Die Hälfte der Vermarktungssaison 2012/13 ist fast vorbei – wer einwandfreie Qualitäten hatte, konnte meistens stolze Erlöse erzielen. Und in vielen Fällen hat es sich sogar gelohnt, nicht gleich aufs erste Angebot einzugehen.
Zunächst sah es ja so aus, als würde sich die Lagerung wohl nicht rechnen. Aber jetzt kommen die Kosten dafür doch wieder rein – und oft auch noch etwas mehr. Etliche Erfasser haben ihre Offerten für Brot und Futtergetreide nämlich seit Anfang November deutlich aufgebessert. Geht das 2013 so weiter?
Ab Februar wird’s interessant
Aktuell passiert am Getreidemarkt wenig. Das sollte Sie aber nicht verunsichern, denn die „Weihnachtspause“ ist vollkommen normal und dauert oft bis nach dem Jahreswechsel. Ab der zweiten Januarwoche geht es dann am Markt wieder mehr zur Sache. Und an den festen Vorgaben wird sich bis dahin nichts ändern.
Das Angebot wird sich z.B. weiterhin in Grenzen halten. Viele Erzeuger haben sich frühzeitig vom Großteil ihrer Ernte 2012 getrennt. Mit den meist überschaubaren Restmengen wird überdies nach wie vor auf Preissteigerungen spekuliert. Diese sind aber keineswegs sicher. Wer sein Lager bereits geleert hat, hat also alles richtig gemacht.
Allerdings rechnen die meisten Analysten vorerst auch nicht mit Schwächen. Im Gegenteil, es gibt neben dem kleinen Angebot weitere Faktoren, die auch in den kommenden Monaten für feste Preise sprechen:
Die Inlandsnachfrage bekommt wieder Impulse, sobald die Mühlen, Mischfutterfirmen und andere Interessenten ihre Anschlussversorgung für das Frühjahr ordern. Auch wenn es teils anders dargestellt wird: Das Gros der Branche lebt schon von der Hand in den Mund.
Beobachter rechnen weiterhin mit guten Exportchancen. Nordafrika und andere Regionen haben Zufuhrbedarf. Deutsche Händler haben überdies auch benachbarte EULänder im Visier. Holländische Futtermischer, britische Mühlen – es gibt etliche Absatzkanäle.
Die ersten Erntemeldungen von der Südhalbkugel enttäuschen, denn auch dort hat das Wetter nicht mitgespielt. Außerdem wird das Angebot aus dem Schwarzmeerraum kleiner. Die Vorräte schmelzen dort nämlich ab. Außerdem kommt es im Winter immer wieder zu massiven Transportbehinderungen.
Überziehen Sie nicht!
Die meisten Beobachter glauben denn auch, dass die Getreidepreise im neuen Jahr wieder Spielraum nach oben haben werden. Wer noch auf Restmengen „sitzt“, sollte aber den Markt im weiteren Verlauf mit Argusaugen beobachten. Je nach Getreideart und qualität sehen die Perspektiven aus heutiger Sicht verschieden aus.
So erwarten Analysten bei Futtergetreide weiterhin eine meist stetige bis rege Nachfrage, obwohl die Mischer über die hohen Einstandskosten jammern. Und auch die Absatzchancen für normale BrotgetreideQualitäten werden positiv gesehen – wenn auch fraglich ist, ob sich z.B. der BWeizen wieder preislich vom Futterweizen absetzen kann.
Eher gedämpft sind hingegen die Aus sichten für Qualitätsweizen. Das heißt nicht, dass die Kurse für A und EWeizen im neuen Jahr abschmieren. Es wird aber vermutlich schwierig sein, wirklich attraktive Qualitätsprämien zu realisieren. Etliche Anbauer erwägen, künftig nicht mehr auf solche Sorten zu setzen.
Und es gibt noch einen Grund, warum man als Landwirt beim Verkauf nicht überziehen sollte: Verarbeiter schielen bereits auf die nächste Ernte und auf die weltweit ausgedehnten Weizenflächen. Falls der Weizen gut durch den Winter kommt, droht dem Getreidemarkt ein Dämpfer. Zumindest an der Börse, was oft nicht ohne Folgen für den Kassamarkt bleibt. Aus der aktuellen top agrar-Ausgabe 1/2013