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Werner Schwarz: Wofür hält man uns Bauern?

„Uns Bauern wirft man vor, Tiere auf Höchstleistungen zu trimmen. Das eigentlich überzüchtete Tier aber ist der bäuerliche Goldesel, den man am liebsten zugleich melken und schlachten will. Wir leben in einer Zeit, in der die Politik die Gewinne der Bauern sozialisiert, die Politik-Risiken aber privatisiert."

Lesezeit: 5 Minuten

„Uns Bauern wirft man vor, Tiere auf Höchstleistungen zu trimmen. Das eigentlich überzüchtete Tier aber ist der bäuerliche Goldesel, den man am liebsten zugleich melken und schlachten will. Wir leben in einer Zeit, in der die Politik die Gewinne der Bauern sozialisiert, die Politik-Risiken aber privatisiert." Das sagte Schleswig-Holsteins Bauernpräsident Werner Schwarz  am 10. Februar auf der Jahreshauptversammlung des Kreislandvolkverbandes in Melle.


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Und weiter stellte er fest: "Die Folgen tragen wir. Nun haben Bauern breite Schulter. Wir halten viel aus. Weil wir am Boden hängen, an unseren Tieren, an Traditionen, an der Landschaft, die wir geschaffen haben und die wir erhalten. Noch mehr - noch viel mehr aber hängen wir an unseren Familien! Wir sparen nicht an den Tieren. Wir sparen nicht an den Pflanzen. Wir sparen an unseren Familien! Das ist nicht in Ordnung!



Und stellen Sie sich vor: Diese Politik, die selbst in dieser angespannten Situation die Kostenschlinge immer fester um unseren Hals zieht, beklagt zur selben Zeit lauthals, dass die Gewinne der Bauern nicht reichen und dass dringender Handlungsbedarf besteht! Uns wird geraten, Nischen suchen, endlich regional und ökologisch anbieten! Das tun wir aber längst, soweit der Kunde das kauft! Doch sind der Fantasie der Kunden, was ihr eigenes Portmonee angeht, enge Grenzen gesetzt. Jedenfalls bei Lebensmitteln.



Es ist übrigens dieselbe Politik, die dem Lebensmittelhandel keine Fusion verweigert, damit er den Preis für landwirtschaftliche Produkte weiter beeinflussen kann. Mich erinnert das fatal an den Umgang mit den Er-neuerbaren Energien: Politisch vorangetrieben, dann fallen gelassen, weil die Stimmung sich drehte. Alleingelassen wurden diejenigen, die der Politik gefolgt waren - wir Bauern. Ich befürchte, dass man in 15 Jahren erneut sagen wird: Das haben wir nicht gewollt. Aber gemacht hat man es! Die Betriebe aber sind dann weg.



Jeder Normalverdiener wäre mit seinem Gehalt, sollte er es über eine Veredlung verdienen, heute Massentierhalter.

  • Auch die Vertreter einer NGO, die uns kritisiert.
  • Auch der Journalist, der negativ berichtet.
  • Jeder Politiker, zumal Minister wäre ein großindustrieller Agrarier!
Was Teile der Politik derzeit mit uns vorhaben bedeutet, dass wir finanziell auf dem Niveau eines Hartz IV-Empfängers landen - bei voller Arbeitszeit und vollem wirtschaftlichen Risiko. Ich frage: Wo sind wir denn? WER sind wir denn? Das ist kein Zukunftsmodell. Das halten wir auf Dauer nicht aus. Das wollen wir nicht aushalten. Zumal wir selbst in einer solchen Situation nicht einmal Dank und Anerkennung erhalten für das, was wir leisten.



Ich sagen allen Bürgerinnen und Bürgern: Gönnen Sie uns Erfolg. Denn unser Erfolg - das sind Ihre Lebensmittel! Von keinem anderen Wirtschaftsbereich profitiert der Bürger soviel und so direkt wie von der Landwirtschaft. Landwirtschaft ist mehr wert als die reine Produktion von Lebensmitteln. Ich nenne es LandWERTschaft. Weil wir Werte schaffen.

