Wenn es um die längerfristigen Perspektiven am Fleischmarkt geht, hat Geflügel im Vergleich zu den anderen Fleischsorten mit Abstand das größte Wachstumspotential in der EU. Zu dieser Einschätzung gelangt die EU-Kommission in ihrer im Dezember veröffentlichten Prognose zur Entwicklung der Agrarmärkte bis zum Jahr 2024. Die Analysten gehen davon aus, dass in der nächsten Dekade die Fleischerzeugung in der Gemeinschaft nur geringfügig um 2,7 % auf 45,1 Mio t zunehmen wird.

 

Während sich die Schweine-, Rind- und Schaffleischproduktion in zehn Jahren mehr oder weniger auf dem jetzigen Niveau bewegen soll, dürfte sich die Expansion der Geflügelbranche weiter fortsetzen und damit nahezu allein für das moderate Gesamtwachstum verantwortlich sein. Prognostiziert wird für 2024 ein Geflügelfleischaufkommen in der EU von fast 14 Mio t; das wären gut 900 000 t oder 7 % mehr als 2014. Durch Produktivitätsfortschritte soll dabei die Erzeugung in den seit 2004 beigetretenen Mitgliedstaaten mit einer jährlichen Steigerungsrate von 1 % doppelt so stark zulegen wie in der alten EU-15.

 

Positiv schätzen die Experten auch die Verbrauchsentwicklung bis 2024 mit einem Plus von 850 000 t oder 6,8 % auf 13,4 Mio t ein. Vorteilhaft für Geflügel seien auf der Erzeugungsseite im Vergleich zu den anderen Fleischarten die niedrigeren Produktionskosten, der geringere Investitionsbedarf, die bessere Futterverwertung und der geringere Ausstoß von Treibhausgasen.

 

Auf der Nachfrageseite sprächen einfache Zubereitungsmöglichkeiten, das positive Gesundheitsimage, fehlende religiöse Verzehrverbote und nicht zuletzt die günstigen Preise im Laden für das Geflügel. Laut Schätzung sollen in den nächsten Jahren aufgrund der global wachsenden Nachfrage die Weltmarktpreise für Geflügelfleisch moderat ansteigen und in der EU 2024 mit etwa 2 000 Euro/t für ganze Hähnchen im Großhandel gut 100 Euro oder 7 % über dem Jahresdurchschnittspreis von 2014 liegen.