in Deutschland – bei der Ernte offensichtlich nicht ausreichend anreißen. Dadurch können die Kühe die Maissilage nicht vollständig aufschließen und in Milch umsetzen. Mit dem Shredlage-Cracker gelingt das scheinbar deutlich besser. Dennoch hat der Shredlage-Hype aus den USA auch deutsche Landwirte hellhörig gemacht. Sie verlangen von ihren Lohnunternehmern, dass sie ihre Häcksler umrüsten.


In Schleswig-Holstein waren im Herbst 2015 ein neuer Häcksler und ein Vorführhäcksler der Fa. Claas im Einsatz, die mit Shredlage-Crackerwalzen aus den USA ausgerüstet waren (einen Überblick über alle Anbieter finden Sie auf Seite R10).


Gleichzeitig haben einige Lohnunternehmen ihre Häcksler umgerüstet und versucht, mit herkömmlichen Crackerwalzen eine Shredlage-ähnliche Mais-silage zu erstellen. Diese Silagen sind im Beitrag als Langschnitt-Silagen bezeichnet.


Die Häcksellänge bei Shredlage beträgt 26 mm, bei Langschnitt 22 mm. Shredlage hat deutlich mehr Struktur als herkömmliche Maissilage.


Pionier mit Shredlage


Shredlage-Pionier in Schleswig-Holstein ist Lohnunternehmer Mathias Kühl aus dem Kreis Pinneberg. Er hat einen Jaguar 970 mit 775 PS mit den Shredlage-Crackerwalzen aus den USA ausgerüstet. Die Maschine hat ca. 250 ha mit einer Schnittlänge von 26 mm gehäckselt. Nach kurzer Umrüstung von 18 auf 36 Messer kann der Häcksler auch normale Maissilage mit 8 mm Schnittlänge ernten.


Fahrer Sven Dräger berichtet, dass der Jaguar 970 für das Shredlage-Verfahren genügend Motorleistung mitbringt. Das eigentliche Häckseln geht etwas leichter, dafür benötigen die Crackerwalzen aber mehr Kraft. Das erhöht insgesamt den Kraftstoffverbrauch. Aufgrund des höheren Volumens des Erntegutes schätzt Lohnunternehmer Kühl den zusätzlichen Transportbedarf auf etwa 20%.


Bei der Verdichtung der Silagen in den Silos ist er auf Nummer sicher gegangen und hat von vornherein einen Claas Xerion mit Zusatzgewichten (ca. 22 t Gesamtgewicht) und einen schweren Schlepper mit Schiebeschild (ca. 14 t Gesamtgewicht) eingesetzt. Es zeigte sich, dass sich das als Shredlage geerntete Material nicht so gut schieben und verteilen lässt. Es verhält sich ähnlich einer Grassilage. Der Trockensubstanzgehalt der Maissilage sollte für Shredlage 35% nicht übersteigen.


Lohnunternehmer Kühl hat für Shredlage einen Aufpreis von 20 € je Hektar abgerechnet. Er geht davon aus, dass im kommenden Herbst mehr Milchviehhalter nachfragen werden.


Umstellung auf Langschnitt


Bei der Fa. Stotz Agrartechnik liefen im Kreis Schleswig-Flensburg sieben Häckselkolonnen in der Maisernte. Eine Shredlage-Crackerwalze war nicht dabei. Dafür hat der Lohnunternehmer aber einen Jaguar 950 mit 600 PS so umgerüstet, dass er eine Shredlage-ähnliche Silage herstellt. Das Unternehmen bezeichnet dies als Langschnittverfahren. Die Maschine hat etwa 500 ha Mais gehäckselt.


Der umgebaute Häcksler zieht das Material schneller ein, häckselt es länger (ca. 22 mm) und bearbeitet es durch Cracker und Reibboden intensiver. An der Flächenleistung ist kaum etwas zu merken. Allerdings registrieren die Mitarbeiter einen etwa 15% höheren Kraftstoffverbrauch. Die notwendige Transportkapazität schätzt Fa. Stotz etwa 10% höher ein. Zum Walzen hat sie ebenfalls einen Claas Xerion eingesetzt, dazu einen zweiten Schlepper oder Radlader mit 14 t.


Fa. Stotz hat diesen Häcksler mit einem Aufpreis von 15 € je Hektar plus 15% mehr Treibstoff abgerechnet. Im kommenden Herbst gibt es eine zweite Kolonne, wahrscheinlich mit Crackerwalzen aus den USA.


Doch was sagen Milcherzeuger zur Shredlage- bzw. Langschnitt-Silage?


Erfahrungen mit Shredlage


Kim Saß-Hauschildt aus dem Kreis Pinneberg hat den Einsatz von Shredlage vorangetrieben. Er hält zurzeit 550 Kühe, die bei dreimaligem Melken 11982 kg geben. Die Rationen für die melkenden Kühe enthalten alle über 10 kg Trockenmasse Silomais. Deshalb kommt es neben der guten Verfügbarkeit der Maisstärke und der Verdaulichkeit der Restpflanze besonders auf eine ausreichende Futterstruktur an. Auf Stroh als Strukturlieferant verzichtet Saß-Hauschildt. Er hält Stroh für eine Energiebremse.