  • Lebensmittel sind ein Wert.
  • Landschaft ist ein Wert.
  • Effizienz ist ein Wert, denn sie hilft uns, Ressourcen zu schonen und ermöglicht Naturschutz auf nicht genutzter Fläche.
  • Unser Umgang mit der Natur ist ein Wert.
  • Unsere Betriebe sind ein Wert in den Regionen, sie bieten viele Arbeitsplätze.
  • Unsere Familien sind ein Wert, wir tragen das Ehrenamt in den Dörfern.
Die Politik fühlt sich zum Handeln berufen, weil die Gesellschaft nicht zufrieden sei mit dem, was wir Bauern auf den Höfen veranstalten. Mal ehrlich: Ich habe den Eindruck, dass man sehr zufrieden ist mit unserer Arbeit. Warum sonst kauft man uns das alles ab, was wir scheinbar tierquälerisch, Umwelt verpestend und Menschen vergiftend erzeugen? Weil die Menschen ganz genau wissen, dass es eben nicht so ist, dass man unsere Lebensmittel mit gutem Gewissen verzehren kann. Und sie schmecken auch noch!



Wir bieten Qualität, wir bieten günstige Preise. Unsere Lebensmittel sind frei von Rückständen. Dazu muss ich nur den Verbraucherschutz fragen: Dort weiß man, dass für die Kontamination von Lebensmitteln heute eine größere Gefahr von der Umverpackung ausgeht, als von der landwirtschaftlichen Erzeugung. Ich fordere

  • mehr Ehrlichkeit in der Debatte,
  • mehr Objektivität in der Berichterstattung,
  • mehr Sachlichkeit im Umgang mit uns.
Es macht mich fassungslos, was derzeit mit uns geschieht. Wir sind gerne Bauern, aber es muss sich lohnen. Niemanden hält die Schönheit der Natur allein im ländlichen Raum. Es ist die wirtschaftliche Aktivität, die Landwirte auf dem Land hält.



Wir werden unsere entwaffnenden Kampagnen fortsetzen. Ehrlich, echt, transparent und am Ende glaubwürdig. Dazu müssen wir auch kritische Themen ansprechen.

  • Wie steht es um das Schwänzekupieren,
  • wie um tragende Schlachtkühe,
  • um männliche Küken und Kälber?
  • Wie steht es um Glyphosat und Nährstoffbilanzen im Acker-bau?
  • Wie steht es bei den erneuerbaren Energien, um Maisanbau und Straßenschäden?
Dazu gehört aber auch, dass wir nicht allein auf die Zwänge hinweisen, die uns bedrücken, sondern auf die Freude, die unser Beruf macht:

  • Auf die Freude im Umgang mit Pflanzen und Tieren.
  • Auf das Fachwissen, dass wir mitbringen.
  • Auf das Generationendenken, das uns prägt.
Gerade die Flüchtlingsdramatik zeigt, dass wir doch noch drängendere Themen haben als die Frage, ob nun die Kuh oder der Porsche mehr CO2 erzeugt und warum. Die gesunde, sichere Ernährung ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Für Flüchtlinge ist sie ein Grund, ihre Heimat aufzugeben! Heimat ist nicht dort, wo ich herkomme sondern dort, wo ich satt werde und Arbeit finde. Heimat muss Zukunft bieten oder sie wird zur Vergangenheit!



Uns Bauern geht es um die Zukunft, und dazu gehören gesunde Tiere und lebendige Böden, frische Gewässer, saubere Luft – was denn sonst? Das muss wieder deutlich werden. Ich verspreche Ihnen, dass wir in zehn Jahren noch besserer, tiergerechter, umweltfreundlicher und dabei erschwinglich Lebensmittel erzeugen werden. Vertrauen Sie uns!“





 

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