Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

News

„Wenn die einen husten, bekommen die anderen Schnupfen“

Am Dienstag haben die Milchbauern in München protestiert. Kurz zuvor hat Bundesagrarminister Christian Schmidt mit seinen Kollegen aus Polen und Frankreich über Lösungen zum Stopp des Milchpreisverfalls gesprochen. Nächsten Montag kommen dann die EU-Agrarminister in Brüssel zu einem Krisentreffen zusammen.

Lesezeit: 3 Minuten

Am Dienstag haben die Milchbauern in München protestiert. Kurz zuvor hat Bundesagrarminister Christian Schmidt mit seinen Kollegen aus Polen und Frankreich über Lösungen zum Stopp des Milchpreisverfalls gesprochen. Nächsten Montag kommen dann die EU-Agrarminister in Brüssel zu einem Krisentreffen zusammen.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Nach Informationen des Handelsblattes strebt Frankreich offenbar eine Intervention am Markt an, Schmidt lehnt dies ab. Ein solcher kurzfristiger Eingriff in den Markt könnte zulasten der deutschen Milchbauern gehen, so die Befürchtung. Einig ist man sich aber offenbar über die Gründe der Krise: Die Milchquote ist weg, die Russen haben die Grenzen dicht und die Wirtschaft in China schwächelt. „Wir sind ein Weltmarkt. Wenn die einen husten, bekommen die anderen Schnupfen“, erklärt Milchbauer Martin Dahlmann aus Wuppertal. Doch was ihn besonders sauer macht: „Die Lebensmittelhändler nutzen diese Situation schamlos aus.“


In der Tat sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. So ist der Erzeugerpreis für Milch in Deutschland seit Ende 2013 im Schnitt von 42 auf 28 Cent gefallen. Das ist ein Rückgang um ein Drittel. Der durchschnittliche Preis im Supermarkt dagegen sank im gleichen Zeitraum nach Berechnungen des Marktforschungsunternehmens Nielsen nur von 76 Cent auf 65 Cent – ein Rückgang von knapp 15 %.


DBV-Präsident Joachim Ruckwied hat die Verhandlungen mit den Händlern deswegen zur Chefsache erklärt – und einen ersten Erfolg erzielt, wie das Handelsblatt anmerkt. Nach intensiven Gesprächen hat sich der Discounter Lidl bereit erklärt, in der anstehenden Verhandlungsrunde für Molkereiprodukte die Einkaufspreise immerhin nicht weiter zu senken. „Das ist ein wichtiges Signal“, jubelt Ruckwied. Zudem habe der Discounter angedeutet, auch über höhere Einkaufspreise für Milch zu verhandeln. „Natürlich erwarten die Landwirte auch von anderen Unternehmen des Lebensmittelhandels ein entsprechendes Verantwortungsbewusstsein.“ Aldi Süd sagte, man sei in Gesprächen mit dem Bauernverband. Experten erwarten nun, dass Bewegung in den Markt kommt.


Die Nachfrage aber einfach anzukurbeln ist nach Ansicht der Handelsfachleute fast nicht möglich. Trotz der Einführung von neuen Milchprodukten und dem Boom von Milchmischgetränken sei die Nachfrage nach Milch in Deutschland seit Jahren weitgehend stabil. „Die Menschen können schlicht nicht mehr Milch trinken, als der Magen verträgt“, fasst es ein Branchenkenner griffig zusammen.


So würden Erhöhungen des Einkaufspreises direkt auf die Spanne der Lebensmittelhändler durchschlagen. Doch es gibt einen Ausweg aus der Preisspirale. „Wer eine starke Marke - regional oder überregional - aufgebaut hat, konnte sich dem Preisrückgang weitestgehend entziehen“, beobachtet Nielsen-Experte Enrico Krien. So war der Preis für Markenmilch nach Berechnungen von Nielsen seit Ende 2013 im Schnitt stabil. Als Beispiel wird die Genossenschaft Berchtesgadener Land genannt, die es geschafft hat, ein sehr gutes Image aufzubauen – und deswegen auch entsprechende Preise durchsetzen kann.


Die meisten Bauern hoffen unterdessen auf ein Eingreifen der Politik. Doch auch Agrarminister Schmidt schiebt den Schwarzen Peter an den Handel weiter, den er angesichts der fallenden Milchpreise in der Pflicht sieht. Die Not vieler Milchbauern sei nicht auf fehlende Nachfrage, sondern auf den Preiswettbewerb unter den Discountern zurückzuführen, sagte er am Montag nach dem Treffen mit seinem französischen Kollegen Stéphane Le Foll und dem polnischen Landwirtschaftsminister Marek Sawicki in Berlin. Die Preisbildung in der Wertschöpfungskette müsse auf Augenhöhe geschehen, forderte Schmidt. Molkereien und Handel sollten sich „vernünftig verständigen“.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.