Erneute Waldbrände in mehreren Regionen Russlands sprechen laut Einschätzung des World Wide Fund for Nature (WWF) dafür, dass sich das russische Waldbrandinferno des vergangenen Sommers in diesem Jahr wiederholen könnte. „Manche Städte sind genauso schlimm vom Rauch betroffen wie letztes Jahr Moskau“, betonte WWF-Waldbrandexpertin Nina Griesshammer. Am schlimmsten sei die Lage in Archangelsk und Irkutsk.
Als besorgniserregend bezeichnete Griesshammer, dass die Wälder nach dem zweiten trockenen Sommer in Folge besonders anfällig seien. Ferner stehe Russland, das mit insgesamt 809 Mio ha Forst waldreichste Land der Erde, in der Brandbekämpfung vor denselben Schwierigkeiten wie im Brandsommer 2010. Hauptprobleme seien weiterhin zu wenig Personal, mangelnde Einsatzfahrzeuge und fehlendes Benzin.
„Auch im Waldmanagement hat sich seit letztem Jahr nichts verbessert, die Gesetzgebung ist schwach, in der Feuervermeidung ist nichts passiert“, betonte die Expertin. Die Forste im dichter besiedelten Westen Russlands seien nicht an Brände angepasst, weil dort nicht heimische Baumarten angesiedelt würden. Das mache die Wälder anfälliger gegenüber Feuer. Außerdem seien die Bestände übernutzt und das Forstmanagement nicht nachhaltig. Eine verfehlte Bewirtschaftung der Flächen habe vielerorts zu einer Verbuschung und Versteppung geführt. „Diese Wälder brennen wie Zunder“, erläuterte Griesshammer und forderte eine rasche Behebung der Fehler im Forstmanagement. Notwendig seien eine gute Waldwirtschaft, die Anpassung der Gesetzgebung und eine effektive Brandbekämpfung. (AgE)