Webcam Bilder von Ställen werden weder große Aufmerksamkeit noch reges Interesse erreichen. Zu diesem Schluss kommt Prof. Dr. Achim Spiller von der Universität Göttingen in seiner Studie im Auftrag der Edmund Rehwinkel Stiftung. Die Studie zum Neuromarketing von Bildern ist jetzt im 31. Band der Schriftenreihe der Rentenbank erschienen.
Konkret gehe es darum, wie Bilder aus der modernen Tierhaltung auf den Verbraucher wirken. Es gebe signifikante Unterschiede zwischen der Interpretation von Bildern durch Verbraucher und Landwirte.
Grundsätzlich sei der Blickverlauf zwischen beiden Gruppen ähnlich. Innerhalb der ersten beiden Sekunden, dies entspräche der typischen flüchtigen Betrachtungsdauer für Bilder in Zeitungen, würden vor allem Gesichter und Körper der Tiere erkannt. Die Bodengestaltung komme durchschnittlich erst in der dritten und vierten Sekunde hinzu. Der Wirkung der Bilder, vor allem der Gesichter der Tiere, komme somit eine zentrale Bedeutung zu. Forschungen zur optimalen Bildgestaltung steckten im Agrarbereich aber noch in den Kinderschuhen. In anderen Bereichen wie z.B. der Automobilindustrie seien solche Studien schon lange Standard.
Zielgruppe beachten
Je nach Zielgruppe des Fotos müsse beachtet werden, dass gleiche Dinge anders interpretiert würden. Liegende Schweine werden von Landwirten als entspannt empfunden, wobei der Verbraucher diese krank einschätzt, so Prof. Spiller. Insgesamt würden die Bilder sogenannten Framing-Mustern unterliegen. Dies sind Deutungsmuster, die dem Betrachter bei der Einordnung der Bilder helfen. So erinnerten sich 20% der Verbraucher daran, in einem Schweinestall mit Vollspaltenboden Stroh gesehen zu haben. Dort war aber kein Stroh vorhanden.
Anstatt der reizarmen Webcam Bilder sollten verschiedene Bildelemente mit abwechslungsreichen Stalleinrichtungen und mehr Farbe verwendet werden. Nach Spiller ist dies eine Win-Win Situation, da solch eine Umgebung für Mensch und Tier reizvoller ist.
Spiller konstatiert, dass Landwirte und Verbraucher dieselbe Sprache sprechen müssen. Die Sender- und Empfänger-Botschaft müsse sich unbedingt decken. Nur so könnten Missverständnisse konsequent vermieden werden.