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Studie: Deutschland gehört zu den besten Geflügelländern der Welt

Sowohl in der Hähnchen- als auch in der Putenhaltung gehört Deutschland bereits heute zu den besten Geflügelländern der Welt. Diese und weitere Erkenntnisse liefert eine vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) in Auftrag gegebene Studie des Handelsblatt Research Institutes (HRI). Prof. Dr.

Lesezeit: 6 Minuten

Sowohl in der Hähnchen- als auch in der Putenhaltung gehört Deutschland bereits heute zu den besten Geflügelländern der Welt. Diese und weitere Erkenntnisse liefert eine vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) in Auftrag gegebene Studie des Handelsblatt Research Institutes (HRI).

 

Prof. Dr. Bert Rürup, der Präsident des HRI, stellte die umfangreiche Studie am Mittwochabend im Rahmen des dritten Zukunftsdialogs der deutschen Geflügelwirtschaft in Berlin vor rund 100 geladenen Gästen erstmals der Öffentlichkeit vor. Im Anschluss diskutierten Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder, NRW-Agrarminister Johannes Remmel, „Fleischatlas“-Mitautorin Dr. Christine Chemnitz von der Heinrich-Böll-Stiftung, Agrarökonom Prof. Dr. Michael Schmitz, Hähnchenhalter Stefan Teepker und ZDG-Präsident Leo Graf von Drechsel auf dem Podium unter dem Leitthema: „Deutschland – auf dem Weg zum besten Geflügelland der Welt?!“.

 

Im Fokus der Studie stehen die größten Volkswirtschaften der Welt und der EU sowie fünf der sechs größten Geflügelfleischerzeuger der Welt. Neben Deutschland werden die USA, China, Brasilien, Indien, Russland, Japan, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, Polen, Niederlande, Belgien, Schweden und Österreich untersucht. Anhand von zwölf Indikatoren wie Besatzdichte, Stallhygiene, Antibiotikaeinsatz sowie Ausbildung des Personals werden die gesetzlichen und gesetzesähnlichen Rahmenbedingungen in den 16 Ländern verglichen.


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„Deutsche Standards im internationalen Vergleich führend“


Interessant hierbei: Die konventionelle Geflügelhaltung ist der Studie zufolge mittlerweile globaler Standard. Weltweit sind jedoch erhebliche Unterschiede in der Art der Erzeugung und bei den nationalen und supranationalen Vorgaben festzustellen. „Die deutschen Standards – sowohl in der Hähnchen- als auch in der Putenhaltung – sind im internationalen Vergleich der 16 wichtigsten Geflügelländer führend“, so das Fazit von Prof. Dr. Rürup.

 

Bereits im vergangenen Sommer hatte sich die deutsche Geflügelwirtschaft auf die Geflügel-Charta verpflichtet, die als Selbstverständnis und Selbstverpflichtung der gesamten Kette der Geflügelfleischerzeugung das gemeinsame Ziel formuliert: „Wir wollen das beste Geflügelland der Welt sein.“ Dieses Ziel sei Anlass gewesen, die Studie in Auftrag zu geben, sagt ZDG-Präsident Leo Graf von Drechsel: „Wir sind stolz, dass die in der Studie publizierten Ergebnisse zeigen, dass wir als deutsche Geflügelwirtschaft im internationalen Vergleich sehr gut dastehen.“


Hohe Erzeugungsstandards werden durch Billig-Importe konterkariert


Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die starke Regulierung hat in einigen Ländern zur Folge, dass die Preise für Geflügelfleisch steigen und sich die Verbraucher kein einheimisch erzeugtes Geflügelfleisch mehr leisten können. Als Beispiele werden die Länder Schweden und Österreich genannt, die vermehrt auf günstige Importe zurückgreifen. „So werden die hohen Erzeugungsstandards konterkariert durch Importe aus Ländern mit niedrigeren oder sogar fehlenden Standards“, ist in der Studie zu lesen. Und: In Brasilien gibt es laut der Studie keinerlei gesetzliche Regelungen zum Antibiotikaeinsatz. Gleichzeitig liefert Brasilien aber einen signifikanten Teil des deutschen Import-Geflügels und ist nach den USA weltweit der zweitgrößte Geflügel-Exporteur.

 

Die Einführung einer Herkunftskennzeichnung für Geflügelfleisch aus Deutschland – auch im Segment der weiterverarbeiteten Produkte sowie im Bereich des Außer-Haus-Verzehrs – wird nun umso dringender. „Nur so kann der Verbraucher flächendeckend selbst bestimmen, welche Standards er bei Tierwohl, Verbraucherschutz und Umwelt unterstützen will“, betont ZDG-Präsident Leo Graf von Drechsel die Bedeutung einer ausgeweiteten Herkunftskennzeichnung.


