Um die wachsende Bedeutung ihrer Länder für die Welternährung nicht zu gefährden, sollten die osteuropäischen Regierungen staatliche Markteingriffe in Zukunft auf ein Minimum reduzieren und stattdessen gut funktionierende Agrarmärkte und Handelsstrukturen fördern. Zu diesem Ergebnis kommt eine empirische Studie, in der Agrarökonomen des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) und der Christian-Albrechts-Universität in Kiel die Funktionsfähigkeit osteuropäischer Getreide-, Milch- und Fleischmärkte untersucht haben.
IAMO-Angaben zufolge werden seit Ende des letzten Jahrzehnts wegen Instabilitäten auf den Finanzmärkten und bestimmten Phänomenen auf den internationalen Agrarrohstoffmärkten verstärkt staatliche Markteingriffe gefordert. Eine besondere Bedeutung komme dabei den osteuropäischen Transformationsländern mit ihrem nur eingeschränkt funktionierenden institutionellen Regelwerk zu.
Nach Einschätzung der beteiligten Wissenschaftler ist zwar unstrittig, dass ein eingeschränktes Funktionieren von Märkten beziehungsweise Marktversagen notwendige staatliche Markteingriffe rechtfertigen kann; auf der anderen Seite bestehe durch nicht-marktkonforme Eingriffe des Staates in die Preisbildung und Ausübung von Marktmacht aber die erhebliche Gefahr, dass Agrarmärkte nicht besser sondern schlechter funktionierten.
Anhand der Ergebnisse mehrerer wissenschaftlicher Untersuchungen hat sich nach Angaben der beteiligten Wissenschaftler gezeigt, dass politisch verordnete Markteingriffe in die Weizenmärkte Russlands, der Ukraine und Serbiens ineffizient sind und aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zu hohen ökonomischen Kosten führen. Auf den Agrarmärkten in Serbien und Russland sei beispielsweise das Ziel einer Verbraucherpreisstabilisierung ungeachtet solcher Maßnahmen gänzlich verfehlt worden. Vielmehr habe man der Ernährungsindustrie die Möglichkeiten eröffnet, sich durch eine geschickte Lagerhaltungs- und Fehlinformationspolitik zu Lasten der Verbraucher zusätzliche Profite anzueignen. (AgE)