Die Ernte ist spät gelaufen (20. bis 26. Oktober), die Trockensubstanz liegt bei 34,3%. Die theoretische Häcksellänge beträgt 26 mm. Bei der Fraktionierung mit dem Schüttelkasten sammeln sich im oberen Siebkasten 21% des Materials an, was ein guter Wert ist. Auch die Verdichtung war mit durchschnittlich 2,8 dt/m3 sehr gut. Die an vier Punkten gemessene Temperatur lag mit durchschnittlich 19°C etwas über dem Mittel aller Proben. Probleme mit der Verdichtung gab es nur im Randbereich.


Bei der Fütterung hat Saß-Hauschildt in den ersten zwei Monaten festgestellt, dass Shredlage das Stroh hinsichtlich Struktur ersetzen und die Futteraufnahme steigern kann. Zudem war die Pansenstabilität gut. Er will auf jeden Fall wieder Shredlage herstellen.


Gute Strukturwirkung


In Osterrade im Kreis Dithmarschen haben zwei Betriebe Shredlage in ihren Silos liegen: Mathis und Reimer Block (200 Kühe, 9900 kg Milch) haben 55 ha Shredlage geerntet und Mathias Gosch (225 Kühe, 10100 kg Milch) 30 ha.


Die Messungen am Silo ergaben in beiden Betrieben relativ niedrige Verdichtungen von 2,0 bzw. 1,8 dt TM/m3 – obwohl jeweils ein Xerion und ein zusätzlicher Walzschlepper mit 12 bzw. 14 t Gesamtgewicht auf dem Silo waren. Die Temperaturen lagen in den Silos mit 17 bzw. 13°C eher im günstigen Bereich (Übersicht 1). Die theoretische Häcksellänge liegt zwischen 26 und 24 mm. Bei 24 mm war der Anteil der groben Pflanzenteile im oberen Siebkasten schon etwas niedriger.


Beide Betriebe füttern etwa 50% Maissilage in der Grundration, sie müssten somit noch nicht zwingend Shredlage einsetzen. Der Betrieb Block hat den Strohanteil schon komplett ersetzt. Gosch füttert zwar noch Stroh, fährt dies aber weiter gegen Null. In beiden Betrieben ist der Ersatz des Strohs als Strukturkomponente ein wichtiger Grund für den Einsatz von Shredlage. In der Ration lässt sich nur gehäckseltes Stroh einsetzen, das teuer und schwer zu handhaben ist. Wenn sich 400 g Stroh (3,5 MJNEL/kg TM) durch 400 g Shredlage (6,8 MJNEL/kg TM) ersetzen lassen, erhöht sich die Energiekonzentration einer Ration mit 22 kg Trockensubstanzaufnahme immerhin um 0,15 MJNEL. Darauf lässt sich in Hochleistungsrationen nicht verzichten.


Die Rechnung scheint aufzugehen. Mit dem Ergebnis des Einsatzes von Shredlage in den Herden nach knapp zwei Monaten sind beide Betriebsleiter zufrieden: Die Strukturwirkung ist auch ohne Stroh gegeben. Deshalb wollen sie wieder Shredlage bereiten.


Mathias Gosch aus dem Kreis Dithmarschen hat letztes Jahr 30 ha Silomais als Shredlage geerntet. Bisher ist er sehr zufrieden: Probleme mit Nacherwärmung gibt es nicht, die Strukturwirkung in der Ration ist gut.


Langschnitt in der Praxis


Im Norden Schleswig-Holsteins hält Detlef Horstmann aus Jerrihoe-Ellbek 550 Kühe mit 10276 kg Milch, die Johannsen & Ketelsen KG aus Munkwulstrup 400 Kühe mit 9800 kg Milch. Beide Betriebe haben ihre Maissilage mit dem umgerüsteten Häcksler der Fa. Stotz als Langschnitt-Silage gehäckselt: Der Betrieb Horstmann 190 ha, die Johannsen & Ketelsen KG 140 ha.


Die gemessene Häcksellänge war mit 22 mm kürzer als bei der echten Shredlage. Die Fraktionierung zeigte geringere Anteile in der groben Fraktion. Die gemessene Verdichtung und die Temperaturen waren mit den anderen Silagen vergleichbar. Bei der relativ geringen Verdichtung ist zu beachten, dass das Erntematerial mit 27 und 28% Trockensubstanzgehalten recht feucht ist (Übersicht 2 in der top agrar 5/2016). Durch lang anhaltende Regenfälle kam der Silomais im Norden Schleswig-Holsteins nicht zur Abreife.


Auf dem Betrieb Horstmann beträgt der Maisanteil in den Milchviehrationen 9,5 kg Trockenmasse. Deshalb spielt sowohl die Energieversorgung als auch die Sicherung der Futterstruktur eine große Rolle. Das gehäckselte Stroh hat der Milcherzeuger aus der Ration genommen, trotzdem sind die Fettgehalte in der Milch leicht um 0,1% gestiegen.


Die Johannsen & Ketelsen KG verfüttert 6,5 kg Trockenmasse Maissilage und dazu 3,2 kg Trockenmasse Lieschkolbensilage. Sie hat das Stroh ebenfalls aus der Ration genommen und ist mit dem Ergebnis bislang zufrieden: Es ist ausreichend Struktur in der Ration. Künftig will sie den Silomaisanteil deshalb noch erhöhen.

Schon jetzt steht fest, dass auch diese beiden Betriebe im kommenden Herbst Langschnitt-Silage bzw. Shredlage als Ernteverfahren wählen werden.

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