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Unternehmertag diskutierte "Unternehmensstrategien 2024"

Die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft werden neu justiert. Das wurde auf dem landwirtschaftlichen Unternehmertag deutlich, der am Donnerstag in der Oldenburger Weser-Ems-Halle stattfand und mit rund 1.000 Besuchern hervorragend besucht war.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft werden neu justiert. Das wurde auf dem landwirtschaftlichen Unternehmertag deutlich, der am Donnerstag in der Oldenburger Weser-Ems-Halle stattfand und mit rund 1.000 Besuchern hervorragend besucht war.

 

Den Titel der Veranstaltung "Landwirtschaft liberalisiert oder reglementiert? Unternehmensstrategien 2024" erläuterte Arendt Meyer zu Wehdel, Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, so: "Noch nie war der gesellschaftliche und politische Druck auf unsere landwirtschaftlichen Betriebe so hoch wie heute; noch nie war es wichtiger, aufmerksam und kritisch das betriebliche Umfeld zu analysieren." Bei allen unternehmerischen Entscheidungen sei die Balance zu finden zwischen den Ansprüchen von Politik, Markt und Gesellschaft.

 

Wie komplex das ist, machte der Kammerpräsident an Beispielen deutlich: Einerseits hätten Landwirte es mit novelliertem Baurecht, steigenden Bodenpreisen, erhöhten Anforderungen an den Tierschutz und bald auch mit Änderungen im Bereich der Düngeverordnung zu tun, andererseits böten die auslaufende Milchquotenregelung, aber auch das niedrige Zinsniveau mehr unternehmerische Freiheit. "Außerdem werden die Märkte komplizierter, und viele politische Signale haben eine eher dämpfende Wirkung auf landwirtschaftliche Unternehmer", ergänzte Meyer zu Wehdel.

 

Auch wenn vielerorts Wachstumsgrenzen erreicht seien, bedeute das nicht das Ende betrieblicher Weiterentwicklung, so der Kammerpräsident. Künftig werde es wichtiger, qualitativ zu wachsen, Leistungsreserven zu mobilisieren und auch alternative Wege zu beschreiten. Der sorgsame Umgang mit den Ressourcen Luft, Wasser und Boden sei dabei selbstverständlich. Auch müsse die Kommunikation gegenüber Kommunen und Mitmenschen darauf ausgerichtet sein, Landwirtschaft zu erläutern und Vorhaben transparent zu machen.

 

"Keinem ist mit der Abwanderung landwirtschaftlicher Produktion in andere Länder gedient", warnte Meyer zu Wehdel vor einer Schwächung des Agrarstandortes Deutschland. Auf nicht wenigen Höfen mache sich Verunsicherung breit. Um das zu verhindern, müssten Hofnachfolger einen Arbeitsplatz in der Landwirtschaft vorfinden, der von der Öffentlichkeit wertgeschätzt wird, aber auch ein angemessenes Familieneinkommen sowie Freizeit und Urlaub ermöglicht.


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Bleser: "Nur eine Chance, wenn Ihre Leistungen gewürdigt werden!"


Die Auswirkungen der reformierten EU-Agrarpolitik (GAP) erläuterte Peter Bleser, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: "Die Direktzahlungen der ersten Säule werden auch nach der GAP-Reform für die Zeit 2014 bis 2020 erhalten bleiben." Zu den 4,85 Milliarden Euro pro Jahr der ersten Säule kämen für die deutschen Landwirte rund 1,35 Milliarden Euro der zweiten Säule hinzu, mit denen auch besonders umwelt- und tierschutzgerechte Produktionsverfahren unterstützt würden. Für die ökologischen Vorrangflächen seien künftig nicht mehr als fünf Prozent der Landwirtschaftsflächen vorgesehen.

 

Bleser sieht die Landwirte nicht nur in der unternehmerischen Verantwortung, sie hätten auch gesellschaftliche Leistungen zu erbringen. "Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist ein wichtiger Standortfaktor für unsere Landwirtschaft", sagte der CDU-Politiker. Er definierte leistungsfähige Landwirtschaft als "hoch produktiv, hoch wettbewerbsfähig, aber auch hoch leistungsfähig, was den Schutz von Ressourcen und Umwelt, von Tieren und Biodiversität angeht". Eine Zukunft habe ein so "öffentlichkeitswirksamer Wirtschaftszweig" nur, wenn dessen Leistungen geschätzt und die Methoden akzeptiert würden.


