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Sind die Tierärzte schuld an hohem Antibiotikaeinsatz?

Machen die deutschen Tierärzte bei der Abgabe von Antibiotika aus Profitstreben gemeinsame Sache mit einigen Schweinehaltern? Diese Frage wirft Renate Werner in ihrer ZDF-Zoom Reportage „Gefahr aus dem Stall“ auf.

Lesezeit: 4 Minuten

Machen die deutschen Tierärzte bei der Abgabe von Antibiotika aus Profitstreben gemeinsame Sache mit einigen Schweinehaltern? Diese Frage wirft Renate Werner in ihrer ZDF-Zoom Reportage „Gefahr aus dem Stall“ auf.

 

So berichtet der frühere Veterinäramtsleiter aus Cloppenburg, Hermann Focke, es sei häufige Praxis, dass die Tierärzte vom Landwirt bestellte Antibiotika auf dem Hof abgeben, ohne die betreffenden Tiere untersucht zu haben. Hat dies mit dem Dispensierrecht der Tierärzte zu tun, also mit dem Geschäft am Verkauf der Mittel?, fragt Werner.

 

Hans-Joachim Götz, Präsident des Tierärzteverbandes, streitet das ab. Antibiotika würden nur nach Diagnose verschrieben. Die Tierärzte hielten sich an die Regeln. An dem Recht, selbst die Medikamente zu verkaufen, müsse man aber festhalten. Tierarzt Rainer Schneichel bestätigt, dass die Einnahmen durch den Medikamentenverkauf existenziell sind. „Ohne das Recht müssten wir die Kosten für unsere Leistungen anheben.“


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Antibiotikadatenbank nutzlos


Das Dispensierrecht besteht weiter, dennoch hat die Politik in Sachen Antibiotikareduzierung reagiert: So soll die neue Antibiotikadatenbank den Arzneimitteleinsatz der 62.000 Mastbetriebe in Deutschland registrieren. So genannte Hochverbraucher, die dort aus der Masse herausstechen, werden ab jetzt strenger überwacht. Die Reporterin erfährt allerdings, dass das neue Gesetz keine Reduzierungsziele festgeschrieben hat. Aus dem Ministerium heißt es lediglich, der Antibiotikaeinsatz „wird reduziert, bis das notwendige Maß erreicht ist“.

 

Enttäuscht von der Datenbank zeigt sich Tierarzt Rupert Ebner. Seiner Meinung nach wird sie keine Minimierung bringen, nur mehr Bürokratie, sagt der frühere Vorsitzende der Tierärztekammer Bayern. Er kritisiert zudem die geringen Strafen, die Landwirten bei Verstößen drohen. In der Sendung zeigt er den Ablauf, wie es laut Gesetz der Fall sein müsste: Die erkrankten Schweine warten in einer Krankenbucht, dort untersucht er jedes einzelne Tier, stellt eine Diagnose und verschreibt ein Mittel.

 

So läuft es laut Ebner in der Praxis allerdings nicht. Vielmehr würde der Tierarzt seine Antibiotika an den Landwirt verkaufen und nachträglich eine Diagnose erfinden. „Das ist nicht kontrollierbar“, so der Ingolstädter. Er fordert daher ein System, bei dem klar belegt wird, dass der Tierarzt untersucht hat.

 

Eine offensichtliche Gesetzeslücke findet dann Autorin Werner. So ist es den Landwirten erlaubt, Antibiotika vorbeugend einzusetzen, wenn eine Krankheit im Stall aufgetreten ist, genannt Metaphylaxe. Dies sei ein Weg, legal Antibiotika als Wachstumsförderer für alle Tiere anzuwenden, so ihr Fazit. Werner fragt sich allerdings ebenso, warum man die Verantwortlichen immer nur bei den Landwirten sucht, und nicht bei den Tierärzten.


Dänemark als Vorbild?


Als Vorbild stellt ZDF-Zoom Dänemarks Politik heraus. Dort würden die Mäster nur 43 mg Antibiotika pro kg Fleisch einsetzen, in Deutschland seien es 211 mg. Dafür gibt es mehrere Gründe:


Das Dispensierrecht fiel hier bereits vor 20 Jahren. „Eine der ersten Dinge, die wir machten, war den Tierärzten zu sagen, ihr müsst euer Geld jetzt mit Gesundheitsberatung verdienen“, sagt Annette Cleveland-Nielsen vom Agrarministerium in Kopenhagen. Daraufhin sei der Antibiotikaverbrauch von 1994 auf 1995 um 44 % gesunken. „Wir haben keinen Tierarzt gesehen, der daran pleite ging oder seinen Beruf wechselte.“


Kurz darauf sei der Verbrauch aber wieder angestiegen, weil viele Tierärzte Apotheken gegründet hätten. Daraufhin setzte die Regierung das Überwachsungs- und Sanktionssystem VetStat ein. Anders als bei der deutschen Antibiotikadatenbank haben hier alle Landwirte, Tierärzte und sogar Journalisten Einsicht. Schweinemäster, die längere Zeit die Grenze überschreiten, bekommen eine gelbe Karte, und das wird teuer.

 

Wie seitdem die Einzeltierkontrolle aussieht, zeigt Henrik Frandsen aus Jütland. Er hat seit der Verschärfung nur eine Notration Antibiotika im Kühlschrank. Fünf Mitarbeiter kontrollieren täglich seine 7.000 Schweine. Und der Tierarzt kommt einmal im Monat zum Stalldurchgang, bei dem jedes Tier betrachtet wird. Das dauert laut Frandsen 3 Stunden. Die Mehrkosten gegenüber früher beziffert er auf einen vierstelligen Betrag.


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