Diskussion kontrovers, aber nicht unversöhnlich


Dieses Ziel einer zusätzlichen Verbraucherinformation nahm auch in der von Markus Gürne moderierten Diskussion beim Zukunftsdialog der deutschen Geflügelwirtschaft am Mittwochabend breiten Raum ein. Ein hochkarätig besetztes Podium aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und NGOs ging anlässlich der Studie der Frage nach, wo die deutsche Geflügelwirtschaft heute steht, wo sie gut ist, was sie noch besser machen kann – was Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder erwartungsgemäß anders bewertete als ZDG-Präsident Leo Graf von Drechsel.

 

Mit Schröder und Graf Drechsel diskutierten Minister  Remmel, Dr. Chemnitz, Prof. Dr. Schmitz und Landwirt Teepker inhaltlich durchaus kontrovers, im Ton aber nicht unversöhnlich.


„Wer kann sagen, wie Geflügel gehalten wurde?“


Zum Thema Kennzeichnung machte Dr. Christine Chemnitz erhebliche Defizite bei der Information der Lebensmittelkäufer aus, sah für Deutschland mit seinen hohen Standards „ein anderes Verständnis von Qualität“ und warnte überdies mit Nachdruck davor, einen Keil zwischen Verbraucher und Erzeuger zu treiben: „Ganz viele Verbraucher sind bereit, mehr zu zahlen.“ Worauf ihr Prof. Dr. Michael Schmitz heftig widersprach: „An der Ladenkasse entscheiden sich die Leute anders als in Befragungen.“ Zudem komme der Aspekt des Schutzes der bäuerlichen Familienbetriebe in der Diskussion zu kurz, ordnete der Agrarökonom die Frage immer weiter steigender Standards in einen gesamtökonomischen Kontext ein und mahnte: „Dann ist irgendwann auch der wirtschaftliche Fortschritt in Frage gestellt.“

 

Er halte die Preisdebatte für eine „verfehlte Debatte“, argumentierte Thomas Schröder: „Die Wirtschaft muss deutlicher auf die Wünsche der Verbraucher reagieren, selbst wenn nur 20 Prozent der Verbraucher etwas wollen.“ Während Johannes Remmel die Bereitschaft der Branche vermisste, die Preisdiskussion für sich zu nutzen („Warum zeigen Sie keinen Einsatz, für ein gutes Produkt einen guten Preis zu verlangen?“), sah Stefan Teepker die Verantwortung nicht bei den Erzeugern alleine: „Reicht es, den Verbraucher mitzunehmen, oder müssen wir ihn nicht irgendwo auch verpflichten?“


Remmel: „Ich gebe ja zu, es hat sich was entwickelt“


Zur Veränderungsbereitschaft der Branche mit dem Anspruch, das beste Geflügelland der Welt sein zu wollen, forderte Schröder den Gastgeber provokant heraus: „Sie brauchen uns offenbar an Ihrer Seite, um vorwärts zu kommen, sonst würden Sie es nicht tun.“ Klarer Widerspruch von Graf Drechsel: „Wir sind in Bewegung, wir haben viel verändert in den vergangenen Jahren.“ Die erfolgreichen Puten-Eckwerte, das einzigartige Gesundheitskontrollprogramm und die Wirtschaftsinitiative zum Antibiotikamonitoring seien Belege für den stetigen Verbesserungswillen der Branche – und dafür, dass das Prinzip Freiwilligkeit funktioniere, dass es keine Gesetze brauche.

 

Widerspruch von Chemnitz und Remmel: „Es braucht Regelungen“, erst dann bewege sich etwas, kündigte der NRW-Agrarminister an, diese „Lücken“ füllen zu wollen, machte aber gleichwohl im Verlauf der Diskussion Zugeständnisse, was die Motivation zur Veränderung seitens der Geflügelwirtschaft angeht: „Ich gebe ja zu, es hat sich was entwickelt.“  


Besserer gegenseitiger Austausch nötig


Bei allen Kontroversen einten die Diskutanten am Ende zwei gemeinsame Überzeugungen: Es braucht bei Lebensmitteln eine ausgeweitete Herkunftskennzeichnung, damit der Verbraucher eine mündige und aufgeklärte Kaufentscheidung treffen kann. Und: „Wir brauchen einen besseren gegenseitigen Austausch“, wie es Tierschutzbund-Präsident Schröder auf den Punkt brachte. Er freue sich, dass der Zukunftsdialog zu diesem wichtigen gesellschaftlichen Diskurs etwas habe beitragen können, schloss Graf Drechsel: „Lassen Sie uns im Gespräch bleiben!“


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