WTO-Abkommen und Freihandel nötig


Sein besonderes Augenmerk richtete Bleser auf den Agrarexport. Während die Nachfrage nach Nahrungsmitteln weltweit steige, stagniere die Nachfrage in Deutschland und der EU aufgrund des rückläufigen Bevölkerungswachstums. Für einen funktionierenden Warentransfer forderte er einen "baldigen Erfolg" der WTO-Verhandlungen, aber auch des Freihandelsabkommens (TTIP) mit den USA. Die USA seien einer der wichtigsten Drittlandsmärkte für deutsche Agrarerzeugnisse. "Die jüngsten Probleme im EU-Export nach Russland haben gezeigt, wie wichtig der Zugang unserer Land- und Ernährungswirtschaft zu Wachstumsmärkten ist", so der Parlamentarier.


Mehr, mehr, mehr, aber bitte ohne Dünger und Pflanzenschutz!?


Das Ziel der EU-Politik für die kommende Förderperiode bis 2020 brachte Franz Jansen-Minßen von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen auf die Kurzformel: mehr mit weniger produzieren. Und er konkretisierte: "Einerseits sollen mehr Nahrungsmittel, mehr erneuerbare Energien und mehr Ökosystemdienstleistungen angeboten werden, andererseits soll der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, Energie und die Inanspruchnahme der natürlichen Ressourcen verringert werden." Diese Ziele ließen sich nur durch eine weitere Effizienzsteigerung der agrarischen Produktion erreichen.

 

Dazu müssten alle verfügbaren Indikatoren für Nachhaltigkeit in der landwirtschaftlichen Produktion auf den Prüfstand kommen. Nur wenn es gelinge, Nachhaltigkeit unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten zu sichern, könne die Agrar- und Ernährungswirtschaft die Akzeptanz in der Gesellschaft sichern.

 

Jansen-Minßen wies darauf hin, dass eine landwirtschaftliche Produktion mit höheren Standards auch mit höheren Kosten oder geringeren Erträgen verbunden sei. "Wettbewerbsnachteile müssen über höhere Produktpreise oder EU-Beihilfen ausgeglichen werden", forderte er. Es komme darauf an, Nachhaltigkeit über die Wertschöpfungskette mit höheren Endverbraucherpreisen in Wert zu setzen. Der dazu notwendige Dialog zwischen der Agrar- und Ernährungswirtschaft und dem Lebensmitteleinzelhandel muss laut Jansen-Minßen "dringend intensiviert werden."


Der Landwirt als schneller Entscheider


Über die Herausforderung, unter Druck richtige Entscheidungen zu treffen, referierte Lutz Wagner, ehemaliger Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga. Keiner freue sich, wenn "möglichst schnell, am besten gleich und bitte richtig" entschieden werden müsse, sagte das Mitglied der DFB-Schiedsrichter-Kommission. Doch man könne aus solchen Situationen mit neuem Selbstbewusstsein gestärkt hervorgehen.

 

"Sehen Sie Ihre Rolle als Entscheider nicht als Last, sondern als Chance, den Weg Ihres Unternehmens mitzugestalten", riet Wagner den Zuhörern. Für den Weg zur richtigen Entscheidung nannte er vier Voraussetzungen: das Bewusstsein für die Rolle als Entscheider "mit allen Chancen, aber auch Risiken", eine gezielte Vorbereitung, eine erlernbare Analysefähigkeit und ein Erkennen des Zeitfensters. Zuletzt komme es darauf an, seine Entscheidungen gezielt umzusetzen und die Verantwortung dafür zu übernehmen.

 

Der Unternehmertag fand dieses Jahr zum 15. Mal statt. Veranstalter waren die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die Arbeitsgemeinschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken Weser-Ems und das Landvolk Niedersachsen.

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