Investoren kaufen oder pachten gezielt Land in Staaten mit schlechter Regierungsführung, weil dort niedrige rechtsstaatliche Standards bestehen und besonders hohe Gewinne winken. Wie die Entwicklungsorganisation Oxfam in einem Hinweis auf eigene Untersuchungsergebnisse mitteilte, schnitten drei Viertel von insgesamt 56 Ländern, in denen zwischen 2000 und 2011 Landgeschäfte getätigt wurden, hinsichtlich der Regierungsführung „besonders schlecht“ ab.
„Dort, wo Menschen nicht die Möglichkeit haben, ihre Rechte einzufordern, können Investoren schnell und billig Land pachten oder kaufen“, erklärte Oxfam-Agrarexpertin Marita Wiggerthale. Nach ihren Worten verlieren arme Menschen oft ihr Land, ohne eine angemessene Entschädigung zu erhalten.
Oxfam zufolge wurden für die Untersuchung die Datensätze der „Land Matrix“ der International Land Coalition - einer Datenbank mit Landgeschäften oberhalb von 200 ha - und die Weltbankindikatoren zur Messung guter Regierungsführung miteinander in Beziehung gesetzt. Zu diesen Parametern zählten Mitspracherecht und Rechenschaftspflicht sowie Rechtsstaatlichkeit, staatliche Regulierung und Korruptionskontrolle. Die Analyse habe ergeben, so Oxfam, dass Länder, in denen große Landgeschäfte getätigt würden, bei diesen Indikatoren um durchschnittlich 30 % schlechter abschnitten als jene ohne solche Landgeschäfte.
Sierra Leone beispielsweise rangiere weltweit im unteren Viertel bei dem Indikator Rechtsstaatlichkeit und in der unteren Hälfte bei den Parametern Mitspracherecht, Rechenschaftspflicht, staatliche Regulierung und Korruptionskontrolle. In den letzten zehn Jahren seien in dem westafrikanischen Staat 32 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche verkauft worden, berichtete Oxfam. (AgE)