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Wissenschaftler wollen das „Zweinutzungshuhn“ zukunftsfähig machen

Aufgrund des steigenden Forschungsbedarfes in der Geflügelnutzung und der Suche nach Alternativen in der Haltung hat das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) seine Forschungsaktivitäten um die Geflügelzucht erweitert.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Geflügelwirtschaft steht wegen dem Kükentöten, dem Schnabelkürzen an jungen Legehennen und dem Antibiotikaeinsatz in der öffentlichen Kritik. Aufgrund des steigenden Forschungsbedarfes in der Geflügelnutzung und der Suche nach Alternativen in der Haltung hat das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) nun seine Forschungsaktivitäten um die Geflügelzucht erweitert. Dafür wurde ein Stallgebäude in Dummerstorf zu einer modernen Experimentalanlage Geflügel umgebaut.



„Mit unserem molekularbiologischen und physiologischen Know-how wollen wir dazu beitragen, mit neuen Ansätzen das Tierwohl und die Tiergesundheit in der Geflügelhaltung zu verbessern“, betonte der Kommissarische Vorstand des FBN, Prof. Klaus Wimmers, das Engagement des Forschungsinstitutes. „Ein weiterer Grund ist, dass die Geflügelwirtschaft im Land fehlende Forschungskapazitäten beklagt hatte.“ Die Investitionen für den Umbau belaufen sich auf rund 500.000 Euro.

 

Die Experimentalanlage Geflügel ist insgesamt etwa 610 Quadratmeter groß. Davon entfallen 175 Quadratmeter auf die Tierhaltung in sieben Abteilen. Ferner gehören zu dem Gebäude ein Forschungslabor, ein Brutraum sowie Pausen- und Umkleideräume. Die Tierhaltung ist mit Klima- und Lichtsteuerung sowie automatischer Wasserversorgung ausgestattet und auf maximal 1.500 Tiere ausgelegt.

 

Verantwortlich für die Experimentanlage Geflügel ist Dr. Bernd Stabenow, der Leiter der Tierexperimentellen Anlagen am FBN. Aktuell laufen in Dummerstorf bereits mehrere Forschungsprojekte zum Geflügel, weitere befinden sich in der Vorbereitung.


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Gibt es eine Verwertungschance für männliche Hühner?


Seit vergangenem Jahr beteiligt sich das FBN an einem großen Verbundvorhaben, welches mit vielen weiteren Partnern und an verschiedenen Standorten in Deutschland unter Leitung von Prof. Silke Rautenschlein von der Tierärztlichen Hochschule Hannover durchgeführt wird. Das übergeordnete Thema des mit 1,8 Millionen Euro von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) geförderten INTEGHOF-Vorhabens lautet „Geflügelhaltung neu strukturiert: Integration von Mast und Eierproduktion bei Einsatz des Zweinutzungshuhns als Maßnahme zum Tierschutz“ .

 

Es gibt einen genetischen Widerspruch zwischen Legeleistung und Fleischansatz. Dies bedeutet, dass die Zucht auf reine Legeleistung den Fleischansatz reduziert und umgekehrt. Deshalb sind die derzeit auf dem Markt befindlichen hocheffizienten Genotypen entweder stark auf Legeleistung (Legelinien) oder Fleischansatz (Broiler) spezialisiert. Der neu gezüchtete und zu untersuchende Zweinutzungsgenotyp (Lohmann Dual) kombiniert diese Eigenschaften unter der Prämisse, dass Leistungseinbußen von beiden Seiten zu erwarten sind. 



„Hauptziel unseres Projekts ist es, die Machbarkeit des Einsatzes eines Zweinutzungshuhns sowohl für die Mast als auch für die Eierproduktion aus der Sicht des Tier-, Verbraucher- sowie Umweltschutzes und der Wirtschaftlichkeit zu testen“, erläuterte der Dummerstorfer Projektleiter Dr. Gürbüz Daş. Das würde das Töten der jährlich mehr als 40 Millionen männlicher Küken in Deutschland nach dem Schlüpfen überflüssig machen. Bislang gelten männliche Tiere der Legelinien für die Fleischvermarktung als nicht geeignet. Für das Projekt stehen dem FBN rund 156.000 Euro Forschungsgelder zur Verfügung.

