Die brasilianischen Rindfleischexporte in die Europäische Union (EU) gehen immer weiter zurück. Im vergangenen Jahr wurde das niedrigstes Niveau seit 2004 erreicht, berichten die Fachleute des Pariser Instituts für Tierzucht (Idele). Die Idele-Experten rechnen auch nicht mit einem Comeback der Südamerikaner auf dem EU-Markt. „Die brasilianischen Rindfleischexporte sind mengenmäßig seit 2007 um 40 % abgestürzt“, berichtete Fabien Champion, der am Institut mit an dem entsprechenden Projekt gearbeitet hat. Nach seinen Angaben wurden die stärksten Einbußen der Brasilianer in der EU und in Richtung Russland registriert. Trotzdem ist Brasilien weltweit der zweitgrößte Lieferant von Rindfleisch nach hinter Australien. Selbst 2011 sei wertmäßig gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von 12 % auf 5,37 Mrd $ (4,15 Mrd Euro) erreicht worden, wie der Brasilianische Verband für Landwirtschaft und Viehzucht (CNA) mitgeteilt habe.
Brasilien erschließt neue Märkte
Dem Idele zufolge ist der Rinderpreis in São Paulo in rund zehn Jahren um den Faktor 2,5 gestiegen. „Zwischen 2001 und 2007 hatten sich die exportierten Mengen vervierfacht“, betonte Champion zur Erinnerung und Mahnung an die damalige Entwicklung. Allerdings sei dieser Trend längst Vergangenheit; in Richtung EU hätten die Mengen abgenommen und die Preise seien gestiegen. Im Gegenzug dürfte Brasilien seine Lieferungen in den Maghreb-Raum, den Mittleren Osten mit Ausnahme der Türkei und nach Asien intensivieren. Dies sei auch vom Verband der brasilianischen Fleischexporteure (ABIEC) festgestellt worden: Brasilianisches Rindfleisch habe in den letzten Jahren neue Märkte erschlossen, insbesondere in Asien, dem Mittleren Osten und Nordafrika. Laut den Ausführungen der Idele-Fachleute gibt es für Brasilien drei Szenarien für eine wieder wachsende Belieferung des EU-Marktes. Zunächst könne die Produktion gesteigert werden. Dieser Weg widerspreche allerdings dem allgemeinen Wunsch der Anbieter nach attraktiven Preisen, räumten die Experten ein. Das zweite Szenario beinhalte einen Fortschritt in den Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WTO), um die Zolltarife außerhalb der Kontingente zu senken und auf diese Art ein Ausweichen in die EU rentabler zu machen. Die dritte Möglichkeit liege in der Einführung eines neuen Kontingents für Lieferungen in die EU ohne Zolltarife von bis zu 300 000 t; hierbei handle es sich um das EU-Mercosur-Abkommen. (AgE)