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Verbraucherzentrale fordert ein großes, nationales Tierwohlsiegel

In Deutschland gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Siegeln, die für mehr Tierwohl, artgerechte oder ökologische Haltung stehen. Das Problem: 86 % der Verbraucher fällt bei der Kaufentscheidung im Laden kein einziges davon ein. Und wenn doch, ist vielen unklar, was die Unterschiede sind.

Lesezeit: 4 Minuten

In Deutschland gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Siegeln, die für mehr Tierwohl, artgerechte oder ökologische Haltung stehen. Das Problem: 86 % der Verbraucher fällt bei der Kaufentscheidung im Laden kein einziges davon ein. Und wenn doch, ist vielen unklar, was die Unterschiede sind und ob es sich nicht doch um einen Werbetrick der Hersteller handele.


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Lösung könne nur ein zentrales, bundeseinheitliches Tierwohlsiegel in Deutschland sein, das vom Bundesagrarministerium (BMEL) betreut wird. Das erklärten Prof. Dr. Achim Spiller von der Uni Göttingen und Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) am Mittwoch in Berlin.


Wie Müller erläuterte, geht das Siegel „Eine Frage der Haltung“ des BMEL nicht weit genug, bei der „Initiative Tierwohl“ sei der Standard zu niedrig, das „Tierschutzlabel“ des Tierschutzbundes sei kaum im Laden zu finden und die Eigensiegel des LEH seien umstritten. „Es gibt zuviele Initiativen, die alle zu wenig genutzt werden“, sagte Müller. Die Zahlungsbereitschaft der Kunden sei ja da, nur durch die Fülle der verwirrenden Labels, die viele Verbraucher gar nicht verstehen, leide die Glaubwürdigkeit. Laut dem obersten Verbraucherschützer steht das Agrarministerium in der Pflicht, hier eine Lösung vorzugeben.

 

Als Vorbild sieht der VZBV die Eierkennzeichnung. „Für Fleisch müsste die Einstufung natürlich deutlich mehrschichtiger sein und alle Qualitäten differenzieren, aber solch eine Qualitätssegmentierung innerhalb der konventionellen Landwirtschaft würde funktionieren“, sagt Müller, der anhand einer Preisgrafik verdeutlichte, wie groß die Spanne zu den Bioprodukten ist. Hier sei definitiv Raum für höherpreisige konventionelle Ware. „Weitere Tierwohl-Initiativen helfen uns dagegen nicht weiter.“


Spiller: 40 % glauben, Tierhaltung hat sich verschlechtert!


Prof. Dr. Spiller von der Uni Göttingen präsentierte dann eine repräsentative Umfrage der Marketingberatung Zühlsdorf + Partner GbR unter 1.024 Bürgern. Wie zu erwarten sagten 67 %, ihnen sei das Thema Tierschutz in der Landwirtschaft wichtig.


Erschreckend für die deutschen Landwirte dürfte aber die Aussage sein, dass 40 % der Befragten meinen, die Tierhaltung habe sich verschlechtert. Nur 20 % glauben, es gehe den Tiere heute besser als früher. Alarmierend für die Tierhaklter ist auch der Eindruck von 82 % der Bürger, dass die Gesetze zum Schutz der Tiere bei uns nicht ausreichend sind. Die Politik müsse noch mehr für den Tierschutz tun sagten 73 %. Daher würden rund zwei Drittel der Verbraucher (64 %) mehr für Fleisch zahlen. Doch sie wollen sicher sein, dass die Tierhaltung dann auch besser ist.


Für ein 500 Gramm Schnitzel mit Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes (Einstiegsstufe) würden sie im Durchschnitt 4,15 Euro und damit 39 % mehr bezahlen als für herkömmlich erzeugtes Fleisch zum Preis von 2,99 Euro. Beim Kauf einer kleineren Menge von 250 Gramm Schnitzel sind Verbraucher bereit, im Durchschnitt sogar 58 % mehr zu bezahlen.


Trotz Zahlungsbereitschaft ist die tatsächliche Nachfrage nach Produkten aus tiergerechter Haltung aber gering. Die Ergebnisse der Befragung deuten darauf hin, dass fehlende Information und Orientierung der Grund sind. So weiß fast die Hälfte der Befragten (45 %) nicht, woran sie Fleisch aus artgerechter Haltung erkennen kann. Rund neun von zehn Verbrauchern (86 %) können ad hoc kein Label für Tierschutz nennen. Verbraucher verbinden Produkte aus tiergerechter Haltung vor allem mit Bio. Ein weithin bekanntes und im Markt verbreitetes Tierschutzlabel im Segment der konventionellen Fleischproduktion fehlt bislang.


Verbraucher sind sich bewusst, dass sie Einfluss auf den Tierschutz haben. Sie sehen aber insbesondere auch Staat und Landwirte in der Verantwortung (Anteil von je 26 % an der Gesamtverantwortung). 77 % der Befragten sprechen sich für strengere Vorschriften aus.


Den Handel fordert der vzbv auf, künftig mehr auf Qualität zu setzen. Der Umfrage zufolge ist jeder dritte Verbraucher (32 %) stark qualitäts- und tierschutzorientiert und achtet wenig auf Sonderangebote. Diesen Verbrauchern, die kaum wegen Aktionspreisen den Supermarkt wechseln, wird der Handel bislang nicht gerecht. Müller: „Der Handel muss eine Qualitätsoffensive starten, statt die nächste Schnäppchenjagd zu eröffnen.“


Weitere Details aus der interessanten Umfrage finden Sie hier in der Fotostrecke:

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