 

Im INTEGHOF-Projekt wird nicht nur ein neuer Zweinutzungs-Huhn-Genotyp, der sowohl für die Erzeugung von Fleisch als auch Eiern geeignet ist, ganz detailliert charakterisiert, sondern auch die höheren Anforderungen an die Haltungssysteme in der Geflügelwirtschaft.

 

Auf den Ergebnissen von INTEGHOF aufbauend soll ein Konzept sowie Empfehlungen zu einer optimierten Haltung und Fütterung dieser Tiere unter Berücksichtigung und Abwägung möglicher Zielkonflikte erarbeitet werden. Da die Zweinutzungslegehennen pro Jahr mit etwa 50 Eier weniger eine geringere Legeleistung als herkömmliche Legelinien aufweisen und die männlichen Tiere dieses Genotyps ein geringeres Gewicht bei einer gleichzeitig längeren Mastdauer haben, bedeutet das Konzept für die Landwirte auch ein Umdenken hinsichtlich der Vermarktung. Hier ist auch ein gesellschaftlicher Diskurs gefragt, wie viel Tierschutz wir uns in Zukunft leisten wollen und werden.


Bessere Haltung führt zu neuer Herausforderung durch Parasiten


In Deutschland werden aktuell rund 40 Millionen Legehennen in Betrieben mit mindestens 3.000 Plätzen gehalten. Während im Jahr 2000 noch über 85 Prozent der Legehennen in konventionellen Käfigen gehalten wurden, ist nach dem Verbot dieser Käfighaltung im Jahre 2010 der Anteil an Leghennen in alternativen Haltungssystemen wie Boden- und Freilandhaltung rapide angestiegen. Der Anteil an Tieren in sogenannten ausgestalteten Käfigen ist mittlerweile unbedeutend.

 

„Allerdings konnte in vorherigen Untersuchungen, an denen wir uns beteiligt hatten, gezeigt werden, dass Freilandhaltung die Gefahren der Infektion mit gastrointestinalen Nematoden beinhaltet. Ein massiver Befall mit diesen Fadenwürmern kann durch Nährstoffentzug die Gesundheit der Tiere beeinträchtigen. Da die Wurminfektionen bei Legehennen in deutschen Betrieben seit dem Käfigverbot zunehmen, haben wir uns am FBN auf diese Problematik fokussiert“, sagte der Nutztierwissenschaftler Dr. Gürbüz Daş.

 

Die unterschiedlichen Genotypen werden in der Experimentalanlage kontrolliert mit zwei häufig auftretenden Spulwurm-Spezies (Ascaridia galli und Heterakis gallinarum) infiziert. Ihre Empfänglichkeit sowie ihrer Abwehrleistung auf die Infektion wird parasitologisch, makroskopisch, histologisch, immunologisch und ernährungsphysiologisch untersucht. Der erste Versuch mit Masthähnchen wurde zwischen April und Juni 2016 in der Experimentalanlage Geflügel erfolgreich abgeschlossen. „Momentan werten wir die erhobenen Daten aus und bereiten alles für einen zweiten Versuch mit Masthähnchen vor. Voraussichtlich bis Ende des Jahres werden wir die wichtigsten Ergebnisse aus dem Versuch mit Masthähnchen vorliegen haben. 2017 werden die Untersuchungen mit Legehennen fortgesetzt“, so Dr. Gürbüz Daş.

 

„Falls wir in diesem Projekt bedeutsame Unterschiede zwischen den untersuchten Genotypen finden, müssen wir uns mit diesem Thema weiter beschäftigen. Uns wird auch zukünftig interessieren, wie hoch die metabolischen Kosten von Parasiten-Infektionen sind, ob man mit Ernährungsmaßnahmen abhelfen kann und wie die unterschiedlichen Genotypen diese tolerieren. Die Untersuchungen tragen zur objektiven Beurteilung alternativer Produktionssysteme bei und werden Wege für eine nachhaltige Geflügelhaltung mit größerer Akzeptanz aufzeigen.“

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