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ZEIT-Redakteur: Sie sitzen zwischen den Stühlen!

Wir haben sie zwischen die Stühle gesetzt. Wir, die Gesellschaft. Wir, die Medien. Da sitzen sie nun, die Landwirte. Manche zornig, manche hilflos zwischen widersprüchlichen Erwartungen gefangen. Soll Landwirtschaft effizient und ökonomisch unabhängig sein, wettbewerbsfähig und innovativ?

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Kommentar von Andreas Sentker, Leiter der Redaktion Wissen der Wochenzeitung „DIE ZEIT“:

 

Wir haben sie zwischen die Stühle gesetzt. Wir, die Gesellschaft. Wir, die Medien. Da sitzen sie nun, die Landwirte. Manche zornig, manche hilflos zwischen widersprüchlichen Erwartungen gefangen. Soll Landwirtschaft effizient und ökonomisch unabhängig sein, wettbewerbsfähig und innovativ? Oder soll der Landwirt zuerst Klima-, Umwelt-, Landschafts- und Tierschützer sein? Einer, der „Land“ größer als „Wirtschaft“ schreibt?

 

In der Gesellschaft werden lautstark beide Forderungen gestellt, die nach konkurrenzfähigen Nahrungsmitteln und die nach ökologischen Idealen. Immer schwingt dabei – wie zuletzt auf der Grünen Woche – der Vorwurf mit, die Landwirte verschleierten die Wirklichkeit.

 

Aber auch die Medien zeichnen nur selten ein realistisches Bild. Sie malen schwarz-weiß. Hier der Skandal: Überdüngung, Monokulturen, Schadstoff e im Futter, Antibiotika in der Mast, verstörende Bilder aus immer größeren Ställen. Dort die Idylle: Landlust und Co. zelebrieren millionenfach auf ihren Magazintiteln das schöne Leben auf dem Land, garantiert ohne Bauer. Der darf dafür im Fernsehen auftreten, bevorzugt als brünstiger Dorftrottel auf der Suche nach einer Frau.

 

Der Alltag der Landwirtschaft war früher der Alltag vieler Menschen. Heute kennen immer weniger von uns die bäuerliche Arbeit aus eigener Anschauung. Der Landwirt ist zur Projektionsfläche geworden – als bodenständiger Bewahrer traditioneller Werte. Dass Landwirtschaft Fortschritt braucht und Fortschritt sucht, haben die Landwirte bisher ebenso wenig vermitteln können wie die Tatsache, dass Innovation und Ökologie keine Gegensätze sein müssen.

 

Wo ist der Ausweg? Folkhard Isermeyer, als Präsident des Thünen-Instituts einer von Deutschlands einflussreichsten Agrarwissenschaftlern, fordert Wirtschaft, Wissenschaft und Politik auf, endlich gemeinsam zu handeln, eine „nationale Nutztierstrategie“ zu entwickeln. Am Anfang muss dabei eine gesellschaftliche Verständigung darüber stehen, unter welchen Bedingungen unsere Lebensmittel entstehen sollen – und was wir dafür zu zahlen bereit sind.

 

Zu lange haben wir Landwirtschaft als etwas Selbstverständliches wahrgenommen und uns wohlversorgt erregt, wenn sie Fehler machte: Wir müssen über ihre Zukunft reden. Sonst lassen wir die Landwirte zwischen den Stühlen sitzen.


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Antwort von Herrn Sentker auf einen Leserkommentar unten


Sehr geehrter jobelego,

 

eine billige Nummer? Ihre Wahrnehmung verstehe ich. Sie sehen die ZEIT von außen und lesen nun meine Position erstmals in Ihrem Blatt. Stellen Sie sich eine Redaktion wie die der ZEIT als eine Art Spiegel der Gesellschaft vor, als bundesrepublikanischer Mikrokosmos: Mehr als hundert Redakteure, die mehr als hundert Positionen haben. Es gibt nicht „die“ ZEIT-Meinung. Es gibt viele. Es gibt Debatten, Auseinandersetzungen, Streitfälle. Es gab und gibt sie bei Themen wie Kernenergie und Gentechnik, bei Kriegen und Wirtschaftssanktionen – und auch beim Thema Landwirtschaft.

 

Sie finden unter uns den besorgten Konsumenten, den Öko-Idealisten, Sie finden Tierschützer und Veganer, Sie finden aber auch bekennende Fleischesser und kritische Pragmatiker wie mich.

 

Ich habe mich über die Einladung von top agrar gefreut, meine Stimme zu erheben und genau das zu zeigen. Meine Position zur Zukunft der Landwirtschaft können Sie aber nicht nur hier lesen, sondern auch in der ZEIT. Zum Beispiel hier: http://www.zeit.de/2014/49/gruene-landwirtschaft-politik-subventionen

 

Will ich über Ihre Zukunft mitreden? Gewiss. Ich meine das nicht als persönliche Anmaßung und es geht mir auch nicht um Ihre ganz persönliche  Zukunft: Ich möchte als Journalist eine gesellschaftliche Debatte widerspiegeln und vorantreiben. Wobei, und das ist meine zentrale These, die eigentliche Debatte bisher nicht geführt wird: eine ehrliche Auseinandersetzung mit den widersprüchlichen und zum Teil unvereinbaren Erwartungen an „die Landwirtschaft“. Die müssen „wir“ als Gesellschaft dringend beginnen.


top agrar-Rubrik "Der Blick von außen"


Dieser Text stammt aus der Rubrik "Der Blick von außen", die jeden Monat in der top agrar-Heftausgabe erscheint. Der Streitpunkt zeigt, wie die Landwirtschaft von außen gesehen wird und ist nicht die Meinung der Redaktion. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.



Zum Streitpunkt der letzten Ausgabe:

Es fehlt ein Vertrag für die Zukunft! (18.12.2014)

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