Die Preise für Agrarrohstoffe werden in der nächsten Dekade um nominal 40 % bis 60 % höher sein als im vergangenen Jahrzehnt. Damit eilt der Preis dem Angebotsfortschritt voraus. Davon ist der Gießener Agrarökonom Prof. Michael Schmitz überzeugt.
Schmitz erwartet von der Angebotsseite ausgehende Schwankungen. „Daher liegen Landwirte und Berater richtig, sich mit diesen Risiken auseinanderzusetzen“, erklärte der Wissenschaftler. Nach seiner Auffassung hat die Volatilität der Märkte nicht zugenommen. Vielmehr führe die Liberalisierung der Märkte dazu, dass das Puffervolumen größer werde. Jedoch nehme die Volatilität der Preise zu.
Der Wissenschaftler wies darauf hin, dass die Volatilität auf den Weltmärkten kleiner und auf den EU-Märkten größer sei. Diese Unterscheidung sei wichtig, betonte Schmitz. Er betrachtet Spekulationen als „unbedingt notwendig“, da ohne die Spekulanten die Terminmärkte nicht funktionierten. Dass durch sie die Preise gestiegen seien, könne nicht wissenschaftlich belegt werden. Vielmehr entstehe der Eindruck, dass Politiker mit entsprechenden Hinweisen von Problemen ablenken wollten.
Nach Schmitz’ Worten ist der Hunger auf dem Globus nicht vom Weltmarktgeschehen abhängig, da sich die Agrarpolitik vielfach nicht in diese Länder reflektieren lasse. Daher müssten dort erst die Hausaufgaben gemacht werden. Mit Blick auf die Produktionsformen in der Landwirtschaft zeigte sich der Gießener Agrarökonom nicht mit der Diskussion einverstanden, ob eine konventionelle oder ökologische Landwirtschaft die Welt ernähren könne. Vielmehr müsse bedacht werden, dass es Standorte auf der Welt gebe, an denen nur eine extensive Landwirtschaft durchführbar sei, während auf anderen durchaus eine intensive Bewirtschaftung möglich sei.
Im Hinblick auf den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen bezeichnete Schmitz den Rückzug von BASF aus Deutschland in die USA als „bedauerlich“. „Wir sind alle zu der Frage aufgerufen, wie wir auch in 30 oder 40 Jahren noch die Welt ernähren können“, so der Agrarökonom. (AgE)