Spekulation an den Agrarrohstoffmärkten führt nach Einschätzung des Giessener Agrarökonomen Prof. Peter Michael Schmitz nicht zur Verschärfung des Welternährungsproblems. „Der preistreibende und preisdestabilisierende Beitrag von Spekulation wird zwar oft behauptet, ist aber empirisch nicht nachgewiesen“, sagte der Direktor des Instituts für Agrarpolitik kürzlich in Berlin.
Entgegen vielfach in der Öffentlichkeit geäußerten Mutmaßungen schreibt Schmitz der Spekulation eine positive Wirkung auf den Agrarmärkten zu. Spekulation sorge für die notwendige Liquidität zur Absicherung der Hedgegeschäfte, verbessere die Preisvorhersagefunktion von Warenterminmärkten und sei somit „eine notwendige Begleiterscheinung volatiler Märkte“. Der Wissenschaftler räumte zugleich ein, dass Preisanstiege und Preisvolatilitäten punktuell die Nahrungsmittelunsicherheit verschärfen könnten. Sie seien aber „weder ursächlich noch maßgeblich für Hunger und Armut verantwortlich“. Deren Ursachen sind laut Schmitz „zu 90 % hausgemacht“.
Gegen Schwarz-Weiß-Malerei wendet sich Schmitz im Hinblick auf den Beitrag des Ökolandbaus zur künftigen Ernährungssicherung. Nach seiner Auffassung schließen sich Ökolandbau und Intensivlandwirtschaft bei der Lösung des Welternährungsproblems nicht aus. Ökolandbau und andere extensive Landbauformen seien auf fragilen Standorten und unter bestimmten Bedingungen die vorzüglichere Alternative, könnten aber das globale Welthungerproblem nicht lösen, so der Agrarökonom. Hierzu sei eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft mit modernen Betriebsmitteln und innovativen Technologien auf geeigneten Standorten notwendig. (AgE)
Lesen Sie auch:
Prof. Schmitz hält EU-Agrarpolitik für nicht reformierbar (5.9.2011)