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Wir wurden systematisch fertiggemacht!

Was Bauernfamilien in Deutschland teilweise mitmachen müssen, nur weil sie ihren Betrieb und ihre Lebensgrundlage weiterentwickeln wollen, schildert ein Leserbriefschreiber in der am Freitag erscheinenden top agrar 6/2015, der ungenannt bleiben möchte.

Lesezeit: 3 Minuten

Was Bauernfamilien in Deutschland teilweise mitmachen müssen, nur weil sie ihren Betrieb und ihre Lebensgrundlage weiterentwickeln wollen, schildert ein Leserbriefschreiber in der am Freitag erscheinenden top agrar 6/2015. Er möchte ungenannt bleiben:

 

„Als wir Ihren Artikel(Anm. d. Red.: „Über Nacht fühlten wir uns wie Verbrecher“, top agrar 4/2015, Seite 176)gelesen hatten, kam alles wieder hoch, was wir längst verdrängt und vergessen glaubten. Vor einigen Jahren wollten wir unseren Betrieb um einen Hähnchenstall und eine Biogasanlage erweitern. Was dann kam, damit hätten wir nie im Leben gerechnet. Über Nacht bildete sich in unserem 400-Seelen-Dorf eine Bürgerinitiative, die fortan mächtig Stimmung gegen uns machte.

 

Die Dörfler riefen dazu auf, „nicht mehr bei denen zu kaufen und nicht mehr mit denen zu reden“. Unsere Verpächter forderte man auf, uns die Pachtflächen zu kündigen, was diese auch taten. Es gab 13 Anzeigen gegen uns. Auf der Straße wurde vor uns ausgespuckt, man drehte sich weg und grüßte uns nicht mehr. Immer wieder gab es neue Flugblätter, Unterschriftenaktionen, Transparente an vielen Häusern im Dorf und anonyme Briefe.

 

Gezielt wurden Gerüchte gestreut. Mal gab es angebliche Hügelgräber auf unserem Acker und einige Tage später eine ehemalige Mülldeponie. Mit immer neuen Gutachten konnten wir alles entkräften.

 

Selbst vor unseren vier Kindern zwischen damals neun und zwölf Jahren machte man nicht halt. Wir haben sie aus ihrer Schule nehmen müssen! Sie gehen nun in einem anderen Landkreis zur Schule! Ihren neuen Freunden würden sie niemals von ihrer Vergangenheit erzählen. Eine meiner Töchter sagte: Wenn sie groß sei, wolle sie weg von diesem Ort. Das, was sie hier erlebt habe, sei eine Zumutung. Das wolle sie ihren Kindern nicht bieten! Da fehlen einem als Eltern die Worte.

 

Wie gehen wir und unsere Kinder mit all den vielen Wunden und dem Leid um, das man uns zugefügt hat? Wir wissen es nicht. Wie geht unsere Gesellschaft mit Landwirten um? Darüber muss auch die Politik nachdenken!

 

Wir wollten den Hof nur zukunftsfähig machen. Heute, drei Jahre nachdem wir den Antrag und die Pläne für den Hähnchenstall und die Biogasanlage zurückgezogen haben, steht keine Kuh mehr im Stall. Der Betrieb ist nicht mehr zukunftsfähig. Und der Ortsvorsteher rief uns noch hinterher: „Interessiert doch eh niemanden, was aus Euch und Eurem Betrieb wird!“ Bald gibt es im Dorf keinen Landwirt mehr. Dann ist es ein Dorf ohne Zukunft und ohne dörflichen Frieden."


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