Die gute Stimmung in der deutschen Landwirtschaft scheint dahin. Wie der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Johannes Röring, bei der Erntepressekonferenz am vergangenen Donnerstag nahe Münster berichtete, haben die relativ niedrigen Erzeugerpreise für Getreide und Ölsaaten sowie der zuletzt deutliche Rückgang der Erlöse für tierische Produkte bei gleichzeitig hohen Pachtpreisen die Stimmung in der Landwirtschaft merklich abkühlen lassen.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete beklagte, dass die hiesigen Erzeugerpreise für Nahrungsmittel oft nicht deren wirklichen Wert widerspiegelten. „Wer eine nachhaltige Landwirtschaft auf stabiler Grundlage will, der muss anerkennen, dass hohe ökologische und soziale Standards nur durch wirtschaftlich gesunde Betriebe gewährleistet werden können“, betonte Röring.
Der WLV sieht ihm zufolge die Branche gefordert, die gesellschaftliche Debatte über die künftige Ausrichtung der heimischen Landwirtschaft weiter aktiv zu begleiten. Von der nordrhein-westfälischen Landesregierung und der Bundesregierung werde erwartet, die Anstrengungen der Branche vor allem im Bereich des Tierwohls anzuerkennen und konstruktiv zu begleiten. „Hierbei muss man immer wieder auch das vielleicht Wünschenswerte vom Machbaren trennen“, so Röring.
Gute Ernte
Im Rückblick auf die Getreide- und Rapsernte in Westfalen-Lippe zog der Verbandspräsident ungeachtet seines Hinweises auf phasenweise sehr schwierige Witterungsbedingungen ein „insgesamt positives“ Fazit. Die Erträge seien gut, die Qualitäten allerdings sehr unterschiedlich ausgefallen; die Erlöse seien niedrig. Die Weizenernte habe sich zu einer echten Nervenprobe entwickelt. In den letzten Wochen hätten die Landwirte hier mit schlechten Qualitäten und hohen Trocknungskosten zu kämpfen, berichtete Röring.
Der Verband schätzt den mittleren Hektarertrag für Halmgetreide in Westfalen-Lippe auf etwa 83 dt. Die Ernte liege damit 2,6 % über dem Vorjahr und 11,7 % über dem Durchschnittswert der Jahre 2008 bis 2013. Die Erträge beim Winterraps hätten bei 41 dt/ha gelegen, was im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg um 1,5 % bedeutet habe, teilte der WLV-Präsident mit. Insgesamt entspreche der mittlere Hektarertrag 2014 in Westfalen-Lippe beim Raps dem Bundesdurchschnitt, während er bei Getreide deutlich darüber liege.